March 11, 2011

Symbiotische Inkulturation des Zynismus am Nil



The Hiram Key pt 7

pt 1 Brüderliche Liebe durch mystische Genossenschaft
pt 2 Leere Ka[rdi]näle ohne Wasser, zynische Betrüger
pt 3 Römisches Regime: Schmelztiegel der Ideologien
pt 4 Jesus 325 nach Christus in Nicäa zum Gott gewählt
pt 5 Das Puzzle um Abraham und die Schäfer-Könige
pt 6 Mächtige Mysterien, die Geheimhaltung erfordern
pt 8 Lieber sterben als das heilige Vertrauen verraten
pt 9 Magier, die Steine zum Reden bringen konnten
pt 10 Macht der Loge als Basis für stabile Entwicklung
pt 11 Schwammige Gottheiten für jeden Geschmack
pt 12 Qumraner-Mönche Vorbild römischer Ordensritter
pt 13 Politikmagier die das kulturell Heilige verkörpern
pt 14 Verantwortlich für 2000 Jahre Antisemitismus
pt 15 Wie Paul das Christentums erfand
pt 16 Jahbulon in Ordo-Templi-Orientis-Ritualen
pt 17 Inquisitorischer, mörderischer Kreuzigungskult
pt 18 Freimaurer als Erben der echten Lehren Jesu
pt 19 Freimaurer-Netzwerk mit 100.000 Terrorzellen


S. 135 f.) Märtyrerkult um Osiris

Das Buch hieß "Das Geheimnis des Orion" und war von Robert Bauval und Adrian Gilbert geschrieben. Bauval und Gilbert wiesen wohlbelegt nach, dass die Pyramiden von Giseh mit voller Absicht dem Sternbild des Orion nachgebaut wurden. [...] In Ägypten ist der neue König, der Horus, der Morgenstern und erhebt sich (wie der Freimaurer) von einem symbolischen Totenbett. [...]
Sets brutaler Mord an seinem Bruder Osiris, der zur Auferstehung und Auffahrt zu den Sternen führte, ist ein sehr frühes Beispiel für den Lohn unschuldigen Leidens. Osiris' Schicksal schenkte den unteren Schichten der Bevölkerung Hoffnung und gab dem Leiden Bedeutung und Zweck.
Der Kult des Osiris wurde zu einem bescheidenen Bestattungskult, der auch den unteren Schichten der Bevölkerung zugänglich war. Cohn bemerkte in seinem Buch "Cosmos, Chaos and the World to Come":

"Während andere Götter auf ihre Tempel beschränkt waren, konnte jeder überall Osiris neben dem lokalen Gott anbeten."

Nehmen Sie als Schicksal einfach "seine Kreuzigung", und diese Beschreibung würde auf Jesus, den Christus, zutreffen.

S. 140 f.) Echtheit mystischer Helden ist irrelevant

Nachdem wir den dritten Grad der Freimaurerei erlangt hatten, also Meistermaurer waren, machten uns die Hinweise auf Hiram Abif und das Alte Testament ziemlich stutzig.
Der Verehrungswürdige Meister sagt folgendes, wenn er den Kandidaten mit dieser alten Figur vertraut macht:

"Der Tod birgt nicht den gleichen Schrecken wie der Makel der Falschheit und der Entehrung.
In den Annalen der Freimaurer steht ein großartiges Beispiel für unerschütterliche Treue bis in den frühen Tod: das unseres Großmeisters Hiram Abif, der sein Leben verlor, bevor er den Tempel König Salomos vollenden konnte, dessen oberster Baumeister er war, wie du zweifellos weißt."

Hier herrscht offenbar die Annahme, dass der gebildete Kandidat diese Person kennen müsste, wahrscheinlich aus der Bibel. Keiner von uns beiden hatte jemals von diesem Menschen gehört, und bis jetzt hat noch keine Version der Bibel, die uns unterkam, den Baumeister von Salomos Tempel erwähnt. Weil Hiram, der König von Tyrus, die Arbeitskräfte und das Zedernholz dazu lieferte, hat man diese beiden in Verbindung gebracht, aber abgesehen von der Tatsache, dass sie den gleichen Namen haben, gibt es keine Verbindung.
Wie alle Freimaurer, die wir kennen, akzeptieren auch wir die Echtheit dieses Helden der Freimaurer, obwohl wir wissen, dass er nirgendwo als Beteiligter am Bau des salomonischen Tempels genannt wird. [...]
Seltsamerweise tauchte Hiram Abif selbst aus der Vergangenheit auf, um uns zu finden!


S. 141 ff.) Und diesen folgten weit gebildetere Leute

Als wir uns durch die Entwicklungsstadien Ägyptens arbeiteten, kamen wir auch an den Punkt, der als Tiefpunkt in der Geschichte dieser Nation angesehen wird. Gegen Ende des mittleren Bronzezeitalters, also gegen Ende des dritten Jahrtausends vor Christus, stellte sich in Ägypten ein Niedergang ein. Die Regierung war schwach, und die Gesellschaft brach auseinander. Fremde aus der Wüste überfielen das Land, Raub wurde üblich, und die offene, entspannte Lebensweise der Menschen wurde durch Misstrauen und die Machtlosigkeit des Staates ersetzt. Langsam versickerten der Geist und die Energie, die Ägypten groß gemacht hatten, und machte das Land schutzlos. Eine Invasion war unausweichlich, und Ägypten wurde von einem Volk unterdrückt, das man die "Hyksos" nannte. Die Hyksos kamen nicht plötzlich den Nil hinaufgesegelt und verlangten die Kapitulation, nein, dieser Prozess lief viel subtiler ab. Sie unterwanderten über einen langen Zeitraum das Land und zwangen den beiden Ländern erst ihre Kontrolle auf, als sie sich stark genug fühlten.
Es gibt genaue Daten für diesen Verlust nationaler Selbstbestimmung, den man heute als "zweite Zwischenzeit" bezeichnet. Sie dauerte von 1786 bis 1567 v.Chr. und befand sich am Ende der Phase der ägyptischen Geschichte, die wir heute Mittleres Reich nennen.

Wir fanden heraus, dass der Name "Hyksos" in Wirklichkeit nicht "Schäfer-Könige" bedeutete, sondern aus dem ägyptischen Wort "Hikau-Khoswet" abgeleitet war, das einfach "Wüstenprinzen" heißt.
Man glaubt, dass es sich um eine Gruppe aus mehreren asiatischen Völkern handelte, die zum Großteil Semiten waren und aus Syrien und Palästina kamen. Ihre endgültige Machtergreifung stieß auf Widerstand, was zur Folge hatte, dass ein paar Städte, die sich nicht ergeben wollten, niedergebrannt wurden. Tempel wurden auch zerstört, und der Höhepunkt war das Schleifen der Hauptstadt Memphis im Jahr 1720 v.Chr. Diese Hyksos glaubten nicht an Ma'at, und als sie an die Macht wollten, gingen sie äußerst grausam gegen jeden vor, der ihnen im Wege stand, aber nachdem sie erst einmal fest im Sattel saßen, konnte man gut mit ihnen fertig werden, und die ägyptische Beamtenschaft scheint mit ihnen zusammengearbeitet zu haben. Im 18. Jh. v.Chr. hatten sie ihren Herrschaftsbereich dann bis nach Oberägypten ausgedehnt.

Dieses sogenannte Volk der Hyksos stammte größtenteils aus den Ländern, die wir heute unter den Namen Israel und Syrien kennen, und es redete in der gleichen westsemitischen Sprache wie das Volk, das später unter dem Namen Israeliten bekannt werden sollte. Sofort stellten wir uns eine Frage: Waren diese Hyksos etwa Juden?
Die Antwort darauf war ein entschiedenes Nein, denn zu dieser Zeit gab es das Judentum noch gar nicht. Die verstreut lebenden Nomaden, die die Ägypter Habiru (Hebräer) nannten, waren ein Mischmasch aus asiatischen Semiten, die zwar alle die gleiche Sprache sprachen, aber auf keinen Fall ein eigenes Volk darstellten. Aber es ist sehr wohl möglich, dass die Völker der Hyksos/Habiru zu einem späteren Zeitpunkt den Kern des Stammesbundes bildeten, aus dem dann die Stämme Israels und schließlich das jüdische Volk entstanden. Es gibt mehrere Gründe, warum wir glauben, dass es eine direkte Verbindung zwischen den Hyksos und den Juden gibt. Nicht zuletzt die Tatsache, dass die erste Erwähnung des jüdischen Volkes in der Bibel exakt mit dem Zeitpunkt zusammenfällt, zu dem die Ägypter die Hyksos aus ihrem Land jagten – nach Jerusalem!

Geologische Forschungen haben in jüngster Zeit Beweise dafür geliefert, dass die Wüstenlandschaft im Mittleren Osten noch gar nicht so alt ist und dass noch vor fünf- oder sechstausend Jahren das Gebiet außerhalb der ägyptischen Grenzen ein wesentlich grüneres und fruchtbareres war. Man kann in Aufzeichnungen lesen, dass im Laufe des zweiten Jahrtausends v.Chr. plötzlich dramatische klimatische Veränderungen eintraten, die fast im gesamten Nahen Osten Dürre verursachten.
Da sie an das Prinzip des Ma'at glaubten, verhielten sich die Ägypter großzügig, versorgten die wandernden Habiru mit Wasser und überließen ihnen Land zum Grasen für ihre Schafe, wenn die Bedingungen außerhalb des Nildeltas unerträglich wurden. In Genesis 12:10 wird das beispielhaft so formuliert:

"Es kam aber eine Hungersnot über das Land. Da zog Abram nach Ägypten hinab, um dort eine Weile zu verbleiben, denn die Hungersnot lastete schwer auf dem Lande."

In der Zeit des Niedergangs der ägyptischen Gesellschaft kontrollierte man diese wasserhungrigen Asiaten nur wenig, und sie strömten in großer Zahl in das Land und mussten nicht wieder weiterziehen, wenn ihre Bedürfnisse gestillt waren. Da das Land keine Einwanderungspolitik betrieb, wurde es von diesen Nomadenvölkern überrannt – und diesen folgten weit gebildetere Leute, die eine Gelegenheit erkannten, aus der allgemeinen Verwirrung Gewinn zu ziehen. Diese semitischen Städtebauer, die Hyksos, waren viel kriegerischer als die überheblichen Ägypter und besaßen hochentwickelte Waffen, wozu auch Streitwagen gehörten, die von Pferden gezogen wurden. Das erlaubte ihnen zu nehmen, was sie wollten, ohne dass ihnen von den friedliebenden Einheimischen nennenswerter Widerstand entgegengebracht wurde.


S. 144) Es ist wahrscheinlich, dass die Stämme der Habiru während der Hyksos-Ära einen höheren gesellschaftlichen Status hatten und sich ans Stadtleben gewöhnten. Vor dieser Zeit konnte ein Wüstenhirt nur dann in den Genuss des Stadtlebens kommen, wenn er sich bei einer ägyptischen Familie als Sklave verdingte. Dieses Arrangement war nicht Sklaverei in dem Sinne, wie man es sich heute vorstellt – es war eher ein lebenslanges Dienstbotenverhältnis. Der Lohn war bestimmt nicht sonderlich hoch, aber die Lebensqualität dafür weit besser.
Nachdem die Hyksos-Könige erst einmal fest im Sattel saßen, begannen sie damit, den Tempelbau zu fördern. Auch Statuen, Reliefs, Skarabäen, Kunstwerke und ein paar der schönsten, besten literarischen und technischen Meisterwerke dieser Zeit entstanden unter ihrer Ägide. Die Hyksos brachten anscheinend selbst kein kulturelles Erbe mit, sondern übernahmen schnell die ägyptischen Verhaltensweisen.
Diese neuen Herrscher begannen ihre Namen in Hieroglyphen zu schreiben, übernahmen die traditionellen Titel der ägyptischen Könige und gaben sich sogar ägyptische Namen. Zuerst herrschten die Hyksos nur über Unterägypten, das größere und blühendere der beiden Länder. Das geschah von der neu erbauten Stadt Avaris aus, wo sie als ihren Staatsgott eine Gottheit übernahmen, die in dem Gebiet, wo sie zuerst gesiedelt hatten, sehr verehrt wurde. [...] Später beherrschten sie beide Länder von der alten Hauptstadt Memphis aus.
Man kann durchaus sagen, dass es sich um eine symbiotische Beziehung handelte, denn die Eroberer erlernten Kultur und theologische Feinheiten, und die Ägypter bekamen im Gegenzug Streitwagen und andere neue Waffen wie Bögen und Bronzeschwerter, die ihre alten Waffen ersetzten. Außerdem erlernten sie noch eine weitere, ausgesprochen wichtige Sache von den Hyksos: Zynismus/Misstrauen. Sie waren in der Vergangenheit viel zu vertrauensselig und leichtlebig gewesen und hatten sich nur wenig um die Verteidigung ihres Landes gekümmert. Die Erfahrung der Hyksos-Periode erteilte ihnen eine wertvolle Lektion, und das Ergebnis war eine neue positive Einstellung, die den Grundstein für die Wiederherstellung des ägyptischen Staatswesens im Neuen Reich legte.


S. 145) Geheime Schwelle der Vergottung *)

Obwohl sie die alte Hauptstadt Memphis verloren hatten, überlebten ein paar Angehörige der rechtmäßigen alten ägyptischen Monarchie in Theben, einer Stadt in Oberägypten. Aus den Aufzeichnungen geht klar hervor, dass die Thebaner sich der Oberhoheit ihrer asiatischen Herrscher beugten und mit ihnen anscheinend auf gutem Fuß standen. Mit der Zeit übernahmen die Könige der Hyksos immer mehr von der ägyptischen Kultur und ihren religiösen Praktiken, was unausweichlich zu einem großen Problem führte.
Die Invasoren gaben sich nicht mehr nur mit der Macht über die Körper ihrer Untertanen zufrieden, sie wollten jetzt auch geistige Herrschaft. [...]
Wir sind der Meinung, dass sich moderne Ägyptologen diesem Thema noch nicht intensiv genug gewidmet haben. Wir wissen ja inzwischen, dass es während der Krönungszeremonie einen ganz besonderen Punkt gab, nach dessen Überschreiten der neue Horus unangreifbar wurde, aber die Möchtegern-Pharaonen der Hyksos waren trotz ihrer Macht über den Staat und ihrer religiösen Anbiederung von dieser ultimativen Krönung ausgeschlossen. Wie konnte nun ein Fremder seinen Namen einfach von Khyan in Seuserenre ändern und sich selbst als Horus hochstilisieren, ohne den hochgeheimen Initiationsprozess, der nur den wahren Königen Ägyptens und ihrem Allerheiligsten bekannt war, durchzumachen? Die Antwort darauf lautet schlicht, dass er es nicht konnte.
Es ist wider alle Vernunft zu denken, dass die Ägypter ihre größten Geheimnisse mit diesen groben Fremden geteilt hätten [...] Oberflächlich gesehen war das Verhältnis zwischen den Ägyptern und ihren neuen Herren gut, aber unter dieser Oberfläche muss ein tiefer Groll geschwelt haben. [...]

*) "Gesche führte 1968 eine Differenzierung der Divinisierungsterminologie ein, die jedoch von den meisten als zu scharf angesehen wurde. Nach Gesche sollte unter Vergöttlichung die Zuerkennung und Ausführung von Ehrungen verstanden werden, wie sie zwar ähnlich für Götter üblich waren, durch die aber der Geehrte trotz Divinisierung nicht sakralrechtlich unter die Staatsgötter erhoben wurde, sondern nur eine gewisse Rangerhöhung im menschlich-politischen Bereich erhielt (terminus technicus: isoteoi timai).
Vergottung sollte hingegen die offizielle, von Staats wegen erfolgende und durch das Sakralrecht des Staates sanktionierte Aufnahme eines Menschen unter die Staatsgötter meinen. Um von Vergottung sprechen zu können, müssten jene Kriterien erfüllt sein, die auch bei den übrigen Staatsgöttern gegeben sind: das Vorhandensein a) eines Kultnamens, b) einer Kultstätte und c) eines funktionierenden Kultes, d.h., speziell auf Rom bezogen, das Amtieren eines staatlichen Priesters. Laut Gesche sollte gelten, dass ehe der Kult nicht bis in alle Einzelheiten in Kraft getreten sei, praktisch die letzte Anerkennung als Staatsgott fehlte. Besonders deutlich würde dieser Sachverhalt bei der Schaffung eines neuen Gottes, bei der consecratio der römischen Kaiser."


S. 146 ff.) Der Christus der Freimaurer

Unser Bedürfnis, das Wesen der Freimaurerei zu verstehen, war immer ein Ziel, das wir meinten, durch die Untersuchung des Symbolismus zu erreichen. Nicht in unseren kühnsten Träumen hätten wir jedoch daran gedacht, dass es sich als ein Mensch von Fleisch und Blut herausstellen würde. [...] Nachdem die Hyksos-Könige in 3. oder 4. Generation in Ägypten geboren waren und die ägyptische Religion angenommen hatten, kann man sicher sein, dass sie das Gefühl hatten, ein Recht auf die Geheimnisse des Horus zu haben – schließlich betrachteten sie sich ja als Horus. Und was noch wichtiger war: Auch sie wollten nach ihrem Tod zu Osiris werden und bis in alle Ewigkeit als Stern leuchten. Nachdem sie schon Könige von Ägypten geworden waren, warum sollten sie als Kanaaniter sterben, wenn der Tod als Horus ihnen ewiges Leben bescherte?
Es war eine komplexe und interessante Periode, und wir schauten uns immer wieder alle Beteiligten genau an. Etwas an der Periode im allgemeinen und an der Haltung und den Taten des wahren ägyptischen Königs – Seqenenre Tao II. – setzte sich in Chris' Kopf fest. [...]
Monatelang beschäftigte sich Chris mit dieser Periode und suchte nach Beweisen, die sein Hirngespinst bestätigen oder ad absurdum führen würden. Doch allmählich wurde dieses Hirngespinst zu einer soliden Spur.
Er berichtet selbst: Ich wusste, dass der Hyksos-König auch unter dem Namen Apophis bekannt war, und diese Namensgebung war so bedeutsam, dass ich auf die Idee kam, er könnte in einen spirituellen Kampf verwickelt gewesen sein, der nichts anderes war als die Wiederholung der Staatsgründung durch Osiris, Isis und Horus. Ich kam zu der Überzeugung, dass Apophis der Mann war, der entschlossen war, sich die Geheimnisse der wahren ägyptischen Könige anzueignen – ganz egal, wie.

Die Hyksos waren kriegerisch und egozentrisch. Sie verehrten Set als ihren Hauptgott – Set, der seinen Bruder Osiris, den Gott, mit dem sich jeder ägyptische König nach seinem Tod vereinigte – ermordete.
Indem sie sich mit Set identifizierten, demonstrierten die Hyksos ihre Verachtung für das ägyptische Volk und ihre eigene Verbundenheit mit den Kräften des Bösen. Das Konzept des Ma'at muss Apophis verrückt vorgekommen sein und symptomatisch für die "Verweichlichung", die die Ägypter ihr Land gekostet hatte. Das Gegenteil des Ma'at wurde "Isfet" genannt, und es stand für negative Kräfte wie Selbstsucht, Falschheit und Ungerechtigkeit. In der ägyptischen Mythologie war der Herrscher dieser Verkörperungen des Isfet ein böser, drachenähnlicher, monströser Schlangengott mit Namen Apophis. Ich war fassungslos, als ich herausfand, dass diese böse Macht den gleichen Namen trug wie der König der Hyksos.
Zu den Beinamen dieses Anti-Ma'at-Monsters gehörten unter anderem "Er, der böse aussieht" und "Er, der einen schlechten Charakter hat". Für die Ägypter war er die Verkörperung des Chaos.
Die Schlange, nach der sich der Hyksos-König selbst benannt hatte, wurde als blind und taub für alles abgebildet. Sie konnte nur durch die Dunkelheit schreien und wurde jeden Morgen von der aufgehenden Sonne verjagt.

Es ist kein Wunder, dass sich jeder Ägypter am meisten vor dieser bösen Schlange fürchtete. Wenn Apophis in einer Nacht die Schlacht gegen Re gewann, gab es nämlich kein Morgen mehr. Um sich vor dieser ständigen Bedrohung zu schützen, wurden täglich Liturgien in den Tempeln des Sonnengottes gelesen, um ihn in diesem ewigen Kampf zwischen den Kräften des Lichtes und den Mächten der Finsternis zu unterstützen.

Ich fand heraus, dass man eine ganze Sammlung von Liturgien ausgegraben hat, die sich unter dem Titel "Das Buch der Überwindung des Apophis" zusammenfassen lassen. Das war ein geheimes Buch, das im Tempel unter Verschluss war und Hunderte von Zaubersprüchen enthielt, um das Böse in Gestalt des Apophis abzuwehren.
Da gab es Anweisungen, wie man Wachsfiguren der Schlange herstellte, die man zu einer formlosen Masse zertreten oder sie ins Feuer werfen oder mit Messern zerstückeln musste. Ein Priesternovize musste diese Rollen jeden Tag morgens, mittags und abends studieren – und besonders in Augenblicken, wenn die Sonne durch Wolken verdeckt war.
Im Alltag der Ägypter gab es keinen größeren Schrecken als Apophis, den Geist der Dunkelheit.
Sechshundert Kilometer südlich der Stadt Avaris gab es in Theben weiterhin ägyptische Könige, die sich allerdings der Macht der Hyksos beugten und den Steuereintreibern des Apophis alles bezahlten, was verlangt wurde. Obwohl sie isoliert und verarmt waren, mühten sich die Thebaner, die Bräuche des Mittleren Königreiches zu bewahren. [...] Dieses kleine Stadtkönigreich begann sich aus der Depression und Unrechtsordnung zu lösen und war entschlossen, sich gegen die Asiaten in Unterägypten zu behaupten.
Meine Idee war, dass Apophis im 34. Jahr seiner Herrschaft dem König von Theben befahl, ihn in das Geheimnis der Osiriswerdung einzuweihen, damit ihm das ewige Leben zuteil würde, auf das er als "rechtmäßiger" König der beiden Länder ein Anrecht hatte.
Der thebanische König, Seqenenre Tao II., war ein unnachgiebiger junger Mann, der sich selbst als Horus ansah und nicht im mindesten daran interessiert war, sein Geburtsrecht mit jemandem zu teilen – und schon gar nicht mit einem bärtigen Asiaten, der hieß wie die "Schlange der Dunkelheit".

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