September 30, 2010

Eine bis heute bewundernswerte Weitsicht



Christopher Hitchens 2007: God is not great

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S. 278-304) Die jesuitische Utopie

Das Wort "totalitär" wurde wohl erstmals von dem marxistischen Dissidenten Victor Serge verwendet, der entsetzt war über die Folgen des Stalinismus in der Sowjetunion. Die säkulare jüdische Intellektuelle Hannah Arendt, die der Hölle des Dritten Reiches entkommen war, machte den Begriff mit ihrem Buch The Origins of Totalitarianism bekannt. Dieser Begriff zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er "gewöhnliche" Formen der Tyrannei, die von ihren Untertanen lediglich Gehorsam einfordern, von absolutistischen Systemen abgrenzt, die vom Bürger erwarten, dass er ausschließlich Untertan ist, sein Privatleben und seine Persönlichkeit vollständig dem Staat oder dem obersten Führer hingibt.

Von dieser Definition ausgehend, liegt die erste Folgerung auf der Hand. Im Verlauf der Menschheitsgeschichte war die Vorstellung eines totalen oder absoluten Staates meist eng mit der Religion verknüpft. Ein Baron oder ein König zwang seine Untertanen dazu, Steuern zu zahlen oder in seiner Armee zu dienen, und für gewöhnlich hatte er auch Priester an der Hand, die das Volk an seine Pflichten erinnerten. Doch die wahrhaft schreckliche Tyrannei ist eine, die auch Herz und Kopf ihrer Untertanen einfordert. Seien es nun die östlichen Monarchien Chinas, Indiens oder Persiens, die Reiche der Azteken oder Inkas oder die mittelalterlichen Höfe Spaniens, Russlands oder Frankreichs: fast immer waren die Diktatoren auch Götter oder Kirchenführer. Man schuldete ihnen mehr als bloßen Gehorsam: jede Kritik an ihnen war von vornherein profan, und Millionen von Menschen lebten und starben in blanker Angst vor einem Herrscher, der sie aus einer Laune heraus zu einem Blutopfer auswählen oder zum ewigen Fegefeuer verdammen konnte. Der kleinste Verstoß gegen einen Feiertag, einen heiligen Gegenstand oder eine Vorschrift zur Sexualität, zur Ernährung oder zur sozialen Stellung konnte einen Untertanen ins Unglück stürzen.
Das totalitäre Prinzip, das häufig als systematisch beschrieben wird, zeichnet sich gleichzeitig durch Willkür aus. Die Regeln konnten sich jeden Augenblick ändern, und die Herrscher hatten den Vorteil, dass ihre Untertanen nie sicher sein konnten, ob sie gerade dem aktuellen Gesetz genügten oder nicht. Die wenigen Ausnahmen im Altertum – etwa das Athen des Perikles, mit all seinen Unzulänglichkeiten – wissen wir heute so zu schätzen, weil es sich um die seltenen Momente handelt, in denen die Menschen nicht in permanenter Angst vor einem Pharao, vor Nebukadnezar oder Darius lebten, deren Worte heiliges Gesetz waren.

Das galt auch dann noch, als das göttliche Gesetz der Despoten nach und nach moderneren Varianten Platz machte. Der Vorstellung eines utopischen Staates auf Erden, modelliert nach einem himmlischen Ideal, ist nur schwer beizukommen, und Menschen haben sich im Namen dieses Ideals zu furchtbaren Verbrechen hinreißen lassen. Einer der ersten Versuche, eine ideale paradiesische Gesellschaft zu erschaffen, in der alle Menschen gleich sind, war der von Missionaren in Paraguay gegründete totalitäre sozialistische Jesuitenstaat. Er verband ein Höchstmaß an Egalitarismus mit einem Höchstmaß an Unfreiheit und ließ sich nur mit einem Höchstmaß an Angst aufrechterhalten. Das hätte jedem, der die menschliche Spezies zu perfektionieren suchte, eine Warnung sein sollen. Doch dieser Wunsch – die Wurzel und die Quelle des totalitären Antriebs – ist im Wesentlichen ein religiöser.

George Orwell, der asketische Atheist, dessen Romane uns eine bleibende Vorstellung davon vermitteln, wie sich das Leben in einem totalitären Staat anfühlen könnte, hegte da keinerlei Zweifel. "Vom totalitären Standpunkt," schrieb er 1946 in seinem Essay "Zur Verhinderung der Literatur", "ist Geschichte eher etwas, das immer neu geschaffen statt gelehrt werden muss. Der totalitäre Staat ist praktisch eine Theokratie, und seine herrschende Klasse muss als unfehlbar erscheinen, um ihre Position zu behaupten."
Man beachte, dass er dies in einem Jahr schrieb, in dem er nach zehn Jahren Kampf gegen den Faschismus seine Geschütze stärker auf die Sympathisanten des Kommunismus ausrichtete.
Wer der totalitären Denkart anhängt, muss nicht unbedingt eine Uniform tragen und eine Keule oder eine Peitsche bei sich führen. Er muss nur seine eigene Unterwerfung wollen und sich an der Unterwerfung anderer erfreuen. Ein totalitäres System fordert nichts anderes als die unterwürfige Glorifizierung eines perfekten Führers, die Hingabe aller Privatheit und Individualität, insbesondere in Fragen der Sexualität, und die Denunzierung und Bestrafung von Sündern – zu ihrem eigenen Wohl natürlich. Das sexuelle Element ist wahrscheinlich entscheidend, denn die enge Verbindung zwischen Repression und Perversion, die schon Nathaniel Hawthorne in Der scharlachrote Buchstabe beschrieb, erschließt sich auch dem behäbigsten Beobachter.

In der frühen Menschheitsgeschichte war das totalitäre Prinzip gang und gäbe.
Die Staatsreligion gab eine umfassende und "totale" Antwort auf sämtliche Fragen, von der Stellung in der sozialen Hierarchie bis hin zu Regelungen in Sachen Ernährung und Sexualität. Sklave oder kein Sklave, der Mensch war Eigentum, und die Geistlichkeit stärkte den Absolutismus. Orwells originellste Projektion der totalitären Idee – das "Gedankenverbrechen" – war eine ständige Gefahr.
Ein unreiner Gedanke, zumal ein häretischer, konnte dazu führen, dass dem Betreffenden bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen wurde. Wer beschuldigt wurde, von Dämonen besessen zu sein oder mit dem Bösen in Kontakt zu stehen, wurde unweigerlich auch verurteilt. Wie höllisch das Ganze war, erkannte Orwell schon in seiner von christlichen Sadisten geführten Schule, in der man nie wissen konnte, wann man gegen die Regeln verstoßen hatte. Egal was man tat und wie vorsichtig man auch war – dauernd holten einen Sünden ein, von denen man gar nichts wusste.
So eine grauenhafte Schule lässt man irgendwann hinter sich – traumatisiert fürs Leben, wie Millionen anderer Kinder – doch der Welt der Erbsünde, der Schuldkomplexe und des Schmerzes kann man nach religiös-totalitärer Sichtweise nicht entkommen. Nach unserem Tod erwarten uns unzählige Strafen. Extreme religiöse Totalitaristen wie Johannes Calvin, der seine furchtbare Doktrin dem Augustinus entlehnt, behaupten, dass schon vor unserer Geburt unendlich viele Strafen auf uns warten können. Vor langer Zeit sei festgelegt worden, welche Seelen erwählt werden sollen, wenn die Zeit komme, die Schafe von den Ziegen zu trennen. Gegen dieses einstige Urteil sei kein Einspruch möglich, und keine guten Werke oder Glaubensbekundungen könnten den retten, der nicht das Glück habe, auserwählt zu sein. Calvins Genf war der Inbegriff eines totalitären Staates, Calvin selbst ein Sadist, Folterer und Mörder, der Michael Servetus, einen der großen Denker und Gelehrten seiner Zeit, bei lebendigem Leib verbrennen ließ.
Welches Elend Calvins Anhängern durch die lebenslange Sorge darum auferlegt wurde, ob sie nun erwählt waren oder nicht, ist in George Eliot Adam Bede ebenso treffend dargestellt wie in einer alten englischen Satire gegen andere Sekten, von den Zeugen Jehovas bis hin zu den Brüdern von Plymouth, die waghalsig behaupteten, sie seien die Auserwählten und ihnen allein sei die genaue Zahl derer bekannt, die dem Fegefeuer entrissen würden:

"Wir sind die Reinen, auserkoren, verdammt sind alle andern.
Die dürfen in der Hölle schmoren, wir in den Himmel wandern."

Das Leben eines harmlosen, aber ängstlichen Onkels von mir wurde genau auf diese Art ruiniert. Heute gehört Calvin scheinbar einer fernen Vergangenheit an, doch diejenigen, die in seinem Namen Macht an sich rissen und ausübten, weilen unter sanfteren Bezeichnungen wie Presbyterianer und Baptisten noch unter uns. Der Impuls, Bücher zu zensieren und zu verbieten, Abweichler zum Schweigen zu bringen, Außenseiter zu verdammen, in die Privatsphäre anderer einzudringen und sich auf eine exklusive Erlösung zu berufen, liegt im Wesen des Totalitarismus. Der Fatalismus im Islam, nach dem Gott alles im Voraus festgelegt hat, bietet hier einige Abknüpfungspunkte, denn auch er leugnet die menschliche Autonomie und Freiheit gänzlich und vertritt die arrogante Überzeugung, dass sein Glaube alles umfasst, was ein Mensch wissen muss.

Als sie im Jahr 1950 die große antitotalitäre Anthologie des 20. Jh. veröffentlichten, mussten die beiden Herausgeber über den passenden Titel nicht lang nachdenken. Sie nannten sie The God That Failed (Ein Gott, der keiner war). Einen der beiden kannte ich persönlich, weil ich hin und wieder für ihn arbeitete, den britischen Sozialisten Richard Crossman. In der Einleitung zu dem Buch schreibt er:

"Für den Intellektuellen sind materielle Annehmlichkeiten verhältnismäßig unwichtig, er legt am meisten Wert auf die geistige Freiheit. Die Stärke der katholischen Kirche hat immer darin gelegen, dass sie ein kompromissloses Opfer dieser Freiheit verlangt und den geistigen Hochmut als eine Todsünde verdammt.
Der kommunistische Novize, der seine Seele dem kanonischen Gesetz des Kremls unterwirft, empfand etwas von der Erlösung, die der Katholizismus ebenfalls den vom Vorrecht der Freiheit ermatteten und geplagten Intellektuellen bringt."

Das einzige Buch, das bereits im Vorfeld, nämlich ganze 30 Jahre davor, vor dieser Entwicklung gewarnt hatte, war ein schmales, aber hervorragendes Bändchen, das 1919 unter dem Titel The Practice and Theory of Bolshevism herauskam (Die Praxis und Theorie des Bolschewismus). Lange bevor Arthur Koestler und Richard Grossman im Rückblick die Trümmer begutachteten, wurde darin mit einer bis heute bewundernswerten Weitsicht die gesamte Katastrophe vorhergesagt. Der sarkastische Analyst der neuen Religion, Bertrand Russell, war als Atheist weitaus hellsichtiger als viele naive "christliche Sozialisten", die in Russland die Anfänge eines neuen irdischen Paradieses zu erkennen meinten. Seine Weitsicht überstieg auch die der anglikanischen Kirche seines Heimatlandes England, wo die anerkannte überregionale Zeitung, die Londoner Times, die russische Revolution aus den Protokollen der Weisen von Zion erklärte. Diesen ungeheuerlichen, von russisch-orthodoxen Geheimpolizisten fabrizierten Text legte übrigens die offizielle Druckerei der anglikanischen Kirche, Eyre & Spottiswoode, neu auf.
Wenn man bedenkt, wie lange die Religionen schon Diktaturen auf Erden zuarbeiten und die absolute Kontrolle im Jenseits ankündigen, wie sind sie da mit den "säkularen" totalitären Regimen unserer Zeit umgegangen? Betrachten wir zunächst in dieser Reihenfolge den Faschismus, den Nationalsozialismus und den Stalinismus.

Die Bewegung des Faschismus, Vorläufer und Modell des Nationalsozialismus, glaubte an eine organische und korporative Gesellschaft mit einem Führer – die Fasces, das um eine Axt gebundene Rutenbündel der Liktoren im alten Rom, symbolisierten Einheit und Autorität. Die aus dem Elend des Ersten Weltkriegs und einem Gefühl der Erniedrigung erstandenen faschistischen Bewegungen wollten die traditionellen Werte gegen den Bolschewismus verteidigen und hielten Nationalsozialismus und Frömmigkeit hoch. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass sie zuerst und mir besonderer Inbrunst in katholischen Ländern auftauchten, und ganz sicher ist es kein Zufall, dass die katholische Kirche dem Faschismus als Idee allgemein wohlwollend gegenüberstand. Die Kirche betrachtete den Kommunismus als ihren Todfeind, zumal sie in den höchsten Rängen von Lenins Partei auch noch ihren alten jüdischen Feind sitzen sah. Benito Mussolini hatte in Italien kaum die Macht an sich gerissen, als der Vatikan mit den Lateranverträgen von 1929 schon ein offizielles Bündnis mit ihm einging. Diese Verträge regelten, dass der Katholizismus zur einzigen anerkannten Religion in Italien wurde und eine monopolistische Macht über Fragen wie Geburt, Ehe, Tod und Ausbildung erhielt. Im Gegenzug drängte er seine Anhänger, Mussolinis Partei zu wählen. Papst Pius XI. befand, den Duce ("Führer") habe die Vorsehung geschickt. Wahlen spielten zwar in Italien auf lange Zeit keine Rolle mehr, doch die Kirche betrieb die Auflösung katholischer Zentrumsparteien und unterstützte eine Pseudopartei namens "Katholische Aktion", die in mehreren anderen Ländern Nachahmer fand. In ganz Südeuropa war die Kirche ein verlässlicher Verbündeter der Faschisten und half bei der Einsetzung faschistischer Regimes in Spanien, Portugal und Kroatien. General Franco in Spanien durfte seine Invasion und die Absetzung der gewählten Regierung mit dem großartigen Titel La Crujada, "Kreuzzug" verbrämen. Mussolinis Versuch, mit einem Einmarsch in Libyen, Abessinien (heute Äthiopien) und Albanien einen Abklatsch des Römischen Reichs zu errichten, wurde vom Vatikan unterstützt oder zumindest nicht kritisiert. Immerhin lebten in diesen Ländern entweder Nichtchristen oder wie in Osteuropa die falschen Christen. Den Einsatz von Giftgas und andere grausame Maßnahmen in Abessinen rechtfertigte Mussolini gar mit dem Hinweis auf das hartnäckige Festhalten seiner Bewohner am Monophysitismus, der die eine Natur Christi betont und von Papst Leo und dem Konzil von Chalkedon 451 verdammt worden war.

In Mittel- und Osteuropa stellte sich die Lage kaum besser dar. Der Militärputsch der extremen Rechten in Ungarn unter Admiral Horthy wurde von der Kirche ebenso begrüßt wie ähnliche faschistische Bewegungen in der Slowakei und in Österreich. (Das nationalsozialistische Marionettenregime in der Slowakei wurde sogar von dem Geistlichen Jozef Tiso geführt.)
Der österreichische Kardinal begrüßte begeistert den "Anschluss" seines Landes durch Hitler.
In Frankreich eignete sich die extreme Rechte den Slogan "Meilleur Hitler que Blum" an – lieber wollte man den deutschen rassistischen Diktator als den gewählten französischen sozialistischen Juden. Katholische Faschistenorganisationen wie Charles Maurras' Action Francaise und das Croix de Feu kämpften mit aller Macht gegen die französische Demokratie und machten keinen Hehl aus ihrer Abneigung, wodurch sich der Niedergang, der Frankreich seit der Aufhebung des Urteils gegen den jüdischen Hauptmann Alfred Dreyfus im Jahr 1899 erfasst hatte, ungehindert fortsetzte. Als die Deutschen Frankreich eroberten, halfen diese Kräfte eifrig bei der Verhaftung und Ermordung französischer Juden sowie bei der Deportation vieler weiterer Franzosen in die Zwangsarbeit. Das Vichy-Regime machte Zugeständnisse an die Geistlichkeit, indem es den Wahlspruch von 1789 – Liberté, Egalité, Fraternité – aus der Öffentlichkeit verbannte und durch das christliche Ideal Famille, Travail, Patrie ersetzte. Selbst in einem Land wie England, in dem sich die Sympathie für den Faschismus in Grenzen hielt, zog er dank katholischer Intellektueller wie T.S. Eliot und Evely Waugh in durchaus respektablen Kreisen ein ansehnliches Publikum an.

Die Blauhemdbewegung General O'Duffys im angrenzenden Irland, die zur Unterstützung Francos Freiwillige nach Spanien schickte, war völlig von der katholischen Kirche abhängig. Noch im April 1945 setzte sich Präsident Éamon de Valera, nachdem er die Nachricht vom Tod Hitlers erhalten hatte, seinen Zylinder auf, ließ seine Staatskarosse vorfahren und begab sich zur deutschen Botschaft in Dublin um zu kondolieren.
Diese und ähnliche Haltungen führten dazu, dass eine ganze Reihe katholisch dominierter Staaten von Irland bis Spanien den Vereinten Nationen nach deren Gründung zunächst nicht beitreten durften. Die Kirche hat sich bemüht, sich dafür zu entschuldigen, doch ihre Komplizenschaft mit dem Faschismus ist ein bleibender Makel in ihrer Geschichte. Dabei handelte es sich nicht so sehr um ein kurzfristiges Engagement, sondern vielmehr um eine feste Allianz, die erst zerbrach, als die faschistische Ära ihrerseits Geschichte geworden war.

Die Kapitulation der Kirche vor dem deutschen Nationalsozialismus verlief ungleich komplizierter, war aber kaum erhebender. Obwohl der Vatikan zwei wichtige Prinzipien mit Hitlers Bewegung gemein hatte – den Antisemitismus und den Antikommunismus – war ihm bald klar, dass der Nationalsozialismus auch für ihn eine Gefahr darstellte. Erstens handelte es sich um eine quasiheidnische Bewegung, die langfristig das Christentum durch pseudonordische Blutriten und auf der angeblichen Überlegenheit der arischen Rasse gründende finstere Rassenmythen ersetzen wollte. Zweites strebten die Nationalsozialisten die Vernichtung der Kranken, Versehrten und Geisteskranken an, und zwar nicht unter den Juden, sondern unter den Deutschen.
Es war ein Verdienst der Kirche, dass sie die Euthanasie von deutschen Kanzeln schon sehr früh ablehnte.
Hätte sich der Vatikan durchweg vom ethischen Prinzip leiten lassen, so hätte er sich nicht die nächsten fünfzig Jahre vergeblich um eine Erklärung und Entschuldigung für seine verachtenswerte Passivität und Trägheit bemühen müssen. "Passivität" und "Trägheit" sind an dieser Stelle vielleicht sogar die falschen Begriffe.
Wer beschließt, nichts zu tun, hat eine Entscheidung getroffen und vertritt eine Linie, und die Anpassung der Kirche in Form einer Realpolitik, deren Ziel es war, nicht etwa den Nationalsozialismus zu besiegen, sondern sich darin einzurichten, lässt sich leicht nachweisen und erklären.

Die erste diplomatische Übereinkunft, die Hitlers Regierung am 8. Juli 1933, wenige Monate nach der Machtergreifung, traf, war ein Vertrag mit dem Vatikan. Im Gegenzug für die unangefochtene Kontrolle über die Erziehung katholischer Kinder in Deutschland, die Einstellung der Nazipropaganda gegen Missbrauchsfälle in katholischen Schulen und Waisenhäusern und das Zugeständnis weiterer Privilegien an die Kirche ordnete der Heilige Stuhl die Auflösung der katholischen Zentrumspartei an und befahl den Katholiken knapp, sich jeglicher politischer Aktivität in allen Bereichen zu enthalten, die das Regime für tabu zu erklären gedachte.
In der ersten Kabinettssitzung nach Unterzeichnung dieser Kapitulation sagte Hitler, diese neuen Umstände seien vor allem im Kampf "gegen das internationale Judentum besonders bedeutungsvoll". Damit hatte er völlig recht. Wahrscheinlich konnte er sein Glück gar nicht fassen: 32 Millionen Katholiken, die unter dem Dritten Reich lebten und von denen viele Widerstand gegen den Aufstieg des Nationalsozialismus geleistet und große Zivilcourage bewiesen hatten, waren als politische Kraft ausgeschaltet. Ihr eigener Heiliger Vater hatte ihnen aufgetragen, dem schlimmsten Diktator der Menschheitsgeschichte freie Hand zu gewähren. Ab diesem Zeitpunkt wurden dem Staat die Kirchenbücher zugänglich gemacht, um festzustellen, wer nicht "rassisch rein" genug war, um der Verfolgung unter den Nürnberger Gesetzen zu entkommen.

Eine nicht weniger furchtbare Folge dieser Kapitulation war der moralische Kollaps der deutschen Protestanten, die einem Sonderstatus für Katholiken zuvorkommen wollten, indem sie dem "Führer" auf ihre Art entgegenkamen. Keine der protestantischen Kirchen ging allerdings so weit wie die katholische Hierarchie, die sogar Feiern zu Hitlers Geburtstag am 20. April anordnete.
Auf päpstliche Anweisung gestattete sich der Kardinal von Berlin an diesem Jubeltag zudem,

"namens der Oberhirten aller Diözesen Deutschlands Ihnen die herzlichsten Glückwünsche darzubringen.
Es geschieht dies im Verein mit den heißen Gebeten, die die Katholiken Deutschlands am 20. April an den Altären für Volk, Heer und Vaterland, für Staat und Führer zum Himmel senden."

Dieser Anweisung wurde gewissenhaft Folge geleistet.

Der Fairness halber sei erwähnt, dass diese skandalöse Tradition erst 1939 ins Leben gerufen wurde, dem Jahr also, in dem der Papst wechselte. Und der Fairness halber sei hinzugefügt, dass Papst Pius XI. stets die größten Zweifel am Hitler-System und seinem offenkundigen Hang zu radikaler Bösartigkeit hegte. So zog sich der Heilige Vater, als Hitler zum ersten Mal Rom besuchte, demonstrativ aus der Stadt in seine päpstliche Sommerresidenz zurück. Doch dieser kranke und schwache Papst war die gesamten 30er Jahre hindurch von seinem Staatssekretär Eugenio Pacelli hintergangen worden.
Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass mindestens eine päpstliche Enzyklika, in der die Besorgnis über die Misshandlung der Juden Europas wenigstens andeutungsweise zum Ausdruck kam, von Seiner Heiligkeit vorbereitet, von Pacelli, der eine andere Strategie im Sinn hatte, aber zurückgehalten wurde. Heute kennen wir Pacelli als Papst Pius XII., der nach dem Tod seines Vorgängers im Februar 1939 ins Amt kam.
Vier Tage nach seiner Wahl durch das Konklave – "In jüngerer Vergangenheit waren die Sedisvakanzen relativ kurz. Nach der Wahl von Gregor XVI., der 1831 nach 50-tägigem Konklave gewählt wurde, benötigten die Kardinäle für eine Wahl nie länger als vier Tage. So gilt z.B. die Wahl von Pius XII. 1939 als eine der kürzesten der Kirchengeschichte – sie dauerte nur 20 Stunden.
Das letzte Konklave 2005 zur Wahl Benedikt XVI. dauerte 26 Stunden ab dem Einzug des Kardinalskollegiums in die Sixtinische Kapelle." – setzte Seine Heiligkeit folgenden Brief auf:

"Dem Hochzuehrenden Herrn Adolf Hitler, Führer und Kanzler des Deutschen Reiches [...]
Wir legen [...] gleich zu Beginn Unseres Pontifikats Wert darauf, Ihnen zu versichern, dass Wir dem Ihrer Obsorge anvertrauten Deutschen Volke in innigem Wohlwollen zugetan bleiben [...]
In angenehmer Erinnerung an die langen Jahre, da Wir als Apostolischer Nuntius in Deutschland mit Freude alles daran setzten, um das Verhältnis zwischen Kirche und Staat im gegenseitigen Einvernehmen und hilfsbereiten Zusammenwirken beider Teile zu ordnen und zu gedeihlicher Weiterentwicklung zu bringen, richten Wir jetzt zumal auf die Erreichung solchen Zieles das ganz dringende Verlangen, welches die Verantwortung Unseres Amtes Uns eingibt und ermöglicht.
Wir geben Uns der Hoffnung hin, dass dieser Unser heißer Wunsch, der mit der Wohlfahrt des Deutschen Volkes und der wirksamen Förderung jeglicher Ordnung aufs Engste verbunden ist, mit Gottes Hilfe zu glücklicher Verwirklichung gelange."

Sechs Jahre nach diesem bösartigen und törichten Brief stand das einst wohlhabende und zivilisierte deutsche Volk vor Schuttbergen, während die gottlose Rote Armee auf Berlin zufegte. Doch ich erwähne diese Verbindung aus einem anderen Grund. Die Gläubigen sehen im Papst den Stellvertreter Christi auf Erden und den Hüter der Schlüssel des heiligen Petrus. Daran dürfen sie natürlich gern glauben und auch daran, dass Gott entscheidet, wann er die Amtszeit des einen Papstes beenden oder, was wichtiger ist, die Amtszeit eines anderen beginnen lassen möchte. Dies würde bedeuten, dass man den Tod eines nazifeindlichen und den Amtsantritt eines nazifreundlichen Papstes wenige Monate vor Hitlers Einmarsch in Polen und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs als Folge des göttlichen Willens betrachten müsste. Wenn man sich diesen Krieg genauer ansieht, so wird man feststellen, das 25% der SS-Mitglieder praktizierende Katholiken waren und dass keinem Katholiken wegen seiner Beteiligung an Kriegsverbrechen je mit der Exkommunizierung gedroht wurde. (Joseph Goebbels wurde exkommuniziert, doch das war bereits früher, und er hatte es sich selbst zuzuschreiben, denn er hatte sich des Vergehens schuldig gemacht, eine Protestantin zu heiraten.)
Kein Mensch und keine Institution ist vollkommen – das ist klar. Aber es gibt wohl keinen beeindruckenderen Beweis dafür, dass geweihte Institutionen von Menschen gemacht sind.
Die Zusammenarbeit wurde nach dem Krieg fortgesetzt, als der Vatikan gesuchte Naziverbrecher über die berüchtigten "Rattenlinien" nach Südamerika verschwinden ließ. Der Vatikan, der Pässe, Dokumente und Geld besorgen sowie Kontakte herstellen konnte, kümmerte sich um das Fluchtnetz und alles, was für Unterkunft und Unterhalt am Zielort notwendig war. Als wäre das nicht schon schlimm genug, kollaborierte der Vatikan in diesem Zusammenhang auch mit den ultrarechten Diktaturen der südlichen Hemisphäre, die zum überwiegenden Teil nach faschistischem Modell organisiert waren.
Flüchtige Folterer und Mörder wie Klaus Barbie machten häufig eine zweite Karriere als Diener solcher Regime, die bis zu ihrem beginnenden Zusammenbruch in den letzten Jahrzehnten des 20. Jh. eine stabile Beziehung gegenseitiger Unterstützung mit dem katholischen Klerus vor Ort unterhielt. So überdauerte die Verbindung zwischen Kirche und Faschismus sowie Nationalsozialismus das Dritte Reich. [...]

Wer der Religion die "säkulare" Tyrannei gegenüberstellt, hofft darauf, dass beides vergessen wird: die enge Beziehung zwischen den christlichen Kirchen und dem Faschismus sowie die Kapitulation der Kirchen vor dem Nationalsozialismus. Das behaupte nicht nur ich – die Kirchenführungen haben es auch eingeräumt.
Wie miserabel ihr Gewissen in diesem Punkt ist, illustriert ein Zitat, das sich hartnäckig hält. Auf religiösen Websites und in religiöser Propaganda stößt man immer wieder auf eine Aussage, die Albert Einstein 1940 gemacht haben soll:

"Da ich die Freiheit schätze, erwarte ich, als die Revolution nach Deutschland kam, dass die Universitäten sie verteidigen würden, denn sie hatten sich immer damit gerühmt, der Wahrheit verpflichtet zu sein. Aber nein, die Universitäten wurden umgehend zum Schweigen gebracht. Dann zählte ich auf die großen Zeitungen, die früher in flammenden Leitartikeln ihre Liebe zur Freiheit proklamiert hatten. Doch auch wie wurden wie die Universitäten innerhalb weniger Wochen zum Schweigen gebracht. [...] Nur die Kirche stellte sich aufrecht Hitlers Kampagne zur Unterdrückung der Wahrheit in den Weg. Ich habe nie ein besonderes Interesse an der Kirche gehabt, doch nun fühle ich eine große Zuneigung und Bewunderung, weil nur die Kirche den Mut und die Beharrlichkeit hatte, für intellektuelle Wahrheit und moralische Freiheit einzustehen.
Ich muss daher bekennen, dass ich nun rückhaltlos lobe, was ich einst verachtete.

Dieses Zitat, das – ohne verifizierbare Quelle – zum ersten Mal in der Zeitschrift Time erschien, wurde in einer landesweit übertragenen Sendung von dem berühmten Geistlichen und Fürsprecher der katholischen Kirche in den USA Fulton Sheen zitiert und ist seither im Umlauf. William Waterhouse hat nun in einem Aufsatz darauf hingewiesen, dass es überhaupt nicht nach Einstein klingt. Zum einen ist die Sprache zu blumig, zum anderen wird die Verfolgung der Juden nicht einmal erwähnt. Der besonnene und umsichtige Einstein setze sich zudem in ein törichtes Licht, wenn er behaupte, er habe etwas "verachtet", für das er "nie besonderes Interesse" hatte. Eine weitere Schwierigkeit bestehe darin, dass die Aussage in keiner Anthologie mit Einsteins schriftlichen oder mündlichen Kommentaren auftaucht. Waterhouse trieb schließlich im Einstein-Archiv in Jerusalem einen nicht veröffentlichten Brief auf, in dem der alte Mann 1947 beklagte, das Lob, das er einst einigen deutschen Kirchenmännern (nicht Kirchen) ausgesprochen habe, sei bis zur Unkenntlichkeit aufgeblasen worden.
Wer wissen möchte, was Einstein in den frühen Tagen von Hitlers Barbarei wirklich gesagt hat, kann es jederzeit nachlesen. Z.B. Folgendes:

"Ich hoffe, dass in Deutschland bald gesunde Verhältnisse eintreten werden und dass dort in Zukunft die großen Männer wie Kant und Goethe nicht nur von Zeit zu Zeit gefeiert werden, sondern dass sich auch die von ihnen gelehrten Grundsätze im öffentlichen Leben und im allgemeinen Bewusstsein durchsetzen."

Daraus geht deutlich hervor, dass Einstein auch hier seinen "Glauben" aus der Tradition der Aufklärung bezog. Wer den Mann, der uns eine neue Theorie des Universums geschenkt hat, in ein falsches Licht stellen möchte – aber auch wer schwieg, während seine jüdischen Mitbürger deportiert und vernichtet wurden, oder sich gar daran beteiligte – den wird wohl noch der eine oder andere Gewissensbiss plagen.

Lenin und Trotzki waren fraglos überzeugte Atheisten. Sie meinten, religiöse Illusionen könnten durch politische Akte zerstört und das unanständig große Vermögen der Kirche enteignet und verstaatlicht werden. Einige der Bolschewiken betrachteten, wie schon einzelne Jakobiner 1789, die Revolution als eine Art Alternativreligion, die Verbindungen zu Erlösungsmythen und Messianismus aufwies. Für Josef Stalin, der in Georgien ein Priesterseminar besucht hatte, stand letztendlich die Machtfrage im Vordergrund. "Wie viele Divisionen," lautet eine berühmte und dumme Frage, die er gern stellte, "hat der Papst?" (Die einzig richtige Antwort auf seine sarkastische Fangfrage lautet: "Mehr als Sie glauben.") [...]
In Polen bedienten sich die Nachkriegsstalinisten übrigens der gleichen Taktik, indem sie die katholische Organisation Pax Christi zuließen und ihr Sitze im Warschauer Parlament zugestanden, sehr zur Freude katholischer Kommunisten wie Graham Greene. [...]
Der große Dichter Czeslaw Milosz formulierte es in seinem antitotalitären Klassiker Verführtes Denken so:

"Ich hatte unter meinen Freunden viele Christen – Polen, Franzosen und Spanier – die auf politischem Gebiet eine strenge stalinistische Orthodoxie vertraten, dabei aber einen inneren Vorbehalt machten. Sie glaubten nämlich, Gott werde, wenn die Bevollmächtigten der Geschichte ihre blutigen Urteile vollzogen hätten, schon alles wieder zum Guten lenken.
Sie gingen in ihren Überlegungen ziemlich weit: die geschichtliche Entwicklung, so dachten sie, verläuft nach unumstößlichen Gesetzen, die nach Gottes Willen sind. Eines dieser Gesetze ist der Klassenkampf. Das 20. Jh. ist das Jahrhundert des siegreichen Kampfes des Proletariats, das bei diesem Kampfe von der kommunistischen Partei angeführt wird. Der Führer der kommunistischen Partei ist Stalin, er erfüllt das Gesetz der Geschichte, handelt also nach dem Willen Gottes, und daher ist man ihm Gehorsam schuldig.
Die Erneuerung der Menschheit ist nur nach dem in Russland herrschenden Vorbild möglich, darum darf der Christ nicht gegen die eine Idee auftreten – selbst wenn in ihrem Namen Grausamkeiten begangen werden – die auf dem ganzen Planeten eine neue Menschengattung erschaffen wird. Diese Argumente werden häufig auch öffentlich von jenen Geistlichen vorgebracht, die ein Werkzeug in der Hand der Partei sind. "Christus ist der neue Mensch. Der neue Mensch ist der Sowjetmensch. Folglich ist Christus ein Sowjetmensch!" So hat der rumänische Patriarch Justinian Marina gesagt."

Sicher, Männer sie Marina waren abscheulich und erbärmlich. Doch so ein Vorgehen ist im Prinzip nicht schlimmer als die unzähligen Pakte zwischen Kirche und Reich, Kirche und Monarchie, Kirche und Faschismus, Kirche und Staat, die allesamt damit gerechtfertigt wurden, die Gläubigen müssten um der "höheren" Ziele willen zeitliche Allianzen eingehen, dem Kaiser geben, was des Kaisers ist – die Worte Zar und Kaiser haben ja mit dem lateinischen Caesar eine gemeinsame Wurzel – selbst wenn der gottlos sei.

Ein Politikwissenschaftler oder Anthropologe versteht auf Anhieb, was die Herausgeber und Beiträger des Bandes Ein Gott der keiner war in solch unsterbliche säkulare Prosa gossen: in Gesellschaften, die, wie sie sehr gut wussten, mit Glaube und Aberglaube durchsetzt waren, negierten die kommunistischen Absolutisten die Religion nicht etwa, sondern sie versuchten, sie zu ersetzen. Die feierliche Erhöhung unfehlbarer Führer, die eine Quelle endlosen Glücks und Segens waren, die permanente Suche nach Häretikern und Schismatikern, die Mumifizierung verstorbener Führer als Ikonen und Reliquien, die grausigen Schauprozesse, die mittels Folter unglaubwürdige Geständnisse entlockten: all das war vor dem Hintergrund der Tradition nur allzu leicht zu durchschauen. Das gilt auch für die Pest- und Hungerzeiten, in denen frenetisch nach allen möglichen Urhebern gesucht wurde, nur nicht nach den wirklichen. (Die große Doris Lessing erzählte mir einmal, sie sei aus der kommunistischen Partei ausgetreten, als sie herausfand, dass Stalins Inquisitoren die Museen der russisch-orthodoxen Kirche und des Zarismus geplündert und die alten Folterinstrumente wieder zum Einsatz gebracht hatten.) Und unschwer zu durchschauen ist es auch, wenn permanent eine strahlende Zukunft heraufbeschworen wird, die alle Verbrechen rechtfertigen und alle kleinlichen Zweifel ausräumen werde. "Extra ecclesiam, nulla saulus" – außerhalb der Kirche gibt es kein Heil. "In der Revolution ist alles erlaubt," sagte Fidel Castro gern, "außerhalb der Revolution nichts." In Castros Peripherie entwickelte sich tatsächlich eine bizarre Mutation, die mit dem Oxymoron "Befreiungstheologie" bezeichnet wird. Priester und manchmal auch Bischöfe entwickelten "alternative" Liturgien, in denen die lächerliche Vorstellung verbreitet wird, Jesus von Nazareth sei in Wahrheit Sozialist gewesen. Aus guten wie schlechten Motiven – Erzbischof Romero aus El Salvador war ein mutiger und prinzipientreuer Mensch, was man von manch einem Geistlichen in den nicaraguanischen "Basisgemeinden" nicht sagen kann – verwarf das Papsttum dies als Ketzerei. Hätte es doch auch den Faschismus und den Nationalsozialismus so schnell und unmissverständlich verdammt. [...]

Selbst die sanftmütigste Religion wird zugeben müssen, dass sie eine "totale" Lösung anstrebt, in der gewissermaßen ein blinder Glaube herrscht und alle Aspekte des privaten und öffentlichen Lebens einer permanenten Überwachung von oben unterworfen sind. Diese ständige Aufsicht, die meist mit der Androhung ewiger Rache einhergeht, kehrt nicht immer die besten Menschen hervor. Um zwei augenfällige Beispiele zu nennen: einer der größten Wissenschaftler des 20. Jh., J.D. Bernal, war ein ergebener Anhänger Stalins und verschwendete einen Großteil seines Lebens damit, die Verbrechen seines Idols zu rechtfertigen. H.L. Mencken, einer der besten Religionssatiriker, war allzu begeistert von Nietzsche und sprach sich für eine Form des Sozialdarwinismus aus, der die Euthanasie und die Geringschätzung Schwacher und Kranker einschloss. Zudem hatte er ein Faible für Adolf Hitler und schrieb eine unverzeihlich wohlwollende Rezension zu Mein Kampf.
Der Humanismus hat sich für viele Verbrechen zu entschuldigen. Doch er kann das tun und seine Fehler sogar korrigieren, ohne dabei das Fundament eines unabänderlichen Glaubenssystems zu erschüttern oder infrage zu stellen. Totalitäre Systeme, egal welcher Form, sind fundamentalistisch und, wie wir heute sagen würden, "faith-based", also religiös.

In ihrer maßgeblichen Studie zum Phänomen des Totalitarismus hatte Hannah Arendt durchaus Grundsätzliches zu sagen, als sie sich ausführlich mit dem Antisemitismus befasste. Die Vorstellung, dass eine Gruppe von Menschen – sei sie nun als Nation oder als Religion definiert – für alle Zeiten und unrettbar verdammt sein könnte, war und ist im Wesentlichen eine totalitäre. Es ist grauenhaft faszinierend, dass Hitler seine Karriere begann, indem er dieses wahnsinnige Vorurteil propagierte, und dass Stalin am Ende sowohl Opfer als auch Befürworter dieser Wahnidee war. Doch zuvor hatte die Kirche den Virus Jahrhunderte lang am Leben gehalten.
Der heilige Augustinus hatte eine ausgeprägte Vorliebe für den Mythos des Ewigen Juden und die Vorstellung, dass das Exil der Juden als Beweis für die göttliche Gerechtigkeit zu werten sei. Auch die orthodoxen Juden sind nicht frei von Schuld. Mit der Behauptung, in einem besonderen Bund mit dem Allmächtigen "erwählt" worden zu sein, forderten sie Hass und Misstrauen geradezu heraus und legten eine eigene Form des Rassismus an den Tag.
Es sind aber vor allem die säkularen Juden, die von den totalitären Regimen mit Hass verfolgt wurden und werden, sodass es ohnehin unsinnig wäre, das Opfer zum Sündenbock machen zu wollen. Der Jesuitenorden nahm bis ins 20. Jh. nur Männer auf, die nachweisen konnten, dass über mehrere Generationen hinweg kein jüdisches Blut in ihrer Familie geflossen war. Der Vatikan predigte, alle Juden trügen die Verantwortung für den Gottesmord. Die französische Kirche stachelte den Mob gegen Dreyfus und "die Intellektuellen" auf. Der Islam hat "den Juden" nie verziehen, dass sie Mohammed kennen lernten und ihn nicht als den authentischen Gottesboten akzeptierten. Da die Religion in ihren heiligen Schriften so viel Wert auf Stammeszugehörigkeit, Dynastie und rassische Herkunft legte, muss sie die Verantwortung dafür übernehmen, dass sie eines der primitivsten Ammenmärchen der Menschheit über viele Generationen weitergereicht hat.

[Jakobinismus, Marxismus, Zionismus, Bolschewismus, Nationalsozialismus und Solidarismus – it's all Jesuitism.]

Eiserne Herrschaft der Frömmigkeit



Christopher Hitchens 2007: God is not great

pt 1 & pt 2 & pt 3 & pt 5

Hitchens debating Timothy Jackson

"In Russia until 1917, millions and millions of Russians have been told for hundreds and hundreds of years that the head of their state, the Czar, was not just the absolute dictator and ruler of the country but also the head of the church, and something a little more than human, if a little less than divine. Picture yourself now, if you can, as Joseph Stalin, a Georgian conspirator, a thug, and a seminarian who studied for the priesthood for a long time.
You shouldn't be in the dictatorship business if you are not able to take advantage of a huge reservoir of severity, and credulity, and worship that's already freely handed to you by the Christian predecessors and by the devout who have made Russia the swamp and the sink that it is.

Of course, you're going to erect a regime where the leader is worshipped as if he was supernatural. Of course, you're gonna have heresy hunts every day to find out who the traitors within the church are. Of course, you're gonna have inquisitions to torture people into saying things that no one can believe. Of course, you're going to announce that agriculture from now on is miraculous and you're gonna have three harvests a year because of the pseudo genetics of ().
Of course, you're gonna do that as has been done several times in the attempt to replicate the trick pulled by the Christians and the religious in the real world.
But you surely has a sight here that's gone wrong and gone to famine, and to tyranny, and to dictatorship, and misery, and shame, and torture because it followed the precepts of Lucretius, and Democritus, and Spinoza, and Jefferson, and Russell, and Einstein.
And then we'll be on level playing field, but that's not what my antagonist wants."

Jackson:

"I never say I know the mind of God. The mind of God is a matter of faith and prayer.
When I was going through grad school in philosophy, I was reading Nietzsche, I was reading Freud, I was reading the projection theorists like a lot of folks. I thought this universe was all there is in its material temporal form. It was actually seeing a dog hit by a car that moved me to really completely reverse my view, meaning, I was walking in front of the religious studies department one day, just sort of thump in a horrible squeal, turn around, and there's this beautiful black lab that has been hit, blood coming from the mouth, staggering, clearly dead, clearly morbidly wounded.
It sort of staggered around and I remember thinking I'm looking at my own death. You know, I too, am a mortal creature that will die someday, perhaps in this kind of pain.
But to my great surprise I also had a sense of the absolutely loving presence of a deity also witnessing this, also grieved by it. In short, in that moment, I had a sense of transcendental goodness that holds this world in being, created it, sustains it in existence such that I was the projected person, not God.
One of my students asked me, what's the proof of God's existence?
I say, this is: The fact that the world exists, that the Big Bang created space and time out of nothing, and we are sustained by it. It is in my faithful view the echo of that loving act that we experience every day in receiving forgiveness from other people and giving forgiveness to others.

It's not a dogmatic claim of knowledge but it is a faithful claim based on experience."


S. 266 f.)
Ich habe einmal gehört, wie Louis Farrakhan, Anführer der häretischen "Nation of Islam" mit ausschließlich schwarzen Mitgliedern, der Menge im Madison Square Garden ein entsetzliches Gebrüll entlockte, indem er den Juden voller Verachtung zurief: "Und denkt dran: wenn Gott auch in die Öfen steckt, dann AUF EWIG!"
Die Fixierung auf Kinder und die strikte Überwachung ihrer Erziehung gehört zu jedem System absoluter Autorität. Es könnte ein Jesuit gewesen sein, der als Erster sagte: "Gib mir das Kind, bis es zehn ist, und ich werde die den Mann geben," doch die Idee ist sehr viel älter als die Schule des Ignatius von Loyola. Wie wir vom Schicksal vieler säkularer Ideologien wissen, geht die Manipulation von Kindern oft nach hinten los, doch dieses Risiko gehen die Vertreter der Religionen offenbar ein, um den durchschnittlichen Jungen oder das durchschnittliche Mädchen mit ausreichend Propaganda zu impfen. Was haben sie auch sonst für eine Chance? Wenn die religiöse Unterweisung erst in einem Alter zugelassen wäre, in dem Kinder selbständig denken können, lebten wir in einer völlig anderen Welt.
Gläubige Eltern sind da geteilter Ansicht, weil sie das Mysterium und die Freude des Weihnachtsfestes und anderer kirchlicher Feiertage natürlich gern gemeinsam mit ihrem Nachwuchs erleben möchten – und nebenbei Gott, den Nikolaus und andere Figuren gut gebrauchen können, um ihre unartigen Kinder im Zaum zu halten. Wenn sich ein Kind oder auch ein junger Erwachsener zu einem anderen Glauben, geschweige denn einem anderen Kult verirrt, behaupten Eltern jedoch gern, die Unschuld ihres Kindes sei ausgenutzt worden. In allen monotheistischen Religionen wurde oder wird aus ebendiesem Grund die Apostasie streng verboten.

In ihrem autobiografischen Buch Eine katholische Kindheit erzählt Mary McCarthy, was für ein Schock es für sie war, als sie von einem Jesuitenprediger erfuhr, dass ihr protestantischer Großvater – der gleichzeitig ihr Vormund und Freund war – zum ewigen Höllenfeuer verdammt sei, weil er die falsche Taufe erhalten hatte. Das intelligente, aber altkluge Kind gab keine Ruhe, bis die Mutter Oberin bei höheren Stellen in der Sache nachforschte. So entdeckte sie schließlich in den Schriften des Bischofs Athanasius ein Hintertürchen. Athanasius vertrat die Ansicht, dass Ketzer nur verdammt seien, wenn sie die wahre Kirche wider besseres Wissen ablehnten – und ihr Großvater konnte ja über die wahre Kirche so wenig wissen, dass er der Hölle vielleicht doch noch entkam. Aber welche Qualen wurden da einem elfjährigen Mädchen auferlegt! Und wie viele weniger hartnäckige Kinder schluckten solche niederträchtigen Lehren, ohne sie zu hinterfragen. Wer Kinder solcherart anlügt, ist in höchstem Maße bösartig.

Kap. 16, 263 ff.) Ist Religion Kindesmisshandlung?
Wenn wir abwägen, ob die Religion mehr geschadet als genützt hat – und das sagt noch gar nichts über Wahrheit oder Authentizität aus – führt uns das zu der schwierigen Frage, wie viele Kinder infolge der Zwangsindoktrinationen durch den Glauben psychisch und physisch irreparable Schäden davongetragen haben. Diese Zahl ist fast so schwer zu ermitteln wie die Zahl der "wahr" gewordenen spirituellen und religiösen Träume und Visionen, die man, um sie auch nur ansatzweise zu bewerten, denen gegenüberstellen müsste, die sich nicht bewahrheitet haben, wobei letztere nicht belegt oder in Vergessenheit geraten sind.
Fest steht dagegen, dass die Religion immer auf den noch ungeformten und schutzlosen Verstand junger Menschen Einfluss zu nehmen versucht und alles Erdenkliche getan hat, um sich dieses Privileg zu sichern, indem sie mit den säkularen Mächten der materiellen Welt Allianzen eingegangen ist.

Ein berühmter literarischer Fall von moralischem Terrorismus findet sich in der Predigt Vater Arnalls in James Joyce' Ein Porträt des Künstlers als junger Mann. Der widerwärtige alte Priester bereitet Stephen Dedalus und seine anderen jungen Schützlinge auf den Festtag zu Ehren des heiligen Franz Xaver SJ vor (der die Inquisition nach Asien brachte und dessen Knochen bis heute von Leuten verehrt werden, die gern Knochen verehren). Vater Arnall verängstigt seine Schüler mit einem langen, genüsslichen Vortrag über die Höllenqualen, wie es in der Kirche üblich war, als sie noch das Selbstbewusstsein dazu hatte. Ich kann hier unmöglich die ganze Tirade zitieren, doch zwei Elemente, in denen es um die Folter und um die Zeit geht, sind von besonderem Interesse.
Es ist nicht zu übersehen, dass der Priester mit seinen Worten darauf abzielt, den Kindern Angst einzujagen. Erstens wählt er kindliche Bilder. Im Abschnitt über Folter lässt der Teufel einen Berg zusammenschmelzen wie Wachs. Er beschwört furchtbare Krankheiten herauf und spielt geschickt mit der Angst der Kinder, dieser Schmerz könnte ewig andauern. Als er das Bild einer Zeiteinheit entwirft, sehen wir ein Kind, das am Strand mit Sandkörnern spielt und dann die Einheiten spielerisch vergrößert:

Nun stellt euch einen Berg aus diesem Sand vor, eine Million Meilen hoch, die von der Erde bis an die fernsten Himmel reichen, und eine Million Meilen breit, die sich bis in den entlegensten Raum erstrecken, und eine Million Meilen in der Tiefe: Und stellt euch vor, man multipliziere eine solche Masse von Partikeln Sands so oft, als da Blätter im Walde sind, Tropfen Wassers im mächtigen Ozean, Federn an Vögeln, Schuppen an Fischen, Haare an Tieren, Atome in der unermesslichen Weite der Luft ...

Seit Jahrhunderten werden erwachsene Männer dafür bezahlt, Kinder auf diese Art zu verschrecken, aber auch dafür, sie zu foltern, zu schlagen und zu vergewaltigen, so wie sie es in Joyce' Erinnerung und der Erinnerung zahlloser anderer Menschen getan haben.

Auch die anderen menschgemachten Dummheiten und Grausamkeiten der Gottesgläubigen sind schnell festgemacht. Die Folter ist so alt wie die Garstigkeit der Menschheit, ist der Mensch doch die einzige Spezies mit der nötigen Fantasie sich vorzustellen, wie es sich anfühlt, wenn man jemand anderem etwas antut. Wir können der Religion diesen Impuls nicht vorwerfen, aber wir können sie dafür verurteilen, dass sie die Folter institutionalisiert und perfektioniert hat. Die Mittelaltermuseen Europas von Holland bis in die Toskana sind vollgestopft mit Instrumenten und Geräten, mit denen fromme Männer austesteten, wie lang sie einen Menschen am Leben halten konnten, während er über dem Feuer briet. Wir müssen hier nicht weiter ins Detail gehen, doch es gibt sogar religiöse Bücher, die in diese Kunst einführen und zeigen, wie man mittels Schmerz Ketzerei aufspürt.
Wer nicht das Glück hatte, sich an einem Autodafé zu beteiligen, also einem "Glaubensgericht", wie die Folter auch genannt wurde, durfte sich nach Gutdünken Schauermärchen und Alpträume ausdenken und sie dem unwissenden Volk verbal abreichen, um es in einem Zustand permanenter Angst zu halten. In einer Ära, in der es so gut wie keine öffentlichen Vergnügungen gab, entsprach eine nette öffentliche Verbrennung oder das Verstümmeln und Rädern von Menschen in etwa der Dosis an Zerstreuung, die man dem Volk vonseiten der Kirche zu gestatten wagte. Nichts macht deutlicher, dass die Religion vom Menschen erschaffen wurde, als das kranke Hirn, das sich die Hölle ausdachte, dicht gefolgt von dem arg beschränkten Hirn, dem nichts besseres einfiel, als den Himmel als Ort weltlicher Behaglichkeit oder ewiglicher Langeweile zu beschreiben.
Schon die vorchristlichen Höllen waren sehr unangenehm und vom gleichen sadistischen Einfallsreichtum gezeichnet.

S. 274 ff.)
Nachdem ich in Afghanistan und anderswo Produkten dieses Erziehungssystems begegnet bin, kann ich nur noch einmal betonen: die jungen Leute leiden nicht unter dem Problem, dass sie sich Jungfrauen wünschen, sondern dass sie Jungfrauen sind.
Ihre emotionale und psychische Entwicklung wird im Namen Gottes irreparabel gestutzt und die Sicherheit vieler anderer Menschen als Folge dieser Entfremdung und Deformationen bedroht. Sexuelle Unschuld, die bei jungen Leuten bezaubernd sein kann, sofern sie nicht künstlich verlängert wird, ist bei einem Erwachsenen einfach nur abstoßend und zerstörerisch.
Auch lässt sich gar nicht ermessen, welcher Schaden von schmuddeligen alten Männern und hysterischen Jungfern angerichtet wurde, die sich als geistliche Hüter unschuldiger Kinder in Waisenhäusern und Schulen aufgespielt haben. Insbesondere der römisch-katholischen Kirche kommt hier die überaus schmerzliche Aufgabe zu, den Geldwert eines Kindesmissbrauchs für einen Schadensersatzprozess zu bemessen. Milliarden von Dollar wurden den Opfern bereits zugesprochen, doch wie soll man einen Gegenwert festlegen für die Generationen von Jungen und Mädchen, die von Menschen, denen sie und ihre Eltern vertrauten, auf die abscheulichste Art an die Sexualität herangeführt wurden? Das Wort Kindesmissbrauch ist in Wahrheit ein dümmlicher und erbärmlicher Euphemismus für die wahren Vorgänge: die systematische Vergewaltigung und Folterung von Kindern mit Wissen und Unterstützung einer Hierarchie, die sodann die schlimmsten Täter mittels einer Versetzung in einer anderen Gemeinde in Sicherheit brachte. Angesichts dessen, was in jüngster Zeit in modernen Großstädten ans Licht gekommen ist, schaudert es einen bei dem Gedanken, was wohl in den Jahrhunderten vor sich ging, als die Kirche noch über jede Kritik erhaben war. Aber was hatte man auch anderes erwartet, wenn man die Schwächsten in die Obhut von Menschen gab, die, ihrerseits Außenseiter und nicht selten homosexuell, ein scheinheiliges Zölibat schwören mussten? Und die gelehrt wurden, mit ihrem Glaubensbekenntnis gebetsmühlenartig zu wiederholen, dass Kinder Auswüchse des Satans sind? Die daraus erwachsene Frustration drückte sich bisweilen in exzessiver körperlicher Züchtigung aus, die für sich genommen schon schlimm genug ist. Doch wenn, wie geschehen, die künstliche Selbstbeherrschung zusammenbricht, führt das zu einem Verhalten, das kein masturbierender, hurender Durchschnittssünder auch nur in Betracht ziehen würde, ohne dass es ihn vor sich selbst grauste. Wir haben es hier nicht mit einigen wenigen Delinquenten unter den Schäfern zu tun, sondern mit dem Ergebnis einer Ideologie, die dem Klerus die Macht zu sichern suchte, indem sie sich die Kontrolle über den Sexualinstinkt, ja über die Sexualorgane der Menschen anmaßte.

Kap. 19, S. 331-336)
Der große Lessing drückte sich in seinem polemischen Schlagabtausch mit dem fundamentalistischen Prediger Goeze noch sehr milde aus. Und mit geziemender Bescheidenheit ließ er es so aussehen, als habe er in der Sache auch nur theoretische eine Wahl. Doch dem ist nicht so: wir haben nicht die Möglichkeit, zwischen absoluter Wahrheit und Glauben zu "wählen". Uns bleibt nur, wenn jemand behauptet, die Offenbarung sei wahr, darauf hinzuweisen, dass er sich täuscht und versucht, auch andere zu täuschen – oder einzuschüchtern. Für den Geist ist es freilich in jedem Fall besser und gesünder, den Pfad des Skeptizismus und der Forschung zu "wählen", weil wir nur, wenn wir diese Fähigkeiten ständig einüben, überhaupt etwas erreichen können. Wohingegen Religionen, wie es Simon Blackburn in seiner Studie zu Platons Der Staat so geistreich formulierte, lediglich "fossilierte Philosophen" sind, eine Art Philosophie ohne Fragen. Wenn man Dogma und Glaube dem Zweifel und dem Experiment vorzieht, so ist das nichts anderes, als wenn man die reifenden Weintrauben wegwirft und sich stattdessen auf die süße Billigbrause stürzt.

Thomas von Aquin verfasste einmal eine Schrift über die Dreifaltigkeit und legte sie, weil er sie in aller Bescheidenheit als eines seiner geschliffenen Werke erachtete, auf den Altar von Notre-Dame, auf dass Gott höchstselbst seine Arbeit in Augenschein nehmen und dem Doctor Angelicus seine geschätzte Meinung mitteilen könne. Hier befand sich Thomas von Aquin, nebenbei bemerkt, auf dem gleichen Holzweg wie die Nonnen, die im Kloster beim Bade ein Leintuch vorhängten: sie glaubten, Gottes Blick werde durch dieses bescheidene Hilfsmittel von unverhüllten weiblichen Körper abgelenkt, und vergaßen, dass er doch dank seiner Allwissenheit und Allgegenwart überall jederzeit alles "sehen" konnte und dass er somit gewiss auch durch die Wände und Decken des Nonnenklosters "sah", hinter denen er dann unvermittelt das Leintuch vorfand. Vielleicht sollten die Nonnen ja auch eigentlich davon abgehalten werden, ihren eigenen Körper oder, besser gesagt, den der anderen näher zu betrachten.
Wie dem auch sei: als Thomas von Aquin später feststellte, dass Gott seine Abhandlung tatsächlich wohlwollend zur Kenntnis genommen hatte – eine Auszeichnung, die er als einziger Autor für sich reklamierte – sahen ihn die anderen Mönche und Novizen in der Kathedrale glückselig in der Luft schweben. Dafür gibt es natürlich Augenzeugen.

An einem Frühlingstag im Jahr 2006 begab sich der iranische Präsident Ahmadinedschad in Begleitung seines Kabinetts zu einem Brunnen, der zwischen der Hauptstadt Teheran und der heiligen Stadt Kum liegt. Es soll sich dabei um eine Zisterne handeln, in der sich im Jahr 873 der Zwölfte Imam im Alter von fünf Jahren versteckt hat. Der "Verborgene" Imam ward seither nicht mehr gesehen, wird aber eines Tages mit seiner lang erwarteten und erhofften Wiederkehr die Welt erstaunen und erlösen. Bei seiner Ankunft nahm Ahmadinedschad eine Papierrolle zur Hand und warf sie in den Brunnen, um den Verborgenen Imam hinsichtlich der Fortschritte des Iran in Sachen Atomspaltung und Urananreicherung auf den neuesten Stand zu bringen. Man solle doch annehmen, dass sich der Imam unabhängig von seinem momentanen Aufenthaltsort über solcherlei Entwicklungen informieren könnte, doch irgendwie musste es dieser Brunnen sein, der als eine Art Briefkasten diente. Präsident Ahmadinedschad war, dies sei hinzugefügt, kurz zuvor von den Vereinten Nationen in New York zurückgekehrt. Dort hatte er eine Rede gehalten, die viele Iraner in einer Liveübertragung gesehen hatten und über die im Radio und im Fernsehen ausgiebig berichtet worden war.
Bei seiner Rückkehr in den Iran teilte er seinen Anhängern mit, er sei während seiner gesamten Rede in helles grünes Licht getaucht gewesen – Grün ist die Lieblingsfarbe des Islam – und aufgrund dieses göttlichen Lichtes habe in der Generalversammlung absolute Stille geherrscht. Obwohl es sich um ein sehr persönliches Phänomen handelte – er war offenbar der Einzige gewesen, dem es auffiel – sah der Präsident darin ein weiteres Zeichen für die nahende Rückkehr des Zwölften Imams, ja eine Bestätigung seines ehrgeizigen Zieles, die Islamische Republik Iran, so tief sie auch in Armut, Repression, Stagnation und Korruption abgerutscht war, zu einer Atommacht zu machen. Wie Thomas von Aquin aber ging er davon aus, dass der Zwölfte, der Verborgene Imam, das Dokument nur lesen konnte, wenn er es ihm direkt vorlegte.

Ich habe schon viele schiitische Zeremonien und Prozessionen erlebt und war daher nicht sonderlich überrascht, als ich erfuhr, dass sie in Form und Liturgie dem Katholizismus entlehnt sind. Zwölf Imame, einer von ihnen derzeit im Verborgenen auf seine Wiederkehr oder sein Wiedererwachen wartend. Ein wahnsinniger Märtyrerkult vor allem um den Tod des dritten Imams Hussein, der in der bitteren Schlacht auf der trostlosen Ebene von Kerbela verlassen und verraten ums Leben kam. Prozessionen von Flagellanten, die sich in tiefster Trauer und Schuldbewusstsein darüber ergehen, wie ihr einstiger Führer geopfert und im Stich gelassen wurde. Der masochistische schiitische Feiertag Aschura weist große Ähnlichkeit mit der Semana Santa auf, der "heiligen Woche", in der von Männern in Kapuzenmänteln Kreuze und Fackeln durch Spaniens Straßen getragen werden. Wieder stellt sich heraus, dass die monotheistischen Religionen plagiierte Plagiate unverbürgter Gerüchte sind, die sich zurückbeziehen auf ein paar wenige frei erfundene Pseudoereignisse.

Das bedeutet aber auch, dass während ich diese Worte schreibe, eine Spielart der Inquisition drauf und dran ist, die Atombombe an sich zu reißen. Unter der lähmenden Herrschaft der Religion ist die großartige, erfindungsreiche und hochentwickelte Kultur Persiens völlig aus dem Tritt geraten. Schriftsteller, Künstler und Intellektuelle sind überwiegend im Exil oder werden von der Zensur mundtot gemacht. Frauen sind Eigentum und sexuelle Beute der Männer. Die meisten jungen Leute verfügen nur über eine Halbbildung und sind arbeitslos.
Nach einem Vierteljahrhundert theokratischer Herrschaft exportiert der Iran noch das Gleiche wie zu Beginn dieser Theokratie: Pistazien und Teppiche. Moderne und technischer Fortschritt sind an dem Land vorübergegangen – einzige Ausnahme ist die Atomtechnik.

Damit erreicht die Konfrontation von Glaube und Kultur eine völlig neue Stufe. Bis vor nicht allzu langer Zeit mussten die Länder, die den geistlichen Weg einschlugen, einen hohen Preis dafür bezahlen. Ihre Gesellschaft verkam, die Wirtschaft schrumpfte, die Talente verkümmerten oder verließen das Land, und ständig wurden diese Länder von Gesellschaften ausgestochen, die gelernt hatten, ihren religiösen Impuls zu zähmen und vom Staat zu trennen. Ein Land wie Afghanistan verrottete. Als wäre das nicht schon schlimm genug, wurde von dort die heilige Order ausgegeben, am 11. September 2001 zwei berühmte Errungenschaften der Moderne – den Wolkenkratzer und das Flugzeug – für ein Menschenopfer zu missbrauchen. In der folgenden Phase, die in hysterischen Predigten unzweideutig angekündigt wurde, sollten sich apokalyptische Nihilisten mit Weltuntergangswaffen ausrüsten. Die gläubigen Fanatiker waren nicht imstande gewesen, etwas Nützliches oder Schönes wie einen Wolkenkratzer oder ein Passagierflugzeug zu erschaffen. Doch in Fortsetzung ihrer langen Tradition des Plagiats konnten sie sich ihrer bemächtigen und sie negativ ummünzen.

Dieses Buch handelt von einer der ältesten Auseinandersetzungen der Menschheitsgeschichte.
Fast jede Woche, in der ich daran gearbeitet habe, musste ich meinen Schreibtisch verlassen und in die laufende Debatte eingreifen. Die Auseinandersetzungen wurden zunehmend hässlicher: statt mit einem wortgewandten alten Jesuiten in Georgetown zu diskutieren, musste ich in die dänische Botschaft eilen, um meine Solidarität zu bekunden, während andere Botschaften Dänemarks in Flammen aufgingen, weil in einer Zeitung in Kopenhagen ein paar Karikaturen erschienen waren. Diese jüngste Konfrontation war besonders deprimierend. Als Reaktion darauf, dass islamische Banden die diplomatische Immunität verletzten und Todesdrohungen gegen einfache Bürger ausstießen, verdammten Seine Heiligkeit der Papst und der Erzbischof von Canterbury – die Karikaturen!
In meinem Gewerbe wetteiferten die Kollegen um die schnellste Kapitulation, indem sie über die strittigen Bilder berichteten, ohne sie zu zeigen – und das zu einer Zeit, in der die Massenmedien bereits fast ausschließlich vom Bild beherrscht sind. Euphemistisch wurde getönt, man müsse "Respekt" zeigen, doch ich kenne eine Reihe der betreffenden Chefredakteure und kann mit Bestimmtheit sagen, dass das Hauptmotiv für ihre "Zurückhaltung" schlichtweg Angst war. Anders ausgedrückt: einer Handvoll religiöser Rabauken und Maulhelden gelang es, die Tradition der freien Meinungsäußerung in ihrem Herkunftsgebiet, nämlich den westlichen Ländern, auszuhöhlen. Und das im Jahre 2006! Zum niederen Motiv der Angst kommt der moralisch träge Relativismus hinzu: einer nichtreligiösen Gruppe, die anderen Gewalt androht und antut, hätte man niemals einen so leichten Sieg ermöglicht, und erst recht hätte man ihr keine Entschuldigungen zurechtgelegt – nicht dass die Täter selbst welche geliefert hätten.

In der Zeitung war derweil zu lesen, die größte Studie, die jemals zum Gebet durchgeführt wurde, habe ergeben, dass es keinerlei Korrelation zwischen einem Fürsprachegebet und der Genesung eines Patienten gebe, abgesehen vielleicht davon, dass Patienten, die wissen, dass ein Gebet für sie gesprochen wird, nach einer Operation häufiger unter Komplikationen leiden als diejenigen, die es nicht wissen – was meines Erachtens nichts beweist. An anderer Stelle wurde berichtet, dass engagierte und geduldige Forscher in einem entlegenen Teil der kanadischen Arktis mehrere Skelette eines großen Fisches gefunden haben, der vor 375 Millionen Jahren lebte und Zehen, Proto-Handgelenke, Ellbogen und Schultern aufweist. Dieses Tier, dem die im Nunavut-Territorium lebenden Inuit den Namen Tiktaalik gaben, ist neben dem Archäopteryx, einer Übergangsform zwischen Dinosauriern und Vögeln, eines der lang gesuchten fehlenden Bindeglieder, die uns weitere Aufklärung über unsere Herkunft erlauben. Derweil belagerten Vertreter des "Intelligent Design" wieder einmal eine Schulbehörde und forderten, man möge den Kindern ihren Schund beibringen. Vor meinem inneren Auge entwickelten sich diese konträren Ereignisse zu einer Art Rennen: während Forschung und Vernunft einen winzigen Schritt nach vorn taten, gelang den Kräften der Barbarei ein gewaltiger und bedrohlicher Sprung – diese Leute wissen, dass sie recht haben, und wollen, wie Robert Lowell es in einem anderen Kontext einmal schrieb, eine eiserne Herrschaft der Frömmigkeit errichten.

Wenn Priester sich dem Bösen verschreiben



Christopher Hitchens 2007: God is not great

pt 1 & pt 2 & pt 4 & pt 5

Hitchens debating Shashi Tharoor, UN Under-Secretary General for Communications, novelist

-dangerics- said: "Bad ideas are bad ideas, even if they are religious. Bad ideas don't deserve respect. People do.
But if someone goes up against Hitchens and expects their views to be respected or handled delicately then s/he is a moron.
I agree with you that you can't discount people as immune to change.
Many religious people have later in life learned the error of their thinking."

S. 228-236)
Wenn Priester sich dem Bösen verschreiben, dann gleich richtig.
Dann begehen sie Verbrechen, die den Durchschnittssünder blass aussehen lassen.
Das könnte eher der sexuellen Verdrängung zuzuschreiben sein als der theologischen Doktrin, doch diese Doktrin umfasst ja nun auch die sexuelle Verdrängung ... Damit ist der Zusammenhang unvermeidlich, und nicht zufällig geht seit Anbeginn der Religion unter den kirchlichen Laien diesbezüglich eine ganze Litanei folkloristischer Witze um.
Waugh verstieß in seinem Leben sehr viel ausgiebiger gegen das Gebot der Keuschheit und der Nüchternheit als Ayer – was ihm allerdings nicht mehr Glück bescherte – und er wurde häufig gefragt, wie er sein Privatleben mit seinem nach außen dokumentierten Glauben vereinbarte. Seine Antwort ist berühmt: er bat seine Freunde sich vorzustellen, wie viel schlimmer sein Verhalten wäre, wenn er kein Katholik wäre. Wer wie er an die Erbsünde glaubt, meint damit vielleicht den Spieß umgedreht zu haben, doch wenn man sich Waughs Leben näher ansieht, wird deutlich, dass just die schlimmsten Auswüchse seinem Glauben entsprangen. Lassen wir die traurigen Exzesse der Trunkenheit und der ehelichen Untreue einmal beiseite.
Einer geschiedenen und frisch wiederverheirateten Freundin schickte er einmal ein Hochzeitstelegramm, in dem er ihr mitteilte, mit ihrer Hochzeitsnacht mache sie Jesus auf dem Berg Golgatha noch einsamer und spucke ihm ins Gesicht. Waugh unterstützte faschistische Bewegungen in Spanien und Kroatien ebenso wie Mussolinis üble Invasion Abessiniens, weil sie vom Vatikan gutgeheißen wurden, und 1944 schrieb er, nur das Dritte Reich stehe nun noch zwischen Europa und der Barbarei.

Diese Entgleisungen unterliefen dem von mir hochgeschätzten Autor nicht trotz seines Glaubens, sondern infolge seines Glaubens. Zweifellos gab es immer private Akte der Nächstenliebe und der Reue, die aber ein ungläubiger Mensch ebenso gut hätte vollbringen können. Der große Colonel Robert Ingersoll, bis zu seinem Tod im Jahr 1899 einer der führenden Agnostiker der USA, ein tapferer Offizier und einer, der, wie Thomas Edison es in verzeihlicher Übertreibung formulierte, "alle Eigenschaften eines perfekten Menschen" in sich vereinigte.
Ich selbst bin in Washington in jüngster Zeit mit obszönen und drohenden Anrufen von Muslimen bombardiert worden, in denen meiner Familie Strafe angekündigt wurde, weil ich nicht bereit war, mich an einer Lügen-, Hass- und Gewaltkampagne gegen das demokratische Dänemark zu beteiligen. Doch als meine Frau einmal versehentlich einen größeren Geldbetrag auf dem Rücksitz eines Taxis liegen ließ, fand der sudanesische Taxifahrer unter größter Mühe heraus, wem das Geld gehörte, und brachte es uns in voller Höhe bis an die Haustür zurück. Als ich den geschmacklosen Fehler beging, ihm zehn Prozent des Betrags anzubieten, stellte er unmissverständlich klar, dass er für die Erfüllung seiner islamischen Pflicht keine Gegenleistung erwarte.
Auf welche dieser beiden Versionen des Glaubens soll man sich nun verlassen?

Diese Frage lässt sich nicht abschließend beantworten. Mir ist es lieber, Evelyn Waughs Prosa steht in meinem Regal, so wie sie ist, und ich weiß, dass die Romane nicht ohne die Qualen und Sünden des Autors zu haben sind. Und wenn sich alle Muslime verhielten wie der Mann, der einen guten Wochenlohn in den Wind schlug, nur um das Richtige zu tun, dann wären mir die bizarren Vorgaben des Korans völlig gleichgültig. Wenn ich mein eigenes Leben auf gute Taten und großzügiges Verhalten abklopfe, komme ich auf kein überwältigendes Ergebnis. In Sarajevo nahm ich mir einmal, zitternd vor Angst, meine kugelsichere Weste ab und überließ sie einer Frau, die ich mit in Sicherheit bringen sollte und die noch mehr Angst hatte als ich – übrigens bestimmt nicht das einzige Beispiel dafür, dass es in Schützengräben sehr wohl Atheisten gibt. Damals meinte ich, es sei das Mindeste, was ich für sie tun könne, und zugleich das Beste. Diejenigen, die uns mit Granaten und Gewehren beschossen, waren übrigens serbische Christen, aber das war sie ja auch.

Im Norden Ugandas saß ich Ende 2005 in einem Rehabilitationszentrum für entführte und versklavte Kinder im Lande der Acholi, die nördlich des Nils leben. Um mich herum waren lauter lustlose, leere und verhärtete kleine Jungs (und auch ein paar Mädchen). Ihre Geschichten glichen einander auf schreckliche Weise. Milizionäre mit versteinerten Gesichtern, die ihrerseits als Kinder entführt worden waren, hatten sie im Alter zwischen acht und dreizehn Jahren aus ihren Schulen oder Häusern weggefangen. Man brachte sie in den Busch und machte sie in einer gewaltsamen "Initiation" zu Mitgliedern der Truppe. Es gab zwei Methoden: entweder sie mussten sich selbst an einem Mord beteiligen, sich "schmutzig machen" und so zu Komplizen werden, oder man peitschte sie brutal aus, häufig mit bis zu dreihundert Hieben. "Kinder, die solche Grausamkeiten am eigenen Leib erlebt haben," sagte einer der Stammesältesten der Acholi, "bringen es leicht fertig, sie anderen zuzufügen." Das Leid, das diese Armee aus zu Zombies mutierten Knirpsen über die Menschen brachte, ist unermesslich. Die Kinder zerstörten Dörfer, trieben einen Teil der Bevölkerung in die Flucht, verstümmelten Menschen, schlitzten ihnen den Bauch auf (die ursprünglich von einem Jesuitenmönch gegründete Rebellenbewegung ... something called 'hell files'", but: "e-entreculturas is the electronic bulletin of Entreculturas, a Foundation promoted by the Society of Jesus, which believes in education as a means for social change, justice and intercultural dialogue") und entführten – eine besonders raffinierte Nuance des Bösen – andere Kinder, weshalb sich die Acholi mit Gegenmaßnahmen zurückhielten, um nicht einer ihrer eigenen Angehörigen umzubringen oder zu verletzen.

Diese "Lord's Resistance Army" ("Widerstandsarmee des Herrn", kurz LRA) wurde von einem Mann namens Joseph Kony angeführt, einem ehemaligen Messdiener, der das Gebiet unter die Herrschaft der Zehn Gebote stellen wollte. Er taufte mit Öl und Wasser, veranstaltete grausame Bestrafungs- und Reinigungszeremonien und versicherte seine Anhänger gegen den Tod. Sein Christentum war fanatisch. Auch das Rehabilitationszentrum, in dem ich saß, wurde von einer fundamentalistischen christlichen Organisation betrieben. Nachdem ich in den Busch gegangen und mir die Arbeit der LRA angesehen hatte, kam ich mit dem Mann, der die Schäden zu beheben versuchte, ins Gespräch. Wie könne er wissen, fragte ich ihn, welcher von ihnen den aufrichtigeren Glauben habe? Jede säkulare oder staatliche Organisation könne leisten, was er tat – Prothesen anpassen, Schutz bieten, beraten – doch um ein Joseph Kony zu sein, müsse man doch sicher den wahren Glauben besitzen?
Zu meiner Überraschung tat er meine Frage nicht ab. Ja, sagte er, Kony beziehe seine Autorität zum Teil daraus, dass er aus einer christlichen Predigerfamilie stammte. Die Leute glaubten auch tatsächlich, er könne Wunder vollbringen, denn er rief die Geisterwelt an und versprach seinen Anhängern Immunität gegen den Tod. Selbst von denen, die ihm davongelaufen waren, schworen einige noch immer, dass sie den Mann hatten Wunder vollbringen sehen. Ein Missionar könne nur versuchen, den Menschen ein anderes Bild vom Christentum zu vermitteln.

Die Offenheit des Mannes beeindruckte mich. Er hätte auch anders argumentieren können.
Joseph Kony ist vom christlichen "Mainstream" meilenweit entfernt. Seine Zahlmeister und Waffenlieferanten sind die zynischen Muslime des sudanesischen Regimes, die ihn benutzen, um die Regierung von Uganda zu reizen, die wiederum die Rebellengruppen im Sudan unterstützte. Kony untersagte dafür das Halten und Verzehren von Schweinen, was, wenn er auf seine alten Tage nicht gerade fundamentalistischer Jude geworden ist, als Zugeständnis an seine Geldgeber verstanden werden muss. Diese sudanesischen Mörder führen wiederum seit Jahren einen Vernichtungskrieg nicht nur gegen die Christen und Animisten im Südsudan, sondern auch gegen die nichtarabischen Muslime der Provinz Darfur. Offiziell unterscheidet der Islam nicht zwischen Rassen und Nationen, doch die Schlächter in Darfur sind arabische Muslime, ihre Opfer afrikanische Muslime.
Die "Lord's Resistance Army" eröffnet in diesem großen Horrorszenario nichts anderes als einen christlichen Nebenkriegsschauplatz nach Art der Roten Khmer.

Ein noch plastischeres Beispiel liefert Ruanda, das der Welt 1992 ein neues Synonym für Völkermord und Sadismus präsentierte. Die ehemalige belgische Kolonie ist das christlichste Land Afrikas mit dem höchsten Anteil an Kirchen pro Kopf der Bevölkerung. 65% der Ruander sind römisch-katholisch, weitere 15% gehören einer der vielen protestantischen Religionsgemeinschaften an. Der Ausdruck "pro Kopf" nahm 1994 eine makabre Bedeutung an, als die rassistischen Milizen der Hutu-Power, angestachelt von Staat und Kirche, gezielt über ihre Nachbarn, die Tutsi, herfielen und sie massenhaft abschlachteten.

Das war kein atavistischer Blutrausch, sondern die kaltblütig geplante afrikanische Version der Endlösung, die schon geraume Zeit in Vorbereitung gewesen war.
Eine frühe Warnung gab es im Jahr 1987, als ein katholischer Visionär damit prahlte, Stimmen und Visionen der Jungfrau Maria gewahr zu werden. Diese Bilder waren erschütternd blutig, prophezeiten Massaker und die Apokalypse, aber auch – wie zum Ausgleich – die Rückkehr Jesu Christi am Ostersonntag 1992. Marienerscheinungen auf einem Hügel namens Kibeho wurden von der katholischen Kirche untersucht und anerkannt. Die Frau des ruandischen Präsidenten, Madame Agathe Habyarimana, war besonders fasziniert von diesen Visionen. Sie unterhielt eine enge Beziehung zum Bischof der ruandischen Hauptstadt Kigali, Monsignor Vincent Nsengiyumva, der überdies Mitglied des Zentralkomitees von Präsident Habyarimanas herrschender Partei MRND war (Nationale Revolutionäre Bewegung für den Fortschritt). Die MRDN verhaftete, gemeinsam mit anderen staatlichen Organen, gern missliebige Frauen als "Prostituierte" und ermutigte katholische Aktivisten, Geschäfte zu verwüsten, in den Verhütungsmittel verkauft wurden. Mit der Zeit sprach es sich herum, dass die Prophezeiung erfüllt werde und dass die "Schaben", wie die Tutsi-Minderheit genannt wurde, bald bekommen würden, was ihnen zustand.

Als das apokalyptische Jahr 1994 anbrach und die geplanten und koordinierten Massaker begannen, waren viele eingeschüchterte Tutsi und Hutu-Dissidenten so unklug, in Kirchen Schutz zu suchen. Das erleichterte den Interahamwe, den Todesschwadronen von Regierung und Militär, ihre Aufgabe erheblich, denn sie wussten, wo sie suchen mussten, und konnten sich darauf verlassen, dass die Priester und Nonnen ihnen den Weg wiesen. Deshalb befinden sich auch so viele der Massengräber, die seither fotografiert wurden, auf geweihtem Boden, und aus dem gleichen Grund sitzen so viele Priester und Nonnen auf den Anklagebänken der ruandischen Völkermordprozesse. Der berüchtigte Pater Wenceslas Munyeshyaka beispielsweise, katholischer Priester in der Kathedrale Sainte Famille in Kigali, wurde von einem französischen Priester außer Landes geschmuggelt, danach aber wegen Völkermords, der Weitergabe von Namenslisten an die Interahamwe sowie wegen der Vergewaltigung einer jungen Flüchtlingsfrau angeklagt. Er ist keineswegs der einzige Geistliche, der sich solchen Anklagen stellen muss. Um dem Eindruck entgegenzutreten, es handle sich um einen Einzelfall, sei hier ein anderes Mitglied der ruandischen Kirchenhierarchie genannt, der Bischof von Gikongoro, der auch unter dem Namen Monsignor Augustin Misago bekannt ist. In einem ausführlichen Bericht über die grauenhaften Vorgänge heißt es: "Bischof Misago selbst wurde häufig als Sympathisant der Hutu-Power geschildert. Man hatte ihn öffentlich angeklagt, er habe Tutsi den Zugang zur Zufluchtsstätte verweigert, andere Geistliche kritisiert, weil sie "Schaben" geholfen hätten, und einen Gesandten des Vatikans, der Ruanda im Juni 1944 besuchte, gebeten, dem Papst auszurichten, er müsse "einen Ort für Tutsi-Priester finden, weil das ruandische Volk sie nicht mehr will".
Schlimmer noch: Am 4. Mai des Jahres, kurz vor der letzten Marienerscheinung in Kibeho, war der Bischof dort selbst mit einer Gruppe von Polizisten aufgetaucht. 90 Tutsi-Schulkindern, die dort für das Gemetzel festgehalten wurden, hatte er versichert, sie sollten sich keine Sorgen machen, denn die Polizei werde sie beschützen. Drei Tage später halfen die Polizisten mit, 82 dieser Kinder zu ermorden."

Schulkinder, die "für das Gemetzel festgehalten wurden" – sicherlich erinnern wir uns alle daran, wie sich der Papst von diesem nicht wiedergutzumachenden Verbrechen distanziert und die Komplizenschaft seiner Kirche eingeräumt hat? Oder auch nicht. Er hat nie ein Wort darüber verloren. Paul Rusesabagina, der Held des Films Hotel Ruanda, erinnert sich, dass Vater Wenceslas Munyeshyaka sogar seine eigene Tutsi-Mutter als "Schabe" bezeichnete. Das verhinderte allerdings nicht, dass ihm von der französischen Kirche gestattet wurde, seine "seelsorgerischen Pflichten" wieder aufzunehmen, bis er dann in Frankreich verhaftet wurde. Im Falle Bischof Misagos gab es nach dem Krieg im ruandischen Justizministerium Stimmen, die ihn gern unter Anklage gestellt hätten. Doch ein Vertreter des Ministeriums sagte: "Aber der Vatikan ist zu stark und zeigt zu wenig Bedauern, als dass wir uns an Bischöfe heranwagen könnten. Haben Sie noch nie etwas von Unfehlbarkeit gehört?" [...]

Ich war ein verhaltener Bewunderer des verstorbenen Papst Johannes Pauls II., der nach menschlichem Maßstab tapfer und aufrecht war und sowohl moralischen als auch körperlichen Mut zu zeigen vermochte. Als junger Mann engagierte er sich in seinem Heimatland für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, und in seinem späteren Leben trug er viel zur Befreiung Polens von der Sowjetherrschaft bei. Seine Amtszeit als Papst war in mancherlei Hinsicht schockierend konservativ und autoritär, doch Wissenschaft und Forschung stand er – außer wenn es um das Aids-Virus ging – aufgeschlossen gegenüber, und sogar beim Dogma zur Abtreibung machte er einige Zugeständnisse an eine "Lebensethik", der zufolge nun beispielsweise die Todesstrafe fast immer als falsch gilt.
Nach seinem Tod wurde Papst Johannes Paul u.a. zugute gehalten, wie oft er Entschuldigungen ausgesprochen hatte. Leider war die Buße für die etwa eine Million Menschen, die in Ruanda ermorden wurden, nicht darunter. Allerdings entschuldigte sich der Papst bei den Juden für den Jahrhunderte währenden Antisemitismus, bei der muslimischen Welt für die Kreuzzüge, bei den orthodoxen Christen im Osten für die zahlreichen Verfolgungen, mit denen Rom sie überzogen hatte, und er bereute auch die Inquisition. Das war wohl so zu verstehen, dass die Kirche in der Vergangenheit hauptsächlich Fehler begangen und oft kriminell gehandelt hatte, nun aber durch die Beichte von ihren Sünden befreit war und fortan wieder unfehlbar sein konnte.

Kap. 15, S. 253 ff.)
Die Vorstellung, dass sich jemand stellvertretend opfert, die sogar C.S. Lewis zu schaffen machte, ist eine weitere Verfeinerung des uralten Aberglaubens. Wieder haben wir einen Vater, der seine Liebe dadurch unter Beweis stellt, dass er seinen Sohn der Folter und dem Tod preisgibt, doch dieses Mal ist der Vater nicht darauf aus, Eindruck auf Gott zu machen. Er ist Gott und will Eindruck auf die Menschen machen.
Da stellt sich doch die Frage nach der Moral: ich erfahre von einem Menschenopfer, das, ohne dass ich es gewollt hätte, vor zweitausend Jahren stattfand, und zwar unter so grausigen Umständen, dass ich, wäre ich dort gewesen und hätte ich auch nur den geringsten Einfluss gehabt, verpflichtet gewesen wäre, es zu verhindern. Als Folge dieses Mordes werden mir nun alle Sünden vergeben, und ich darf auf das ewige Leben hoffen.

Sehen wir einmal von der Uneinigkeit zwischen den Erzählern dieser Geschichte ab und nehmen an, sie sei grundsätzlich wahr: was ergibt sich daraus? Die Folgen sind keineswegs so beruhigend, wie es auf den ersten Blick aussieht. Um in den Genuss dieses wunderbaren Angebots zu kommen, muss ich zunächst einmal akzeptieren, dass ich verantwortlich bin für die Peitschenhiebe, den Hohn und die Kreuzigung, die ich weder mit beschlossen noch mit durchgeführt habe. Ich muss mich damit einverstanden erklären, dass ich jedes Mal, wenn ich diese Verantwortung von mir weise oder wenn ich in Wort oder Tat sündige, Jesu Qualen noch verschlimmere. Zudem bin ich gehalten zu glauben, dass die Todesqualen notwendig waren, um ein älteres Vergehen zu sühnen, mit dem ich nichts zu tun habe, nämlich die Sünde des Adam.
Es nützt wenig, einzuwenden, dass Adam mit einer großen Unzufriedenheit und Neugier geschaffen wurde, die zu stillen ihm sodann untersagt wurde – das alles wurde lange vor Jesu Geburt entschieden. Meine eigene Schuld in dieser Angelegenheit ist somit "angeboren", und ich kann ihr nicht entrinnen. Allerdings wird mir noch der freie Wille zugestanden, der es mir ermöglicht, das Angebot der stellvertretenden Erlösung abzulehnen. Sollte ich mich aber dafür entscheiden, habe ich ewige Qualen vor mir, die alles, was Jesus auf Golgatha erduldete, und auch die Strafen, die für Verstöße gegen die Zehn Gebote in Aussicht gestellt wurden, bei weitem übertreffen.

Die Vorstellung, dass Jesus sterben wollte und musste und zu diesem Zweck zum Passahfest nach Jerusalem kam, und dass alle, die an seiner Ermordung beteiligt waren, unwissentlich Gottes Willen und ältere Prophezeiungen erfüllten, macht es nicht gerade einfacher, die Geschichte zu akzeptieren.
Besonders merkwürdig ist, dass Judas, der für die Verfolger die überflüssige Identifizierung des bekannten und seit längerem gesuchten Predigers übernahm, solche Verachtung erfahren sollte – sieht man einmal von der gnostischen Version ab – denn ohne Judas gäbe es keinen Karfreitag.
In einem der vier Evangelien heißt es, die Juden, die Jesus verurteilten, hätten ausgerufen: "Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!" Dieses Problem beschäftigt nicht nur die Juden oder auch die Katholiken, denen die lange Geschichte des christlichen Antisemitismus Sorge bereitet. Nehmen wir einmal mit Maimonides an, der jüdische Sanhedrin hätte diese Forderung tatsächlich erhoben. Wie konnte sie für künftige Generationen verbindlich sein?
Immerhin behauptete der Vatikan nicht etwa, manche Juden hätten Christus umgebracht. Nein, er behauptete, es seien die Juden gewesen, die seinen Tod gefordert hatten, und deshalb trage das gesamte jüdische Volk die kollektive Verantwortung dafür. Es erscheint grotesk, dass sich die Kirche erst von kurzem dazu durchringen konnte, den Vorwurf des "Gottesmordes" durch die Juden fallen zu lassen. Warum das so lange dauerte, ist leicht zu erklären. Wenn man erst einmal zugibt, dass die Abkömmlinge der Juden nichts damit zu tun haben, so lässt sich nur noch schwer erklären, warum eigentlich Christen, die ja auch nicht dabei waren, etwas damit zu tun haben sollen.

S. 256 ff.)
Wir können nicht wie die angsterfüllten Bauern der Vorzeit davon ausgehen, dass wir unsere Sünden einer Ziege aufladen und das arme Tier in die Wüste treiben. Im Volksmund ist der Begriff des "Sündenbocks" vernünftigerweise negativ besetzt. In Religionen spielen Sündenböcke dagegen eine große Rolle. [...] Wie diese Entwicklung schließlich zu einem bloßen Geschäft verkommt, wird unangenehm spürbar in Blaise Pascals Theologie, die haarscharf an der Unanständigkeit vorbeischrammt. Seine berühmte "Wette" klingt wie das Angebot eines Marktschreiers: was hast du zu verlieren? Wenn du an Gott glaubst und es einen Gott gibt, gewinnst du. Wenn du an ihn glaubst und daneben liegst – was soll’s? Ich habe mir einmal eine Antwort auf diese abgefeimte Gaunerei ausgedacht, die zweierlei Form annahm. [...]
Pascal erinnert mich an die Heuchler und Schwindler, vor denen es in der talmudisch-jüdischen Rationalisierung nur so wimmelt: verrichte am Sabbat keine Arbeit, sondern bezahle andere dafür. Du hast dem Buchstaben des Gesetzes Genüge getan – wer zählt mit? Der Dalai Lama erklärt, der Besuch einer Prostituierten sei erlaubt, wenn jemand anders bezahle. Schiitische Muslime haben die Ehe auf Zeit im Angebot: Männer erhalten gegen Geld die Erlaubnis, eine Frau mit den üblichen Schwüren für eine oder zwei Stunden zu heiraten und sich, wenn sie fertig sind, wieder scheiden zu lassen. Viele der herrlichen Bauten in Rom wären nie errichtet worden, wenn der Ablasshandel nicht so viel Gewinn abgeworfen hätte – der Petersdom wurde mit einer Art Ablass-Sonderangebot finanziert. Als der derzeitige Papst, ehemals Joseph Ratzinger, vor nicht allzu langer Zeit junge Katholiken zu einem Kirchentag einlud, versprach er den Teilnehmern den Ablass ihrer Sündenstrafen.

Dieses moralisch erbärmliche Spektakel wäre völlig überflüssig, wenn die Regeln so geartet wären, dass man sie auch befolgen kann. Doch zu den totalitären Edikten, die ihren Anfang in der Offenbarung durch eine absolute Autorität hatten, mittels Angstmache durchgesetzt werden und sich auf eine Sünde aus grauer Vorzeit beziehen, kommen Vorgaben, die zum Teil gleichermaßen unmoralisch wie unmöglich einzuhalten sind. Ein Grundprinzip des Totalitarismus ist der Erlass von Gesetzen, die nicht zu befolgen sind. Die Tyrannei, die daraus erwächst, ist noch eindrücklicher, wenn sie von einer privilegierten Kaste oder Partei ausgeübt wird, die mit Feuereifer die Aufdeckung von Verfehlungen betreibt. Ein Großteil der Menschheit hat im Verlauf ihrer Geschichte unter einer Form dieser stumpfsinnigen Diktatur gelebt, und viele tun es noch immer. Ich möchte ein paar Beispiele für Regeln nennen, die nicht befolgt werden können.
Das am Sinai erlassene Gebot, nach dem der Mensch nicht einmal daran denken darf, anderer Leute Güter zu begehren, sei als erstes Beispiel genannt. Seinen Widerhall findet es im Neuen Testament, wo es heißt, ein Mann, der eine Frau falsch ansieht, begeht bereits Ehebruch. Und seine Entsprechung findet es in dem im Islam noch geltenden und im Christentum einst gültigen Verbot, Geld gegen Zinsen zu verleihen. Solche Regeln unterwerfen die Willenskraft des Menschen auf unterschiedliche Weise unsinnigen Beschränkungen. Begegnen kann man ihnen nur auf zwei Arten. Die eine ist die ständige Geißelung des Fleisches, begleitet von einem unablässigen Ringen mit "unreinen" Gedanken, die wahrhaftig sind, sobald sie im Bewusstsein oder auch nur in der Fantasie auftauchen. Die Folge sind hysterische Schuldeingeständnisse, das heuchlerische Gelöbnis sich zu bessern und die aggressive Denunziation anderer Abtrünniger und Sünder, kurz: ein spiritueller Polizeistaat. Die zweite Reaktion ist die organisierte Scheinheiligkeit: man gibt verbotene Nahrungsmittel für etwas anderes aus, verschafft sich mit einer Spende an die religiöse Obrigkeit ein wenig Freiraum, erkauft sich mit demonstrativer Orthodoxie Zeit oder zahlt Geld auf das eine Konto ein und lässt es sich auf einem anderen mit einem kleinen Aufschlag, ohne jede Wucherei natürlich, wieder auszahlen. So etwas könnten wir als spirituelle Bananenrepublik bezeichnen. Viele Theokratien, vom mittelalterlichen Rom bis hin zum modernen wahhabitischen Saudi-Arabien, haben es gleichzeitig zum spirituellen Polizeistaat und zur spirituellen Bananenrepublik geschafft.

Ob Shakespeare ein heimlicher Katholik war



Christopher Hitchens 2007: God is not great

pt 1 & pt 3 & pt 4 & pt 5

commentarymagazine.com & Shakespeare on one-evil.org

S. 171) Voltaire, Philosophisches Wörterbuch:
"Die Töchter des Hohepriesters Anius verwandelten in Weizen, Wein oder Öl, was immer sie wollten. Athalida, Tochter des Merkur, erstand mehrmals vom Tode auf. Äskulap erweckte Hippolytus wieder zum Leben. Herkules entriss Alkestis dem Tode. Heres kehrte in die Welt zurück, nachdem er vierzehn Tage in der Hölle verbracht hatte. Die Eltern des Romulus und des Remus waren ein Gott und eine Vestalin. Dass Palladion fiel vom Himmel auf die Stadt Troja nieder. Das Haar der Berenike wurde zu einem Sternbild ... Man nenne mir ein Volk, in dem keine unglaublichen Wunder geschahen, zumal in Zeiten, in denen nur wenige lesen und schreiben konnten."

S. 172) In Kambodscha ließen sich die Könige errechnen, an welchem Tag des Jahres der Mekong und der Bassac anschwellen, sich zu einem Strom vereinigen, unter dem gewaltigen Wasserdruck die Fließrichtung ändern und in den großen See Tonle Sap strömen würden. In einer Zeremonie befahl der von Gott ernannte Führer dann termingerecht dem Wasser, in die andere Richtung zu fließen – sogar Mose am Ufer des Roten Meeres hätte da Augen gemacht. In der jüngeren Geschichte schlachtete auch der Showman König Sihanouk von Kambodscha das Naturwunder mit großem Erfolg aus.

S. 174 ff.)
Schon beim Neuen Testament handelt es sich um eine höchst zweifelhafte Quelle. Professor Bart Ehrmann kam beispielsweise zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass der Bericht von Jesu Wiederauferstehung im Markusevangelium erst Jahre später eingefügt wurde. Doch dem Neuen Testament zufolge kamen Wiederauferstehungen immer wieder vor. Jesus bewirkte sie gleich in zwei Fällen an anderen: er holte sowohl Lazarus als auch die Tochter des Jairus aus dem Tode zurück. Offenbar macht sich aber niemand die Mühe, die Überlebenden nach ihren außerordentlichen Erfahrungen zu befragen. Auch wurde nicht festgehalten, ob oder wie diese beiden Menschen erneut "starben". Wenn sie unsterblich blieben, so gesellten sie sich zum "Ewigen Juden", der einer frühchristlichen Legende zufolge nach einer Begegnung mit Jesus auf der Via Dolorosa zu ewiger Wanderschaft verdammt wurde. Den unbeteiligten Zuschauer ereilte dieses Schicksal, weil andernfalls die Prophezeiung, nach der Jesu Wiederkehr in der Lebenszeit zumindest eines Zeitgenossen stattfinden werde, unerfüllt bleiben musste.
An dem Tag, an dem Jesus dem glücklosen Wanderer begegnete, wurde er selbst mit erschreckender Grausamkeit umgebracht. Im Matthäus-Evangelium 27:52-53 heißt es, "die Gräber taten sich auf und standen auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen, und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen." Das klingt unlogisch, da sich die Leichen offenbar sowohl zum Zeitpunkt des Todes Jesu am Kreuz als auch zum Zeitpunkt seiner Auferstehung erhoben. Es wird jedoch in der gleichen nüchternen Art berichtet wie das Erdbeben, das Zerreißen des Vorhangs im Tempel – auch diese beiden Ereignisse sind bislang von keinem Historiker gewürdigt worden – und die ehrfürchtigen Worte des römischen Hauptmanns.

Das Wiederauferstehungen häufiger vorkamen, untergräbt zwangsläufig die Einzigartigkeit der einen, mittels der der Menschheit ihre Sünden vergeben werden. Vom Osiriskult über den Vampirismus bis hin zum Voodoo hat sich vorher und nachher noch jeder Kult und jede Religion auf den angeborenen Glauben an die "Untoten" gestützt. Bis heute sind sich die Christen nicht einig, ob wir am Tag des Jüngsten Gerichtes unseren alten, verstorbenen Körper wieder erhalten oder neu ausgestattet werden. Einstweilen lässt sich sogar unter Berücksichtigung der von den Gläubigen erhobenen Behauptungen sagen, dass die Wiederauferstehung Jesu weder die Lehre des Verstorbenen beweist, noch seine Abstammung väterlicherseits, noch die Wahrscheinlichkeit, dass er in fleischlicher oder anderweitig erkennbarer Form erneut wiederkehrt. Wieder einmal sind der "Beweise" zu viele. Wenn ein Mensch freiwillig für seine Mitmenschen stirbt, gilt das gemeinhin als edel. Die Behauptung, er sei nicht "wirklich" gestorben, macht dieses Opfer zu einer vertrackten und trügerischen Angelegenheit: die Aussage "Christus ist für meine Sünden gestorben", trifft also so nicht zu, denn eigentlich ist er ja gar nicht "gestorben". Da innerhalb einer für die Bestätigung einer solch ungewöhnlichen Behauptung angemessenen Zeitspanne verlässliche und übereinstimmende Zeugen fehlen, sind wir somit berechtigt, wenn nicht gar verpflichtet, um unserer Selbstachtung willen der ganzen Sache keinen Glauben zu schenken. D.h., solange keine hinreichenden Beweise vorgelegt werden, die aber bislang fehlen. Und außergewöhnliche Behauptungen erfordern außergewöhnliche Beweise.

S. 176) Als Korrespondent für britische Zeitungen geschah es übrigens sogar, dass ich gedruckte Artikel, die unter meinem Namen erschienen, nicht wiedererkannte, nachdem die Redakteure damit fertig waren.

S. 184-187)
Mir ist es völlig gleich, ob Homer eine Person war oder viele, ob Shakespeare ein heimlicher Katholik oder ein verkappter Agnostiker war. Meine Welt würde nicht zusammenstürzen, wenn sich herausstellen sollte, dass der großartigste Schriftsteller, der je über die Liebe, das Tragische, das Komische und die Moral geschrieben hat, doch der Earl of Oxford war – wobei ich schon darauf bestehen möchte, dass es ein Autor war, und es mich betrüben würde, wenn Beacon derjenige welcher wäre. Shakespeare hat größeres moralisches Gewicht als der Talmud, der Koran oder jeder andere Text, der über die schrecklichen Scharmützel zwischen irgendwelchen eisenzeitlichen Sippen berichtet.
Doch aus dem Studium der Religion lässt sich eine Menge Positives herausziehen, und häufig haben wir es mit herausragenden Schriftsteller und Denkern zu tun, die uns gewiss intellektuell, manchmal sogar moralisch überlegen sind. Viele entlarvten die Götzenverehrung und das Heidentum ihrer Zeit und riskierten in der Auseinandersetzung mit ihren Glaubensbrüdern sogar den Märtyrertod. Nun aber haben wir einen Moment in der Geschichte erreicht, da sogar ein Pygmäe wie ich – nicht dass es mein Verdienst wäre – ob seines Wissensstandes in der Lage ist zu erkennen, dass es höchste Zeit ist, den Vorhang endgültig zu zerreißen. Literaturwissenschaften, Archäologie, Physik und Molekularbiologie – sie alle haben nicht nur nachgewiesen, dass religiöse Mythen falsch und menschgemacht sind, sondern sie bieten uns auch bessere und fundiertere Erklärungen der Welt. Den Verlust des Glaubens kompensieren die neuen und trefflicheren Wunder, die noch vor uns liegen, und die Werke Homers, Shakespeares, Miltons, Tolstois oder Prousts, allesamt von Menschen gefertigt (auch wenn das, wie im Falle Mozarts, manchmal schwer zu glauben ist).
Als jemand, der nicht ohne Schmerzen in seinem eigenen säkularen Glauben erschüttert wurde und ihn schließlich abgelegt hat, kann ich das guten Gewissens behaupten.

Als Marxist waren meine Ansichten keine Glaubenssache für mich, doch ich dachte schon, dass eine Art einheitlicher Feldtheorie entdeckt worden sein könnte. Der historische und dialektische Materialismus hatte konzeptionell nichts Absolutes oder Übernatürliches, barg allerdings mit seiner Zielgerichtetheit ein messianisches Element in sich und hatte ohne Zweifel seine Märtyrer, Heiligen und Prinzipienreiter, nach einer Weile auch seine rivalisierenden, sich gegenseitig exkommunizierenden Päpste. Zudem gab es Schismen, Inquisition und Hexenjagd. Ich war Mitglied einer abweichenden Schule, die Rosa Luxemburg und Leo Trotzki bewunderte, und ich kann klar sagen, dass auch wir unsere Propheten hatten.
Rosa Luxemburg, die so eindrucksvoll vor den Folgen des Ersten Weltkriegs gewarnt hatte, galt schon fast als Verkörperung Kassandras und Jeremias, und Isaac Deutscher (Bertrand Russel – Illuminat wie J.W. Goethe, Al Pike, Winston Churchill, Otto von Habsburg, David Rockefeller, Andrew Carnegie, Ted Kennedy etc.) nannte die Einzelbände seiner großen dreibändigen Leo-Trotzki-Biografie gar Der bewaffnete Prophet, Der unbewaffnete Prophet und Der verstoßene Prophet.

Als junger Mann hatte Deutscher eine Ausbildung zum Rabbiner gemacht und hätte einen brillanten Talmudisten abgegeben – ebenso wie Trotzki. Das damals noch unentdeckte gnostische Judasevangelium vorausnehmend, sagte Trotzki zu Stalins Übernahme der bolschewistischen Partei:

"Von den zwölf Aposteln erwies sich nur Judas als Verräter. Aber wenn dieser die Macht erlangt hätte, würde er die anderen elf Apostel als Verräter hingestellt haben und auch alle die geringen Jünger, deren Zahl Lukas mit siebzig angibt."

("The most popular and most imposing accusation directed against Bolshevik 'amoralism' bases itself on the so-called Jesuitical maxim of Bolshevism: 'The end justifies the means.'From this it is not difficult to reach the further conclusion: since the Trotskyists, like all Bolsheviks or Marxists do not recognize the principles of morality, there is, consequently, no 'principled' difference between Trotskyism and Stalinism Q.E.D."
In the conspiracist rhetoric of wacky old Texe: "From the days of Loyola to Lenin, Trotsky, Mao and Pol Pot, a trail of terror and blood has been the identifying sign of these 'enlightened' Luciferian man-gods.")

Dem sei hier Deutschers nüchterner Bericht über die Geschehnisse angefügt, als die deutschlandfreundlichen Kräfte in Norwegen die Regierung dazu zwangen, Trotzki das Asyl zu verweigern und ihn erneut auszuweisen, worauf er bis zu seinem Tod durch die Welt irrte. Der alte Mann traf mit dem norwegischen Außenminister Trygve Lie und anderen zusammen: "An dieser Stelle erhob Trotzki seine Stimme so stark, dass sie durch die Räume und Korridore des Ministeriums schallte:

'Das ist ihr erster Kapitulationsakt vor dem Nazismus in Ihrem eigenen Land. Sie werden dafür zu bezahlen haben. Sie halten sich für so mächtig, um ungestört und nach Ihrem Gutdünken mit einem politischen Verbannten zu verfahren. Aber der Tag ist nahe – denken Sie daran! – der Tag ist nahe, an dem die Nazis Sie zusammen mit Ihrem Pantoffel-Ministerpräsidenten aus Ihrem Land vertreiben werden.'

Trygve Lie zuckte angesichts dieser eigenartigen Weissagung mit den Schultern. Aber nach weniger als vier Jahren musste die gleiche Regierung tatsächlich vor den nazistischen Eindringlingen aus Norwegen fliehen. Und als die Minister und ihr betagter König Haakon als Flüchtlinge an der Küste standen und voller Unruhe auf ein Schiff warteten, das sie nach England bringen sollte, dachten sie mit einem Schauder daran, wie der prophetische Fluch Trotzkis in Erfüllung gegangen war."

Trotzki verfügte dank seiner soliden materialistischen Kritik durchaus nicht immer, doch hin und wieder recht eindrucksvoll über großen Weitblick. Zudem begriff er, wie er in seinem emotionalen Essay Literatur und Revolution schrieb, das unstillbare Verlangen der Armen und Unterdrückten danach, sich über die rein materielle Welt zu erheben und eine Transzendenz zu erlangen. Diese Idee habe ich einen Gutteil meines Lebens geteilt und bis heute nicht völlig verworfen. Doch es kam eine Zeit, da ich mich den Attacken der Realität nicht mehr entziehen konnte und wollte. Der Marxismus hatte, wie bereits erwähnt, seine intellektuellen, philosophischen und ethischen Vorzüge, die aber nun der Vergangenheit angehören. Vielleicht lässt sich noch etwas aus der heroischen Zeit herüberretten, doch Tatsache bleibt: es gab keine Richtschnur für die Zukunft mehr.

Zudem hatte ausgerechnet das Konzept einer Gesamtlösung auf die abstoßendste Weise Todesopfer gefordert und auch noch die Ausreden dafür geliefert. Diejenigen von uns, die eine rationale Alternative zur Religion gesucht hatten, waren an einer vergleichsweise dogmatischen Endstation angelangt. Was konnte man auch erwarten von einem Denkgebäude, das von so nahen Verwandten der Schimpansen errichtet worden war? Unfehlbarkeit? Falls der Leser es bis hierher geschafft hat und merkt, dass sein eigener Glaube ins Wanken gerät – was ich hoffe – so räume ich gern ein, dass ich weiß, was er durchmacht. An manchen Tagen vermisse ich meine alten Überzeugungen wie eine amputierte Gliedmaße. Doch meistens fühle ich mich besser – und nicht weniger radikal – und so wird es, das garantiere ich, auch dem Leser gehen, wenn er die Doktrine erst hinter sich gelassen hat und seinem entfesselten Verstand erlaubt selbständig zu denken.


"Dear truth-seeker, Masonic Jews always play 'a subordinate though conspicuous role' when used by the Jesuit General. Such was the case of the birth of the Illuminati with Rothschild (1776), the financing of the French Revolution and Napoleonic Wars with Rothschild (1789-1815), the creation of modern Communism with Marx (1848), the first head of the Federal Reserve Bank with Paul M. Warburg (1913) and presently, Alan Greenspan (2002), the creation of the Union of Soviet Socialist Republics (USSR) via the Bolshevik Revolution with Trotsky and Lenin (1917), the financing and building of the USSR with Jacob H. Schiff and Armand Hammer (1920-1980) and AIG's Maurice Greenberg (2002), the Jewish Holocaust of Europe with Rudolf Kastner (1939-1945), the birth of Zionist Israel with Theodor Herzl (1948), the cover-up of the Kennedy Assassination with the Warren Commission's Arlen Specter and his 'single bullet theory' (1964) and the continual high treason against the people of the American Empire by Henry A. Kissinger (1972 to the Present).

These are high-level Masonic Jews who adhere to the evil Babylonian Talmud of Judaism – the twin sister of the evil Council of Trent of Jesuitism – and have betrayed their own Jewish Race contributing to the atrocities committed by the Jesuit Order including the Jewish Holocaust. These same Masonic (racially) Jewish Zionists with their secret brethren, the Masonic (religiously) Jewish Talmudic Rabbinical leaders, will one day betray 'the holy people' by making Jerusalem an international city and by entering into a treaty with the Papal Caesar, 'the prince that shall come' – Daniel 9:26.
For if the Talmudic Jewish leaders had 'no king but Caesar' in Messiah's day, why should we be surprised to see these same men serving the Papal Caesar of our day? May those elect racial Jews today in Israel awake to the good news of Yeshua, the racially Jewish, Talmud rejecting, Torah believing Messiah before it is too late!

Vatican Assassins, chapter 32, The Jesuits 1882-1917)
1. Both revolutions were based on communist writings of Freemasons – Voltaire and Marx.
Did not the Jesuits perfect communism on their reductions in Paraguay?
2. Both revolutions plundered the state churches.
Were not the Jesuits the enemies of the Catholic Church in France and the Orthodox Church in Russia when the revolutions broke out?
3. Both revolutions ended the monarchies.
Were not the Jesuits enemies of both the Bourbon and the Romanoff dynasties?
Had not both monarchies expelled the Jesuits from their countries?

4. Both revolutions produced Jesuit Republics – republics in form, but absolute monarchies in power.
Are not the Jesuits absolutists?
5. Both revolutions declared atheism as the religion of the state.
Evidenced by their deeds, are not the Jesuits truly atheists?
6. Both revolutions carried out a reign of terror by an inquisitional secret police.
Are not the Jesuits the greatest of Inquisitors?
7. Both revolutions resulted in military dictators who punished the enemies of the Jesuits.
Did not the Jesuits benefit even though Napoleon and Stalin, in deceiving the nations, openly banned the order from France and Russia?

The Jesuits began the Bolshevik Revolution in 1917. Having recruited Russian Jews aided by American Jews from New York, the Jesuits made the revolution to appear to be of Jewish origin. We read ("Unholy Trinity" von Aarons and Loftus, 1991, p. 208):
'A short time after the U.S. Consul in Moscow had given his report, our Government instituted an investigation through the Overman Committee in 1919 [...] Dr. George A. Simons, former superintendent of the Methodist Mission in Russia, was one of the chief witnesses before this committee [...] Dr. Simons gave some interesting information:

We were told that hundreds of agitators had followed in the trail of Trotsky-Bronstein, these men having come over from the lower east side of New York [...] and it soon became evident that more than half of the agitators in the so-called Bolshevik movement were Jews [...] I am not in sympathy with the anti-Semitic movement [...] I am against it. But I have a firm conviction that this thing is Yiddish, and that one of its bases is found in the east side of New York [...] I was impressed with this, Senator, that shortly after the great revolution of the winter of 1917 there were scores of Jews standing on the benches and soap boxes, talking until their mouths frothed, and often remarked to my sister, 'well what are we coming to, anyway? This all looks so Yiddish.' Up to that time we had very few Jews, because there was, as you may know, a restriction against having Jews in Petrograd, but after the revolution they swarmed in there and most of the agitators were Jews.

I might mention this, that when the Bolsheviki came into power, all over Petrograd we at once had a predominance of Yiddish proclamations, big posters and everything in Yiddish.'

The Jesuits succeeded in making the Bolshevik Revolution appear to be of Jewish origin by using Jewish Freemasons whose masters (like Shriners Jacob H. Schiff, Otto H. Kahn – whose mansion was given to the Jesuits' Order of the Sacred Heart – and Armand Hammer, the bosom friend of Hollywood actor Cary Grant and whose Occidental Petroleum aided by the Pope's Roman Hierarchy own the American coal industry) were loyal to the Jesuits through the House of Rothschild. This deception was so successful that most of the Europeans aided Hitler, the Friend of Islam, in the destruction of European Jewry.
But the truth is in the details and often overlooked.
The following details evidence the Jesuit "black hand" during the October Revolution, the Civil War, Stalin's Reign of Terror and World War II."