pt 1 Brüderliche Liebe durch mystische Genossenschaft
pt 2 Leere Ka[rdi]näle ohne Wasser, zynische Betrüger
pt 3 Römisches Regime: Schmelztiegel der Ideologien
pt 4 Jesus 325 nach Christus in Nicäa zum Gott gewählt
pt 5 Das Puzzle um Abraham und die Schäfer-Könige
pt 6 Mächtige Mysterien, die Geheimhaltung erfordern
pt 7 Symbiotische Inkulturation des Zynismus am Nil
pt 8 Lieber sterben als das heilige Vertrauen verraten
pt 9 Magier, die Steine zum Reden bringen konnten
pt 11 Schwammige Gottheiten für jeden Geschmack
pt 12 Qumraner-Mönche Vorbild römischer Ordensritter
pt 13 Politikmagier die das kulturell Heilige verkörpern
pt 14 Verantwortlich für 2000 Jahre Antisemitismus
pt 15 Wie Paul das Christentums erfand
pt 16 Jahbulon in Ordo-Templi-Orientis-Ritualen
pt 17 Inquisitorischer, mörderischer Kreuzigungskult
pt 18 Freimaurer als Erben der echten Lehren Jesu
pt 19 Freimaurer-Netzwerk mit 100.000 Terrorzellen
Wir glauben, dass Moses durch seine Ausbildung in Ägypten dazu befähigt wurde, einen neuen Gott zu schaffen und angesichts großer Schwierigkeiten eine neue Nation zu begründen.
Seine rücksichtslosen Methoden dabei waren wahrscheinlich der einzige Weg für ihn, Erfolg zu haben.
Es gibt viele Beweise für einen starken ägyptischen Einfluss auf die Ereignisse des Exodus, vom Aussehen der Bundeslade bis zu den Steintafeln mit Hieroglyphen, die Jahwe Moses gab, und wir hielten es für logisch anzunehmen, dass die Geheimnisse der Auferstehung Seqenenres ebenfalls dabei waren.
Moses behandelte sein Volk ganz klar wie inferiore Wesen, und sie müssen in der Tat sehr ungebildet gewesen sein – jedenfalls im Vergleich zu ihrem Anführer, der ja, wie wir wissen, alle Geheimnisse der Ägypter kannte.
S. 187) Während dieser Periode blieb Jerusalem die Stadt ihrer Gründer, der Jebusiten, und das religiöse und politische Zentrum der Israeliten war die Stadt Silo, die ungefähr dreißig Kilometer weiter nördlich lag. Ausgrabungen haben nachgewiesen, dass Silo um 1050 vor Christus während des Krieges zwischen den Israeliten und den Philistern zerstört wurde. Augenzeuge dieses Ereignisses war Samuel, der ein bedeutender Richter, Prophet, Priester und Königsmacher war.
S. 188) David wurde etwa 1000 vor Christus König von Israel, und zum ersten Mal waren die Stämme zu einem Volk vereinigt. Es gab eine verblüffende Parallele zu der Rolle der Könige von Ägypten, denn auch Israel bestand aus zwei Teilen – einem nördlichen und einem südlichen, die unter einem Herrscher vereinigt waren. Die ersten sieben Jahre regierte David aus Hebron im südlichen Land Juda, aber seine wichtigste Tat bestand darin, Jerusalem einzunehmen und damit eine neue Hauptstadt zu schaffen, die genau zwischen den beiden Hälften des vereinten Königreiches lag. Hier baute er sich einen Palast und schaffte die Bundeslade und einen Altar auf die Stelle, an der er versprach, einen Tempel für Jahwe zu bauen. David stellte eine gut ausgebildete Armee auf, die zum Großteil aus ausländischen Söldnern bestand. Mit ihr besiegte er die Philister, die immer noch Städte in der Region hielten, und herrschte schließlich über ein Gebiet, das vom Euphrat bis zum Golf von Akkaba reichte. Der Friede schien endlich gesichert, als David einen Friedensvertrag mit Hiram, dem König von Tyrus, schloss, aber bald kam durch das unbeherrschte Benehmen von David und seiner Familie Unruhe auf. Diese Ereignisse lesen sich so, als würden sie aus einem großen Hollywood-Epos stammen.
Bald lag David auf dem Totenbett, und der Thronerbe, Adonia, wurde zum König gekrönt. Aber noch bevor das Krönungsfest vorbei war, wurde ein anderer Sohn der Bathseba namens Salomo von Zadok mit Davids Hilfe zum König ernannt. Salomos Zeremonie wurde als die echte anerkannt, und es dauerte nicht lange, bis der neue König seinen Bruder und seine Anhänger "verschwinden" ließ, damit sie ihm nie lästig wurden.
Salomo war auf Größe aus, und unter seiner Herrschaft erreichte Israel Höhen, die es vorher und nachher nie wieder erlangte. Er heiratete die Tochter des Pharaos und bekam die strategisch wichtige Stadt Gezer als Mitgift. Er ließ im ganzen Land Bauwerke erstellen, und was das Wichtigste ist: Er baute das Haus Jahwes, den heiligen Tempel, weswegen er noch in bester Erinnerung ist.
Wie wir bereits beschrieben haben, war der Tempel eine eher kleine Angelegenheit, obwohl er verschwenderisch ausgestattet und zentral gelegen war. Er stand auf dem Berggipfel, und sein Tor wies nach Osten zur aufgehenden Sonne, und weil er mehr oder weniger auf der Grenze der beiden Länder stand – eins im Norden, eins im Süden – standen die Säulen des Tores dort, um die Harmonie und das Gleichgewicht des vereinten Königreiches zu verkörpern.
Das war eine Rekonstruktion des ägyptischen Konzeptes der politischen Stabilität durch Einheit.
Boas, die linke Säule, repräsentierte das Land Juda und bedeutete "Stärke". Jachin stand im Norden und bedeutete "Fundament", und vereint durch den Türsturz Jahwe bewiesen beide zusammen "Stabilität". Wie im alten Ägypten würde die politische Stabilität so lange anhalten, wie die beiden Länder durch die Säulen verbunden waren.
Das ganze Konzept war von den Ägyptern entlehnt, und das weist darauf hin, dass die Struktur der israelitischen Monarchie und Theologie ihre Ursprünge noch kannte.
All das musste bezahlt werden, und da nahezu alle Baumeister aus dem Ausland kamen, war es für das kleine Königreich eine beträchtliche Ausgabe. Hiram, der König von Tyrus, stellte ausgebildete Arbeitskräfte und das meiste Rohmaterial, und Salomo ging langsam das Geld aus, denn er verkaufte viele Städte, um den wachsenden Schuldenberg zu decken. Die Bevölkerung musste Zwangsarbeit leisten – Gruppen von zehntausend Menschen wurden Monat für Monat in den Libanon geschickt – und das Königreich wurde in zwölf Bezirke aufgeteilt, sodass jedes Gebiet für einen Monat des Jahres dem Palast Steuern zahlen musste. Die Steuern stiegen ständig, und Salomos Untertanen verloren allmählich jede Begeisterung für das Bedürfnis ihres Königs nach Größe.
Jahwe ein vergleichsweise unbedeutender Gott
Obwohl die späteren Autoren der Bibel es anders darstellten, gibt es einige Beweise dafür, dass das Interesse an Jahwe immer ziemlich gering war und dass andere Götter den gleichen, wenn nicht einen höheren Status in der Geschichte des Volkes einnahmen. Für viele war Jahwe nicht mehr als ein israelitischer Kriegsgott, der bei der Schlacht sehr nützlich, aber eigentlich verglichen mit den anderen Göttern ziemlich unbedeutend war.
Die Namen, die bekannte Israeliten zu allen Zeiten trugen, zeigen große Achtung vor Baal, und selbst die strengsten Jahwisten würden nie vorgeben, dass die Juden in jenen Zeiten an nur einen Gott glaubten. So war das also mit Salomo. Gegen Ende seiner Regierungszeit begann er selbst, auch andere Götter anzubeten, was Unzufriedenheit bei bestimmten Gruppen auslöste, besonders bei den Priestern des Tempels in Jerusalem. Später erklärte man es so, dass Salomos Sünde von Jahwe nur deshalb nicht bestraft wurde, weil Er Salomos Vater David so sehr achtete. Von Moses bis zu Salomo scheint Jahwe sein "erwähltes Volk" sowieso nicht sehr beeindruckt zu haben. Als Salomo, der für seine Weisheit berühmte König, starb, war das Land nicht nur so gut wie pleite, sondern auch ohne Gott.
Die Geschichte der Geburt des Moses erwies sich als sumerische Legende, und wir hatten inzwischen das Gefühl, dass man diese Legende adaptiert hatte, um zu begründen, wie ein hoher ägyptischer General und ein Mitglied der ägyptischen Königsfamilie dazu kam, der Begründer der jüdischen Nation zu werden. Wir waren ziemlich sicher, dass Moses die Ersatzgeheimnisse des Seqenenre Tao kannte und auch mit der Geschichte der beiden Säulen vertraut war, und dass er diese Geheimnisse benutzt hatte, um ein neues Krönungsritual für seine Anhänger zu begründen. Das gab den Staaten- und kulturlosen Juden eine Identität und ein geheimes Ritual, das über das Geschlecht Davids weitergegeben wurde.
Es war Moses, der den wüsten kanaanitischen Sturmgott Jahwe annahm. Er wurde mittels des "Tau"-Symbols erkannt, das ursprünglich "Zeichen des Jahwe" hieß. Nachdem er Kontakt zu seinem neuen Gott aufgenommen hatte, ging Moses zurück nach Ägypten, wo er als Mörder gesucht wurde, um eine Gruppe Habiru herauszuführen. Die Reise der Juden ins Land Kanaan ist in der Bibel als fortlaufender Prozess der Abschlachtung der einheimischen Bevölkerung beschrieben.
Nachdem Jahwe etabliert war, wurde das Volk Jahwes, die Israeliten, von so genannten Richtern geführt.
Die Reihe begann mit Josua, dem Feldherrn, der wegen der Schlacht von Jericho so berühmt ist.
Nach der Trennung vom Norden bewahrte Juda für fast 350 Jahre politische Stabilität.
Das Geschlecht der Daviden regierte insgesamt über 400 Jahre in Folge, was sehr in Kontrast zu Israels acht dynastischen Wechseln allein in den ersten beiden Jahrhunderten stand.
Wir stellten uns jetzt die Frage, warum die beiden so kurz vereinten Hälften dieses Staates sich so unterschiedlich entwickelten. Die Geographie mag etwas damit zu tun haben, denn das südliche Königreich lag abseits der Ost-West-Route, und das Terrain war für ausländische Eroberer schwieriger, was Juda ein Gefühl nationaler Sicherheit gab, die das nördliche Königreich nie genoss. Trotzdem vermuteten wir, dass der Hauptgrund für den Fortbestand der davidischen Linie über eine relativ lange Zeit auf "das göttliche Recht zu herrschen" zurückzuführen war, das durch eine mystische und geheime Zeremonie herbeigeführt wurde.
Kontinuität der Königslinie = Bund zwischen Volk und Gott
Genau wie man bei den ersten ägyptischen Königen geglaubt hatte, sie wären durch die Götter an die Macht gekommen, wurden die Nachkommen Davids als von Gott erwählt angesehen, und die Kontinuität der Königslinie bildete den überaus wichtigen Bund zwischen Gott und seinem Volk. Wenn unsere Annahmen zutreffen, dann wären die Herrscherfamilie und ihr Hofstaat alle vereint durch ihre Mitgliedschaft in der Gruppe der Geheimnisträger (der Loge), und wenn sie ihren Kandidaten in den Status des Königs "beförderten", war ein Aufstand sehr unwahrscheinlich wegen der Macht dieser herrschenden Gruppe.
Am 15./16. März des Jahres 597 vor Christus eroberte der große babylonische König Nebukadnezar Jerusalem, nahm den König gefangen und setzte einen Marionettenkönig namens Zedekia auf den Thron. Der wahre König, Jojakim, wurde mitsamt seinem Hofstaat und den Intellektuellen des Landes ins Exil geschleppt, damit diejenigen Untertanen, die zurückblieben, nicht den Mut hätten, gegen ihre neuen Herren zu rebellieren. Die Bibel liefert uns unterschiedliche Zahlen, aber es ist wahrscheinlich, dass über dreitausend Menschen nach Babylon verschleppt wurden. Man hat in Babylon Steintafeln mit Rechnungen über Öl und Getreide für die Gefangenen gefunden, worauf besonders die Namen von König Jojakim und seinen fünf Söhnen als Empfänger verzeichnet sind.
[...] Der neue Marionettenkönig war nicht so nachgiebig, wie die Babylonier sich das vorgestellt hatten, und er war nahe daran, sich mit den Feinden der Babylonier, den Ägyptern, zu verbünden, um Juda zu befreien. Nur anfangs hörte er auf den Rat derjenigen, die ihn eingesetzt hatten, und machte seinen Herren keine Schwierigkeiten. Unglücklicherweise kam es im Jahr 589 v.Chr. durch pro-ägyptische Strömungen an seinem Hof zu einer Rebellion, was Nebukadnezar sofort dazu veranlasste Judas Städte anzugreifen. Im darauffolgenden Januar begann die Belagerung von Jerusalem. Zedekia wusste, dass es diesmal keine Gnade geben würde, und er hielt zweieinhalb Jahre durch, aber trotz der Bemühungen der ägyptischen Truppen, die Babylonier in die Flucht zu schlagen, fiel die Stadt im Juli 586 v.Chr. Jerusalem und der Tempel wurden völlig zerstört.
Zedekia wurde nach Ribla zu Nebukadnezar gebracht.
Dort wurde er zuerst gezwungen zuzusehen, wie seine Söhne umgebracht wurden. Während er entsetzt zusah, wurden ihm die Augen ausgestochen. Mit diesem schrecklichen Anblick im Gedächtnis wurde der Marionettenkönig in Ketten nach Babylon geschafft.
Nach den Angaben in Jeremia 52:29 wurden mit ihm zusammen 832 Menschen ins Exil geführt.
Für die Exilierten aus Juda muss Babylon ein wundervoller Ort gewesen sein. Es war eine reiche Weltstadt, die ein Terrain von vierzig Quadratkilometern an beiden Ufern des Euphrat bedeckte.
Der griechische Historiker Herodot besuchte die Stadt im 5. Jh. v.Chr. und beschrieb die großzügige Anlage mit dem Netzwerk vollkommen gerader Straßen und Gebäuden, die gewöhnlich drei oder sogar vier Stockwerke hatten. Zuerst glaubten wir, dieser Grieche habe hemmungslos übertrieben, aber dann entdeckten wir, dass er auch geschrieben hatte, auf den Stadtmauern könne bequem ein Streitwagen mit vier Pferden entlang fahren, und Ausgrabungen in jüngster Zeit haben bewiesen, dass das stimmt.
Babel: das Tor Gottes
Diese archäologischen Beweise dafür, dass Herodot ein glaubwürdiger Augenzeuge war, versetzten uns in schiere Bewunderung darüber, wie beeindruckend Babylon gewesen sein muss. Wir lasen, dass innerhalb dieser gigantischen Stadtmauern ausgedehnte Parks lagen, und zu den großartigen Gebäuden gehörte auch der Palast des Königs mit seinen berühmten "Hängenden Gärten" – riesige, künstliche Bergterrassen, bepflanzt mit Bäumen und Blumen aus aller Herren Ländern. Es gab auch die Zikkurat des Bel, eine siebenstufige Pyramide, deren Stufen turmhoch waren, bemalt in den Farben der Sonne, des Mondes und der fünf Planeten – und oben auf der Spitze befand sich ein Tempel. Dieses wundervolle Gebäude war zweifellos die Inspirationsquelle für die Geschichte über den Turm von Babel, wo die Menschheit angeblich die Fähigkeit verlor, in einer Sprache miteinander zu kommunizieren. Babel war ein sumerischer Begriff, der "Tor Gottes" bedeutete und den babylonischen Priestern die Verbindung zwischen den Göttern und der Erde zumaß. Erstaunlicherweise gibt es den Turm von Babel noch, obwohl er inzwischen eine formlose Ruine geworden ist.
Kulturschock
Der Prozessionsweg, der zum großen Tor der Ischtar führte, muss die Exilierten bei ihrer Ankunft völlig hingerissen haben. Er war sehr breit und durchgehend mit leuchtend blauen Kacheln gepflastert, auf denen Reliefs von Löwen, Stieren und Drachen abgebildet waren. Diese Tiere verkörperten die Götter der Stadt: Marduk, die Drachen-Gottheit, war der Ranghöchste, dazu kamen noch Adad, der Gott des Himmels in der Form des Stiers, und Ischtar, die Göttin der Liebe und des Krieges, symbolisiert durch den Löwen.
Den deportierten Priestern und Adligen von Jerusalem muss ihr neues Dasein sehr seltsam erschienen sein.
Sie werden wohl dankbar gewesen sein, dass man sie nicht umgebracht hatte, aber sie waren auch völlig verwirrt und trauerten um ihr Land und ihren Tempel. Trotzdem muss sie das, was sie in der größten Stadt Mesopotamiens sahen und hörten, beeindruckt haben – Jerusalem und sein Tempel waren im Vergleich zu dieser Metropole ja eher bescheiden. Es muss dem Kulturschock geähnelt haben, den Juden aus kleinen europäischen Städten bekamen, als sie zu Beginn des 20. Jh. in den Hafen von New York einliefen.
Die ganze Lebensart in Babylon war ihnen fremd, aber sie merkten bald, dass ihnen die Religion überraschend vertraut war. Ihre eigenen ägyptisch-kanaanitischen Legenden und die der Babylonier stammten aus der gleichen alten sumerischen Quelle, und die Juden merkten bald, dass die Lücken in ihren Überlieferungen der Schöpfungsgeschichte und der Sintflut sich hier schließen ließen.
Die Würdenträger, die jetzt entwurzelt worden waren, waren daran gewöhnt gewesen, ein Königreich zu führen, und fanden sich jetzt in einem fremden Land wieder, wo ihnen nur sehr unwichtige Aufgaben abverlangt wurden. Männer, die es gewohnt waren, einen Staat zu leiten, hatten jetzt wenig anderes zu tun, als sich Gedanken über die Ungerechtigkeit des Lebens zu machen. Trotzdem hatte die Mehrheit wohl einfach akzeptiert, dass das Leben grausam war, und man machte das Beste aus der üblen Situation. Und wirklich – eine große Anzahl, vielleicht sogar die Mehrheit der jüdischen Familien ließ sich völlig von der "Großstadt" aufsaugen und blieb auch dort, als die Gefangenschaft vorbei war.
Während die meisten Juden das Leben hinnahmen, wie es war, waren ein paar der Deportierten philosophisch gebildete Priester aus Salomos Tempel, die man eigentlich nur als "beseelte Menschen mit einem ausgeprägten Gespür fürs Schicksal" beschreiben kann. Sie versuchten die Lage gedanklich so gut zu verarbeiten, wie es ihnen nur möglich war. Heute herrscht unter den Experten allgemein die Auffassung, dass hier, in der Babylonischen Gefangenschaft, der größte Teil der ersten fünf Bücher der Bibel niedergeschrieben wurde – aus dem leidenschaftlichen Bedürfnis, das Erbe zu erhalten und eine Zukunftsperspektive zu haben. Durch die Informationen über den Beginn der Welt, die sie von ihren Eroberern bekamen, konnten sie rekonstruieren, wie Gott die Welt und den Menschen erschaffen hatte. Ebenso bekamen sie Einzelheiten zu späteren Ereignissen wie zum Beispiel der Sintflut zu hören.
Die Schriften dieser Juden der Frühzeit waren eine Mischung aus Schnipseln akkurater historischer Fakten, großen Brocken stark veränderter mündlicher Überlieferungen und Stammesmythen zusammen mit dem eigenen fantasievollen Füllmaterial der Autoren, das immer dann, wenn große Lücken in ihrer Geschichte auftauchten, zum Tragen kam. Es ist offensichtlich sehr schwierig festzulegen, welche Stellen von wem stammen, aber die Forscher von heute sind bemerkenswert geschickt in der Identifikation von Wahrheit und Erfindung, und sie können auch die Stile der Autoren und Einflüsse von außen erkennen.
Die Geschichten sind in ihrer Gesamtheit von Expertenteams analysiert worden, aber für uns sind es die verstreuten, scheinbar unwichtigen Informationen, die oft die stärksten Hinweise für ihren Ursprung liefern.
Wir fanden an völlig unerwarteten Stellen Beweise für den Einfluss durch Sumer und Ägypten. Zum Beispiel sollte die Gestalt Jakobs, des Vaters von Joseph, den ägyptischen Einfluss vordatieren, doch es gibt klare Anzeichen dafür, dass diejenigen, die über ihn schrieben, eine Weltsicht besaßen, die den Exodus aus Ägypten in die ferne Vergangenheit rückte. In Genesis 28:18 wird uns erzählt, dass Jakob in Bethel, etwa 15 km nördlich von Jerusalem, eine Säule errichtete, um den Himmel mit der Erde zu verbinden. Später, in Genesis 31:45, baut er eine zweite, wahrscheinlich in Mizpah, das in den Bergen von Galeed, östlich des Jordan lag. Die Sache mit den beiden Säulen erinnert doch stark an die Theologie, die Moses aus dem Zwillingskönigreich von Ober- und Unterägypten mitgebracht hatte. Es ist unwahrscheinlich, dass auch nur eine der beiden Städte, die in der Genesis genannt sind, zu Jakobs Lebzeiten existierte, und wenn man sich die Bedeutung der Städtenamen anschaut, wird klar, dass sie nur so benannt wurden, um in die Geschichte zu passen. Bethel heißt nämlich "Haus Gottes", was auf eine Verbindung zwischen Himmel und Erde hindeutet, und Mizpah bedeutet "Wachturm", was wohl auf den Schutz vor einer Invasion hinweist.
In der Vergangenheit hatten Namen eine wichtige Funktion
Im Westen halten heutzutage die meisten Menschen Namen für eine abstrakte Größe, und wenn ein Baby erwartet wird, kann man Bücher mit Namen kaufen, sodass die Eltern sich einen aussuchen können, der ihnen gefällt. Aber in der Vergangenheit hatten Namen eine wichtige Funktion und Bedeutung und waren durchaus keine Modewörter. Der verstorbene Philologe John Allegro hat zum Beispiel die bedeutende Entdeckung gemacht, dass der Name Jakob direkt von dem sumerischen IA-A-GUB abstammt, was nichts anderes als "Säule" – oder noch wörtlicher übersetzt "aufrechter Stein" – bedeutet.
Als sie die Geschichte ihres Volkes aufschrieben, wählten die Autoren die Namen, um eine bestimmte Bedeutung zu vermitteln, während man sie heute einfach als Vornamen begreift! Wir meinen, dass die Verfasser der Genesis sich sehr viel dabei dachten, als sie diese Gestalt "Jakob" nannten, und als sein Name zu "Israel" wechselte, signalisierte dies dem Leser, dass die Säulen des neuen Königreiches erbaut waren und die Nation so weit war, einen eigenen Namen zu bekommen. Das war eine notwendige Vorbedingung zur Einrichtung wahren Königtums.
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