December 30, 2010

Römisches Regime: Schmelztiegel der Ideologien



The Hiram Key pt 3

pt 1 Brüderliche Liebe durch mystische Genossenschaft
pt 2 Leere Ka[rdi]näle ohne Wasser, zynische Betrüger
pt 4 Jesus 325 nach Christus in Nicäa zum Gott gewählt
pt 5 Das Puzzle um Abraham und die Schäfer-Könige
pt 6 Mächtige Mysterien, die Geheimhaltung erfordern
pt 7 Symbiotische Inkulturation des Zynismus am Nil
pt 8 Lieber sterben als das heilige Vertrauen verraten
pt 9 Magier, die Steine zum Reden bringen konnten
pt 10 Macht der Loge als Basis für stabile Entwicklung
pt 11 Schwammige Gottheiten für jeden Geschmack
pt 12 Qumraner-Mönche Vorbild römischer Ordensritter
pt 13 Politikmagier die das kulturell Heilige verkörpern
pt 14 Verantwortlich für 2000 Jahre Antisemitismus
pt 15 Wie Paul das Christentums erfand
pt 16 Jahbulon in Ordo-Templi-Orientis-Ritualen
pt 17 Inquisitorischer, mörderischer Kreuzigungskult
pt 18 Freimaurer als Erben der echten Lehren Jesu
pt 19 Freimaurer-Netzwerk mit 100.000 Terrorzellen


S. 68-73) Jesus der Christus, und Jakobus der Gerechte als jüngerer Bruder

Die Essener waren eine geheimnisvolle Gruppe. Erst als 1947 in den Höhlen von Qumran in der Wüste, etwa 30 km östlich von Jerusalem, die Schriftrollen vom Toten Meer gefunden wurden, lüftete sich der Schleier. [...]
Die Regeln der Essener waren so streng, dass die Pharisäer neben ihnen wie eine Bande sorgloser Hedonisten wirken. Obwohl bekannt ist, dass die Essener und die Urkirche viel gemeinsam hatten, hat die römisch-katholische Kirche stets eine Verbindung zwischen beiden bestritten.
Eines der bekanntesten Bindeglieder war die Endzeiterwartung, die beide teilten.
Beide erwarteten, dass ihre Welt abrupt und vollständig untergehen würde.
Der Hauptunterschied der Essener gegenüber Sadduzäern und Pharisäern war der, dass man durch freie Entscheidung als Erwachsener Mitglied bei den Essenern wurde und nicht durch Geburt.
Die Essener von Qumran hielten sich für die einzig wahren Verwalter der rechten religiösen Lehren Israels und glaubten, dass sie durch ihren priesterlichen Gründer – in den Schriftrollen "der Lehrer der Gerechtigkeit" genannt – einen "neuen Bund" geschaffen hätten, die ultimative und endgültige Form einer perfekten Allianz zwischen dem Volk Israel und seinem Gott.

Jeder, der die Schriftrollen vom Toten Meer liest, kann erkennen, dass sie eine Gruppe mit einer einheitlichen Weitsicht beschreiben, die die gleiche Terminologie benutzte und den gleichen eschatologischen Glaubenslehren anhing wie die Jerusalemer Kirche. Experten, wie z.B. Professor Robert Eisenmann, haben bewiesen, dass der Führer der Qumraner Gemeinde in den Jahren um 40-60 n.Chr. Jakobus der Gerechte war, der Bruder Jesu, der nach Meinung der Kirche der erste Bischof von Jerusalem war.
Wie hat Jakobus seine Zeit zwischen den beiden Gruppen aufgeteilt? Von einem zum anderen Tag oder vielleicht morgens hier, nachmittags dort? Wohl kaum.
Die unausweichliche Antwort darauf lautet wohl, dass es sich um dieselbe Gemeinde handelte. In den letzten drei Jahrzehnten dieses Bestehens war die Gemeinde von Qumran die Kirche von Jerusalem.
Die Essener waren geistig gesehen ultrakonservative Juden, aber auf eine gewisse Art und Weise waren sie über alle Maßen progressiv und kreativ.
Das Vokabular der Qumraner ist in der christlichen Literatur präsent, und Missdeutungen ihrer ursprünglichen Bedeutung haben die unterstützt, die dem Strom des Judaismus nichtjüdische Götter hinzufügen wollten. [...]

Die Übersetzer benutzten Begriffe und Phrasen, die im Licht der zeitlichen Umstände verständlich waren, und deshalb bezogen sich qumranische Begriffe im christlichen Ritual, wie z.B. "dein Reich komme", "das Reich des Herrn", "das Reich Gottes" und "das Reich des Hauses David", alle auf den gleichen politischen Bereich.
George Wesley Buchanan bemerkt in seinem Buch "Jesus – The King and His Kingdom":

"Als Jesus angeblich gesagt haben soll, 'mein Reich ist nicht von dieser Welt' (Joh. 18:36), da meinte er nicht damit, dass es im Himmel wäre. Im Evangelium des Johannes werden alle Menschen in zwei Gruppen aufgeteilt. Erstens die von dieser Welt und zweitens die, die nicht von dieser Welt sind.
Zu den zweiten gehörten Jesus und die, die an ihn glaubten. Sie lebten auf der Erde. Sie waren nicht im Himmel, aber auch keine Heiden. Sie gehörten zur 'Kirche', die einen Gegensatz zur 'Welt' bildete. Zur 'Welt' gehörten alle Heiden und die, die nicht an ihn glaubten."

Wir können erkennen, dass die Begriffe, die zu jener Zeit verwendet wurden, einfache politische Statements waren. Wenn man sich der Unabhängigkeitsbewegung anschloss, so befand man sich im "Reich Gottes", und wenn nicht, dann lebte man in der gewöhnlichen "Welt". [...]

Die Begriffe "Himmelreich" und "Reich Gottes" hatten für die, die sie ursprünglich benutzten, eine ganz klare und einfache Bedeutung, aber als sie von nichtjüdischen Christen übernommen wurden, dachten die neuen Benutzer glücklich an ein Paradies, in das gute Menschen, nachdem ihr Leben vorbei ist, kommen und dort, möglicherweise wiedervereinigt mit ihren Lieben, endlos froh sind.
Die evangelische Sekte "Jehovas Zeugen" bringt Schriften heraus, in denen das Leben nach dem Tode als ein niemals endendes Picknick an einem idyllischen Platz beschrieben wird. Da das Wort "Paradies" ein altes persisches Wort ist, das "Park" oder "Tiergarten" bedeutet, ist diese Interpretation nicht weit von einer wörtlichen Übersetzung entfernt, aber es ist sehr weit weg von dem, was jener Jesus (der Siegbringer) im 1. Jh. lehrte.
Das aramäische Wort, das "Reich" bedeutete, wurde bei den Übersetzungen ins Griechische ebenfalls falsch verstanden, denn in diesem Kontext kann es auch "Regierung" oder "Herrschaft" heißen, und wenn man die vollständige Bedeutung des Wortes anschaut, so heißt es, "das Land Israel, regiert nach dem mosaischen Gesetz." Wenn Jesus und seine Zeitgenossen also vom "Kommen des himmlischen Reiches" sprachen, dann meinten sie damit einfach nur "den Zeitpunkt, an dem wir bald die Kittim (die fremden Besatzer) und ihre Marionetten aus Judäa hinausschmeißen und uns wieder der strengen Beachtung der jüdischen Gesetze widmen."

Die Verbindungen zwischen den Begriffen, die im Neuen Testament benutzt werden, und den Schriftrollen vom Toten Meer sind offensichtlich, aber die römisch-katholische Kirche hat von Anfang an versucht, sie herunterzuspielen. Die Entzifferung der Schriftrollen wurde unter Leitung einer römisch-katholischen Gruppe durchgeführt, zu der Vater de Vaux, Vater Milik, Vater Puech und Vater Benoit gehörten. Mitarbeiter, die nicht zu dieser Gruppe gehörten, beklagten, dass sie an viele der Schriftrollen einfach nicht herangelassen wurden. John Allegro und Edmond Wilson stellten übereinstimmend fest, dass sie das Gefühl hatten, man sei darauf aus, die Gemeinde von Qumran von der Urkirche abzugrenzen, obwohl immer mehr Beweise für Gemeinsamkeiten vorhanden wären.
So schreiben es M. Baignet und R. Leigh auch in ihrem Buch "The Dead Sea Scrolls Deception".
[...] Am 16. September 1956 schrieb John Allegro in einem Brief an Vater de Vaux folgendes:

"Sie sind unfähig, das Christentum objektiv zu betrachten. [...] Sie erzählen munter, was die ersten Judenchristen in Jerusalem dachten, und niemand würde vermuten, dass Ihre einzige Quelle – wenn man sie überhaupt so nennen kann – das Neue Testament ist."

Vater de Vaux und sein Team konnten garnicht anders, als diese neuen Schriftrollen im Lichte ihres Glaubens zu sehen, und sie verdrehten die Fakten – ob nun bewusst oder unbewusst, sei dahingestellt – um zu beweisen, dass die Gemeinde von Qumran und die Nasoräer keinerlei Verbindung miteinander hatten.
Dieser Täuschung verfallen wir heute nicht mehr.
Für uns war es unabdingbar, dass der Mann, der Jesus, der Christus war, während der 30er und 40er Jahre des ersten Jh.s. eine führende Gestalt in Qumran gewesen sein musste. Die Gemeinde war klein – manche behaupten, es wären nie mehr als 200 Personen gewesen – und wahrscheinlich gab es nie mehr als insgesamt 4000 Essener. Sie stellten einen Bund von Gleichgesinnten dar, die ihr Heil darin sahen, heilig und wie Mönche zu leben, obwohl sie keine geweihten Priester waren. Das beinhaltete einen Lebensstil, der extrem hierarchisch war – vom Wächter oder Großmeister bis hinunter zu solch niedrigen Wesen wie verheirateten Männern oder, noch schlimmer, Frauen, besonders menstruierenden Frauen.
Frauen, die diese Zeit ihres Körperzyklus erreicht hatten, mussten sich unsichtbar machen. Fortpflanzung war unglücklicherweise eine Notwendigkeit des Lebens, und diejenigen, die sich der Fleischeslust hingaben, mussten sich einer gründlichen Reinigung unterziehen, ehe sie wieder in die Gemeinschaft zurückkehrten.


Blutsschwüre im Freimaurerorden nur Spaß


Es gab verschiedene Grade der Zugehörigkeit, die von einem breiteren Kreis Außenstehender bis zu denen, die zum inneren Heiligtum Zutritt hatten, reichte. Um zu den höheren Weihen zugelassen zu werden, musste man schwören, alles geheim zu halten. Diese Schwüre waren mit schrecklichen Strafen gekoppelt, sollte man die Geheimnisse der Bruderschaft verraten.
Das klingt sehr nach den Freimaurern, aber es gibt einen Unterschied:
Die Qumraner äußerten diese Drohungen nicht nur so zum Spaß, sie meinten es ernst.



S. 76) Eklektizistische Ekklesia

Wir wussten inzwischen, dass es einen großen Unterschied gab zwischen der Urgemeinde von Jerusalem und der späteren Organisation, die sich einfach ihr Kleid anzog, nachdem die Urgemeinde im Krieg mit den Römern ausgelöscht worden war. Wir schauten uns die Schriften der Leute an, die die römisch-katholische Kirche die "frühen Kirchenväter" nennt, und auch die späterer Kirchenführer, und wir waren entsetzt über die Verwirrung, die Missverständnisse und die abstrusen Gedanken, die es im Lauf der Jahrhunderte so gab.
Doch wir entdeckten auch manche verblüffend ehrliche Bemerkung. So soll Papst Leo X. (der Papst, der Heinrich VIII. von England zum "Verteidiger des Glaubens" ernannte) gesagt haben:

"Dieser Christusmythos hat uns wohl gedient."

Seit dem Fall Jerusalems im Jahre 70 n.Chr. hatte der Glaube, den man Christentum nannte, sehr schnell begonnen, sich von seinen jüdischen Wurzeln zu lösen, und bald war jede klare Sicht auf den Helden namens Jehoshua durch fremde Mythen und Legenden verstellt. Alte heidnische Geschichten wurden zuhauf in die Geschichte des Mannes gepackt, der nur versuchte, der König zu werden, der sein Volk rettet. In Rom wurde die Legende von Romulus und Remus mit zwei neuen, geringeren Göttern neu erzählt – es waren die großen Heiligen Petrus und Paulus.
Der Sonnengott Sol hatte seinen Geburtstag am 25. Dezember, und man hielt es für passend, Jesus und ihn am gleichen Tag zu feiern. Der Sabbat war jetzt der Tag des Sonnengottes – Sonntag – und das Symbol der Sonne wurde hinter die Köpfe der Göttlichen und Heiligen gestellt – in Form des Heiligenscheins.

Die Bürger des Imperiums fanden Vertrautes und Beruhigendes in der neuen Religion – wenn es ihnen in diesem Leben nicht so gutging, würde es ihnen im nächsten besser ergehen. Sie dachten nicht allzu viel über die logische Struktur dieses Glaubens nach. Wie für viele Menschen seit Anbeginn der Welt war Logik für sie nutzlos, sie zogen es vor, sich am Gefühlvollen zu erfreuen.



S. 77) Der Mechanismus für ungeteilte katholische Macht als geniales Geschenk an Rom

Das Römische Imperium war ungeheuer erfolgreich gewesen, doch trotz seines rücksichtslosen Vordringens konnte seine Macht nicht ewig währen. Es fing gerade an, als kulturelle Macht zu zerbröckeln, als man herausfand, dass es viel effektiver war, den Verstand der Menschen zu beherrschen, und nicht nur ihre Körper. Das Christentum schenkte Rom den Mechanismus, ungeteilte politische Macht auf ungebildete Menschen auszuüben, indem man ihnen ein besseres Leben nach dem Tod dafür bot, dass sie den Befehlen des Papstes folgten. Thomas Hobbes, der Philosoph und politische Denker des 17. Jh.s, erfasste die Situation ganz klar, als er in seinem Leviathan schrieb:

"Das Papsttum ist nichts anderes als der Geist des toten Römischen Imperiums, das dort gekrönt auf seinem Grab sitzt."

Das wahrscheinlich wichtigste Ereignis bei der Entstehung dessen, was wir heute "die Kirche" nennen, fand am 20. Mai 325 in der Türkei statt, und zwar auf dem Konzil von Nicäa, als Kaiser Konstantin beschloss, die Herrschaft seines Teilimperiums ein für allemal an sich zu reißen. Zu diesem Zeitpunkt war Konstantin extrem unbeliebt, und es herrschte Unzufriedenheit. Die Idee, die er hatte, um seine Probleme zu lösen, war ein wahrer Geniestreich.
Er war realistisch genug zu erkennen, dass Rom nicht mehr die gleiche Macht besaß wie früher.
Und wenn er seine Position schon nicht mehr durch Zwang oder Geldgeschenke sichern konnte, dann konnte er sein Volk doch regieren, wenn er an den Religionen teilhatte, mit denen er die Loyalität seiner Untertanen teilte.
Das ganze Imperium war zu einem Potpourri von Kulten geworden, von denen sich einige, wie z.B. das Christentum, in vielen unterschiedlichen Formen präsentierten. Im Verlauf von ein paar Generationen hatte fast jede östliche Religion ihren Weg nach Rom gefunden und war aufgesogen und verändert worden, um den lokalen Ansprüchen zu genügen. Die Romanisierung war so schwerwiegend, dass nur wenige der Religionsstifter ihren eigenen Kult wiedererkannt hätten, denn die Kulte waren so miteinander verschmolzen, dass sie austauschbar geworden waren – ein theologischer Mischmasch also. Die, die sich Christen nannten, waren durch fundamentale Glaubensunterschiede untereinander völlig zerstritten.
Obwohl Konstantin das Christentum legalisierte, war er ein Anhänger des Sonnengott-Kultes.
Erst auf seinem Sterbebett ließ er sich taufen – denn vielleicht hatten die Christen ja doch recht.
Dies kann man nur eine billige und überlegte Versicherung für das Leben nach dem Tod nennen.



S. 78 ff.) Christus quasi praesens numero uno mit "'9/11'-Tricks"

Er muss gespürt haben, dass diese Religion langsam zur Vorherrschaft drängte.
Konstantin verdiente sich also wirklich den Titel, den die Geschichte ihm zusprach: "Konstantin der Große". Er heckte seinen Plan aus und führte ihn fehlerfrei durch. Zu der Zeit gab es zwei Kaiser – Konstantin herrschte in Westrom und Licinius in Ostrom, und als Konstantin seinem Mitkaiser darlegte, dass die Monotheisten nicht mehr verfolgt werden sollten, stimmte ihm Licinius bereitwillig zu. Da diese Verfolgungen sowieso schon längst aufgehört hatten, muss sich Licinius sehr darüber gewundert haben, dass Konstantin sich plötzlich so interessiert an dem Wohlergehen eines akzeptierten Kultes wie dem Christentum zeigte. Er fand es bald darauf heraus, denn Konstantin beschuldigte ihn, die Vereinbarung nicht eingehalten zu haben, und ließ ihn umbringen, um "die religiöse Freiheit seiner Untertanen" zu schützen. Konstantin war nun Alleinherrscher und besaß die volle Rückendeckung der immer einflussreicher werdenden Christen. Das war ganz sicher ein hervorragender Weg, um die Ordnung aufrechtzuerhalten und die Spaltung aufzuheben, und Konstantin muss gemerkt haben, dass man diese Entwicklung weiter befördern sollte.
Seiner Strategie stellten sich zwei Hindernisse in den Weg – zum einen die Tatsache, dass es immer noch zu viele verschiedene Religionen gab, die allgemein praktiziert wurden, und zum anderen, dass die Christen untereinander so zerstritten waren, dass die Gefahr einer Aufsplitterung in verschiedene Glaubensformen bestand.
Seine Lösung für dieses Problem war einfach genial.

Obwohl er immer noch ein gläubiger Anhänger des Sol-Invictus-Kultes war, berief Konstantin das erste internationale Konzil der Christen ein, um ein für allemal eine offizielle Sicht des Christentums und ihres jüdischen Propheten Jesus Christus zu etablieren. Dazu lud er Kirchenführer aus allen Ecken des Reiches ein – aus Spanien, Frankreich, Ägypten, Persien, Syrien, Armenien und aus dem Heiligen Land. Weil die Christen bei weitem die größte Sekte des Imperiums waren, wurde dieses Konzil in Nicäa in der heutigen Türkei abgehalten und bekam den Charakter eines Parlaments des wiedervereinigten Imperiums.
Das Ereignis war hervorragend in Szene gesetzt,
denn Konstantin saß in der Mitte, und die Bischöfe waren an seiner Seite platziert, so dass seine Autorität bei allen Diskussionen galt.
Der Kaiser sah sich in der Position des "gegenwärtigen" Christus mit seinen Jüngern, und der Heilige Geist goss ebenfalls seine Macht über sie aus – wie die Legende später wissen wollte – und handelte in dem Mann, der als Gründer der Kirche gilt. Konstantin war in erster Linie am Gott der Christen interessiert, den er als Manifestation seines Sonnengottes betrachtete. Jesus Christus hingegen war für ihn der jüdische Messias – so wie er der Messias des Imperiums war. Jesus war für ihn eine kriegerische und geheiligte Gestalt wie er selbst, der darum kämpfte, Gottes Rolle zu festigen – nur dass der jüdische König versagt hatte, während es ihm gelungen war. Seit der Zeit Konstantins haben die Christen ihn immer als Lichtgestalt ihres Glaubens betrachtet, die die Häretiker besiegte. [...]

Das Endergebnis des Konzils war das "Nicäische Glaubensbekenntnis", das die unterschiedlichen Fraktionen zu versöhnen suchte und doktrinäre Klippen vermied, die beinahe die östliche Kirche völlig zersplittert hätten.
Die Regeln, die dabei beschlossen wurden, bilden immer noch die Grundlage für die meisten kirchlichen Regeln von heute, denn sie widmen sich vielen Einzelheiten wie z.B. der Frage, wann die Gemeinde während des Gottesdienstes auszustehen und wann sie sitzen zu bleiben hat. Das Hauptthema war jedoch das Problem, ob Jesus, der Christus, nun Mensch oder Gott war – und wenn er Gott war, welchen Grad hatte seine Göttlichkeit.
Diese Leute hatten sich also eine große Aufgabe gestellt, und sie muss ihren theologischen Verstand sehr beansprucht haben. Es im Gefühl zu haben war einfach, aber die Logik war schwierig und schmerzhaft: Wenn es nur einen Gott gab, wie konnte Jesus Gott sein, ohne dieser Gott zu sein? Und wenn Maria ihn empfangen hatte – folgte daraus nicht, dass es eine Zeit gegeben haben musste, als Gott noch nicht geboren war? Also musste es einen älteren Gott geben, der sich nicht völlig von ihm unterschied.
So dachte es sich jedenfalls Konstantin in seinem nichtjüdischen Hirn aus, denn er erklärte es mit "Gott, dem Vater" und "Gott, dem Sohn". Das scheint uns eine ziemlich dürftige Schlussfolgerung zu sein, denn niemand kann ernsthaft glauben, dass einer und sein Vater nur unterschiedliche Manifestationen ein und derselben Gestalt sind, denn dann hätte es ja nur einen Menschen gegeben, schließlich stammen wir alle von einer unendlich langen Kette von Vater-Kind-Linien ab.

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