September 30, 2010

Wenn Meme Replikatormacht haben


Susan Blackmore 1999: The Meme Machine


pt 1 & pt 2 & pt 3 & scribd.com

S. 193-198) Der memetische Antrieb funktioniert folgendermaßen)
Mit der Entstehung der Imitationsfähigkeit konnten drei neue Prozesse in Gang kommen: erstens die memetische Selektion (d.h., das Überleben einiger Meme auf Kosten anderer), zweitens die genetische Selektion, die auf die Fähigkeit hinwirkt, die neuen Meme zu imitieren (die besten Imitatoren der besten Imitatoren reproduzieren sich erfolgreicher) und drittens die genetische Selektion, die auf Paarung mit den besten Imitatoren hinwirkt. [...]
Auf den ersten Blick könnte es so aussehen, als sei der memetische Antrieb dasselbe wie der sogenannte Baldwin-Effekt, aber das ist nicht so, und ich muss erklären, warum nicht.
Der Baldwin-Effekt wurde erstmals von dem Psychologen James Baldwin beschrieben, der ihn als "neuen Faktor der Evolution" bezeichnete. (Baldwin 1896) Er erklärt, wie intelligentes Verhalten, Imitation und Lernen den Selektionsdruck, der auf die Gene wirkt, beeinflussen können.
Wie wir gesehen haben, gibt es keine lamarckistische "Vererbung erworbener Eigenschaften" in dem Sinne, dass die Ergebnisse von Lernvorgängen via Gene an die nächste Generation weitergegeben werden. Verhalten hat jedoch Einfluss auf die natürliche Selektion. [...]

Nach Baldwins eigener Darstellung gipfeln die erhabensten Erscheinungen der Intelligenz, darunter Bewusstsein, das Lernen aus Freud und Leid, mütterliche Unterweisung und Nachahmung im klugen Gebrauch menschlicher Willenskraft und Erfindungsgabe. "All diese Eigenschaften sind in höheren Organismen versammelt, und sie alle wirken zusammen, um das Überleben des Geschöpfes zu sichern. [...] Dadurch werden diejenigen angeborenen oder phylogenetischen Variationen am Leben gehalten, die sich während der Lebensspanne der Geschöpfe, die intelligente, imitative, adaptive und mechanische Modifikationen in sich tragen, an ebendiese ausleihen. Andere angeborene Variationen überleben dagegen nicht." (Baldwin 1896)
Moderner ausgedrückt: Gene für Lernen und Imitation werden von der natürlichen Selektion gefördert.
Baldwin erkannte also, dass die natürliche Selektion die Evolution der Lernfähigkeit erklären kann, ohne dass es der Vererbung erworbener Eigenschaften bedurfte. Der Baldwin-Effekt schafft neue Arten von Geschöpfen, die sich weitaus schneller an Veränderungen anpassen können als ihre Vorgänger.
Aber das ist nicht der einzige Schritt in diese Richtung. Dennett beschreibt in seiner Metapher vom "Turm des Erzeugens und Testens" einen imaginären Turm mit mehreren Stockwerken, in dem verschiedene Arten von Geschöpfen hausen. Je höher das Stockwerk, desto bessere und klügere Spielzüge können die Bewohner machen, und desto rascher und effizienter sind sie beim Auffinden solcher Züge. (Dennett 1995)

Im Erdgeschoss von Dennetts Turm leben die "Darwinischen Geschöpfe". Diese Geschöpfe entwickeln sich durch natürliche Selektion, und ihr gesamtes Verhalten wird von den Genen hervorgerufen. Fehler sind sehr kostspielig (erfolglose Geschöpfe müssen sterben), und die Entwicklung ist langsam (jedes Mal müssen neue Geschöpfe konstruiert werden).
Im nächsten Stockwerk leben die "Skinnerschen Geschöpfe", benannt nach B.F. Skinner (1953), der stets betonte, dass die operante Konditionierung (Lernen durch Versuch und Irrtum) eine Form der darwinistischen Selektion ist. Skinnersche Geschöpfe lernen. Daher stirbt statt ihres ganzen Körpers lediglich ihr Verhalten aus. Wenn etwas, das sie tun, belohnt wird, können sie es wieder tun, wenn nicht, dann werden sie es nicht wieder tun. Der Entwicklungsprozess läuft hier viel schneller ab, wie ein Geschöpf im Laufe seines Lebens viele verschiedene Verhaltensweisen ausprobieren kann.
Im dritten Stockwerk hausen die "Popperschen Geschöpfe". Sie können Verhaltensweisen noch rascher entwickeln, denn sie können sich die Ergebnisse von Handlungen im Kopf vorstellen und Probleme lösen, indem sie sie durchdenken. Sie sind nach Sir Karl Popper benannt, der einst erklärte, dass diese Fähigkeit, sich Ergebnisse vorzustellen, "erlaubt, dass unsere Hypothesen an unserer Stelle sterben" (Dennett 1995). Viele Säuger und Vögel haben dieses dritte Stockwerk erreicht.

Schließlich leben im vierten Stock die "Gregorianischen Geschöpfe", die nach dem britischen Psychologen Richard Gregory (1981) benannt sind, der als Erster darauf hinwies, dass kulturelle Artefakte nicht nur Intelligenz erfordern, um sie zunächst einmal herzustellen, sondern ihrem Besitzer auch Intelligenz verleihen. Jemand mit einer Schere kann mehr tun als jemand ohne Schere, jemand mit einem Stift kann mehr Intelligenz zeigen als jemand ohne Stift. Mit anderen Worten: Meme sind Intelligenzverstärker. Unter diesen Memen befinden sich Dennett zufolge "geistige Werkzeuge", und die wichtigsten dieser geistigen Werkzeuge sind Wörter. In einer Umwelt voller Werkzeuge, die andere geschaffen haben, und ausgestattet mit einer reichen und ausdrucksstarken Sprache können Gregorianische Geschöpfe sehr viel rascher gute Spielzüge finden und neue Verhaltensweisen entwickeln als ohne diese Hilfsmittel. Soweit wir wissen, sind wir Menschen im obersten Stockwerk des "Turm des Erzeugens und Testens" allein.
Die Bedeutung des Baldwin-Effektes sollte nun deutlich geworden sein. Der Baldwin-Effekt ist wie eine Treppe, die Geschöpfe von einem Stockwerk zum nächsten hinaufführt. Wenn die Evolution über den erforderlichen guten Trick gestolpert ist, und wenn die Kosten nicht zu hoch sind, dann überleben diejenigen Geschöpfe, die ihn besitzen, mit höherer Wahrscheinlichkeit. Bei jedem Schritt verändern sie die Umwelt, in der sie leben, sodass es noch wichtiger wird, über große Lernfähigkeit zu verfügen. Und bei jedem Schritt sind die Geschöpfe, die leichter lernen, genetisch im Vorteil. [...]

Mehrere Theorien der Koevolution berufen sich auf den Baldwin-Effekt, doch die Theorie der Gen-Mem-Koevolution, die ich vorschlage, ist um den Prozess des memetischen Antriebs erweitert.
Der entscheidende Punkt ist, dass sich, wenn Sie im obersten Stockwerk ankommen, alles verändert, und zwar dramatisch. Das ist so, weil Imitation einen zweiten Replikator schafft. Keiner der vorangegangenen Schritte hat einen zweiten Replikator hervorgebracht – zumindest keinen, der jenseits der Grenzen des Individuums arbeitet. Z.B. kann man Skinnersches Lernen und Poppersches Problemlösen als selektive Prozesse ansehen, aber sie laufen allesamt im Kopf eines einzigen Tieres ab. Man kann die Verhaltensmuster und die Hypothesen, die selektiert werden, als Replikatoren ansehen, aber sie werden nicht in die Welt entlassen, wenn sie nicht via Imitation kopiert und so zu Memen werden.
In den vierten Stock zu gelangen, bedeutet, einen Replikator freizusetzen, der sich von Geschöpf zu Geschöpf ausbreitet, und, wie es aussieht, sein eigenes Programm schreibt. Natürlich konnten die Gene das nicht vorhersehen. Sie konnten nicht wissen, dass die Selektion für Imitation einen zweiten Replikator schaffen würde, aber genau das ist geschehen, und daher treten wir in die Phase der Gen-Mem-Koevolution ein. Bei diesem Typ von Koevolution geschehen Dinge, die dazu dienen, Meme zu verbreiten, ob sie nun den Genen nutzen oder nicht – der Hund ist von der Leine, und die Sklaven erheben sich gegen ihre früheren Herren. Das ist es, was die memetische Theorie von früheren Theorien unterscheidet und alternative Voraussagen liefert. Meiner These nach ist das menschliche Gehirn ein Beispiel dafür, dass Meme Gene zwingen, immer bessere memverbreitende Maschinen zu konstruieren. Das Gehirn war gezwungen, sehr viel schneller und unter Inkaufnahme viel höherer Kosten zu wachsen, als aufgrund des biologischen Vorteils allein zu erwarten wäre, und deshalb sticht es bei jedem Gehirn/Körpermasse-Vergleich so offensichtlich heraus.
Theorien, die nur auf dem biologischen Vorteil beruhen, können nicht erklären, warum die Gene gezwungen waren, einen so hohen Preis zu bezahlen, was den Energieverbrauch und das Geburtsrisiko angeht. Theorien, die auf dem memetischen Vorteil basieren, können es.
Man könnte noch immer argumentieren, dass sich die Resultate im Hinblick auf die schiere Gehirngröße nicht so sehr von der Argumentation unterscheiden, die auf dem Baldwin-Effekt basiert. Der große Unterschied zwischen den Theorien sollte sich jedoch im Hinblick auf die Richtung zeigen, in die sich das Gehirn entwickelt, nicht nur in seiner Größe. Wenn die Meme Replikatormacht haben, dann sollten sie die Gene antreiben, ein Gehirn zu produzieren, das speziell dazu geeignet ist, sie zu replizieren, statt eines, das einem speziellen genetischen Zweck dient. Wir sollten Voraussagen ableiten können, die auf den Erfordernissen des neuen Replikators basieren, um dann nachzuschauen, ob das heutige menschliche Gehirn dazu "passt".
Das ist genau das, was ich bei der Diskussion um die Evolution der Sprache zu tun versucht habe. Das Gehirn das wir haben, ist ein Gehirn, das dafür konstruiert ist, Meme mit hoher Wiedergabetreue, hoher Fruchtbarkeit (Vermehrungsrate) und Langlebigkeit zu verbreiten.

p. 134-137) Memetic driving works like this)
Once imitation arose three new processes could begin. First, memetic selection (that is the survival of some memes at the expense of others). Second, genetic selection for the ability to imitate the new memes (the best imitators of the best imitators have higher reproductive success). Third, genetic selection for mating with the best imitators. [...] Memetic driving may look at first sight as though it is the same as what is known as the Baldwin effect but it is not and I must explain why.
The Baldwin effect was first described by the psychologist James Baldwin who referred to it as "a new factor in evolution". (Baldwin 1896) It explains how intelligent behaviour, imitation, and learning can all affect selection pressure on the genes. As we have seen, there is no Lamarckian "inheritance of acquired characteristics" in the sense of passing the results of learning on to the next generation through the genes. Behaviour, however, does have effects on natural selection. [...]
As Baldwin himself puts it – the highest phenomena of intelligence, including consciousness, the lessons of pleasure and pain, maternal instruction and imitation, culminate in the skilful performances of human volition and invention. "All these instances are associated in the higher organisms, and all of them unite to keep the creature alive [...] By this means those congenital or phylogenetic variations are kept in existence, which lend themselves to intelligent, imitative, adaptive, and mechanical modification during the lifetime of the creatures which have them. Other congenital variations are not thus kept in existence." (Baldwin 1896, p. 445, italics in the original)
In more modem terms, genes for learning and imitation will be favoured by natural selection.
Baldwin thus saw that natural selection, without need of the inheritance of acquired characteristics, could account for the evolution of the capacity to learn. The Baldwin effect creates new kinds of creatures that are capable of adapting to change far more quickly than their predecessors. But this is not the only step in this direction. Dennett explains, using his metaphor of the "Tower of Generate and Test", an imaginary tower in which each floor has creatures that are able to find better and smarter moves, and find them more quickly and efficiently (Dennett 1995).

On the ground floor of Dennett's tower live the "Darwinian creatures". These creatures evolve by natural selection and all their behaviour is built in by the genes. Mistakes are very costly (unsuccessful creatures have to die) and slow (new creatures have to be built each time).
On the next floor live the "Skinnerian creatures", named after B.F. Skinner (1953) who explicitly saw operant conditioning (learning by trial and error) as a kind of Darwinian selection. Skinnerian creatures can learn. So their behaviour is killed off rather than their whole body. If something they do is rewarded they can do it again, and if not they won't. This is much faster because one creature can try many many different behaviours in a lifetime.
On the third floor are the "Popperian creatures". They can evolve behaviours even faster because they can imagine the outcomes in their heads and solve problems by thinking about them. They are named after Sir Karl Popper who once explained that this ability to imagine outcomes "permits our hypotheses to die in our stead". (Dennett 1995, p. 375) Many mammals and birds have reached this third floor.
Finally, on the fourth floor, are the "Gregorian creatures", named after the British psychologist Richard Gregory (1981) who first pointed out that cultural artefacts not only require intelligence to produce them in the first place but also enhance their owner's intelligence. A person with a pair of scissors can do more than one without; a person with a pen can exhibit more intelligence than one without.
In other words, memes are intelligence enhancers. Among such memes are what Dennett calls "mind tools" and the most important mind tools are words. Equipped with an environment full of tools that other people have made, and with a rich and expressive language, Gregorian creatures can find good moves and evolve new behaviours very much faster than without.
As far as we know, we humans are alone on this top floor of the "Tower of Generate and Test".
The importance of the Baldwin effect should now be clear. The Baldwin effect is like the escalator that lifts creatures from one floor to the next. If the necessary good trick is stumbled upon by evolution, and if the costs are not too high, then the creatures who have it are more likely to survive. At each step, they change the environment in which they live so that it becomes ever more important to be good at learning, or whatever. And at each step the creatures who are better at learning are, genetically, at an advantage. [...]

Several theories of coevolution use the Baldwin effect, but the theory of gene meme coevolution I am proposing here adds the further process of memetic driving.
The point is that everything changes when you arrive at the top floor. And it changes dramatically. This is because imitation creates a second replicator. None of the previous steps has created a second replicator – at least, not one that operates beyond the confines of the individual. For example, Skinnerian learning and Popperian problem-solving can be seen as selective processes, but they are all going on inside one animal's head. The patterns of behaviour and the hypotheses about outcomes that are selected might be seen as replicators, but they are not let loose on the world unless they are copied by imitation and so become memes.
Getting to the fourth floor means letting loose a replicator that spreads from creature to creature, setting its own agenda as it goes. Of course the genes had no foresight. They could not know that selection for imitation would let loose a second replicator, but that is what it has done, and so we enter the phase of gene-meme coevolution. In this kind of coevolution things happen that serve to spread memes whether or not they spread genes – the dog is off its leash and the slaves have rebelled against their former owners. This is what makes the theory different from previous ones and provides alternative predictions. I suggest that the human brain is an example of memes forcing genes to build ever better and better meme-spreading devices. The brain was forced to grow bigger far faster and at much greater cost than would be predicted on the grounds of biological advantage alone, and this is why it stands out so obviously in any comparisons of encephalisation. Theories based only on biological advantage cannot explain why the genes were forced to pay such a high price in terms of energy consumption and the dangers of birth. Theories based on memetic advantage can.
You might still argue that in terms of sheer brain size the results are not so very different from the argument based on the Baldwin effect. However, the big difference between the theories should come in terms of the specific direction in which the brain evolves, not just its size. If the memes have replicator power then they should drive the genes to produce a brain that is specifically suitable for replicating them, rather than one that is designed for some specifically genetic purpose. We should be able to derive predictions based on the requirements of the new replicator to see whether the actual human brain fits the bill. This is precisely what I tried to do in the argument for the evolution of language. The brain we have is a brain designed for spreading memes with high fidelity, fecundity, and longevity.


S. 199 f.)
Wir könnten mit Richerson und Boyd (1992) fragen: "Was ist der Haken an der Kultur?" [...]
Dem amerikanischen Autor Richard Brodie (1996) zufolge betätigen Meme, bei denen es um Sex, Essen und Macht geht, wegen der Bedeutung dieser Themen in unserer evolutionären Vergangenheit allesamt wichtige "Schalter".
Und Meme, die Schalter betätigen, sind erfolgreiche Meme.
Anders gesagt: Die genetische Evolution hat Gehirne hervorgebracht, die sich speziell mit Sex, Essen, und Macht beschäftigen, und die Meme, die wir wählen, spiegeln solche genetischen Interessen wider.

p. 138 f.)
We could follow Richerson and Boyd (1992, p. 70) in asking: "What's so wrong with culture?" [...]
According to the American author Richard Brodie (1996), memes that deal with sex, food, and power all press powerful meme "buttons" because of the importance of these topics in our evolutionary past.
And memes that press buttons are successful memes.
Another way of putting it is that genetic evolution has created brains that are especially concerned with sex, food, and power, and the memes we choose reflect those genetic concerns.


S. 205 f.) Der grundsätzliche Unterschied zwischen Männlich-Sein und Weiblich-Sein besteht darin, dass Weibchen Eier und Männchen Spermien produzieren – das ist auch die übliche Definition der Geschlechter bei ganz verschiedenen Arten. Eizellen sind groß und enthalten Nährstoffe für den sich entwickelnden Embryo, daher sind sie kostspielig in der Herstellung, während Spermien winzig und relativ "billig" sind. Aus diesem Grund werden Eizellen in geringeren Mengen produziert und müssen behütet werden, während Spermien großzügig verteilt werden können. Überdies investieren viele Weibchen über das Bereitstellen der Eier hinaus eine Menge in elterliche Fürsorge, und es ist diese elterliche Fürsorge, die wirklich den Unterschied macht, wenn es darum geht, sich für einen Partner zu entscheiden.

p. 142 f.) The basic difference between being male and being female is that females produce the eggs and males the sperm – indeed this is the usual definition of the sexes in widely diverse species. Eggs are large and contain food for the growing embryo, so they are expensive to make, while sperm are tiny and relatively cheap. Eggs are therefore made in smaller quantities and need to be guarded, while sperm can more readily be squandered. In addition, many females also provide a great deal of parental care beyond the provision of an egg, and it is parental care that really makes the difference when it comes to choosing a mate.


S. 211 f.) Schließlich gibt es im Rahmen dieser Argumentation noch eine letzte böse Facette. Frauen möchten sich zweifellos so viel männliches Investment wie nur möglich sichern, sind aber vielleicht nicht in der Lage, gute Gene wie auch eine gute Versorgung bei ein und demselben Mann zu finden. Ein Mann mit guten Genen – beispielsweise groß, stark und intelligent – kommt unter Umständen so leicht an Sex, dass er keine Gedanken an die Aufzucht von Kindern verschwenden muss. Das gilt offensichtlich für Zebrafinken und Schwalben, wo die attraktiveren Männchen, wie sich gezeigt hat, weniger hart arbeiten, um die Jungen großzuziehen, sodass sich die Weibchen entsprechend mehr ins Zeug legen müssen.
Mit der Devise "Aus allem das Beste machen" könnte eine Frau am besten damit fahren, wenn sie sich einen netten, wenn auch unattraktiven Mann angelt und dann hingeht und sich anderswo bessere Gene besorgt. Um es mit Matt Ridleys (1993) Worten zu sagen: "Heirate einen netten Kerl, aber lass' dich auf eine Affäre mit dem Boss ein!"
Wir kennen wahrscheinlich alle derartige Beispiele, aber kann ein solches Verhalten beim modernen Menschen biologisch effektiv sein? Belege, die dafür sprechen, dass dies tatsächlich möglich ist, liefern die kontrovers diskutierten Untersuchungen der britischen Biologen Robin Baker (1996) und Mark Bellis (1994). In einer Übersichtsstudie, an der beinahe 4.000 britische Frauen teilnahmen, fanden sie heraus, dass Frauen mit außerehelichen Affären dazu neigten, häufiger mit ihren Liebhabern zu schlafen, wenn sie ihren Eisprung hatten – und das galt nicht für Sex mit ihren Ehemännern. Überdies hatten sie beim Zusammensein mit ihren Liebhabern mehr spermienspeichernde Orgasmen (d.h., Orgasmen einige Minuten vor bis zu 45 Minuten nach dem Orgasmus des Mannes) als mit ihren Ehemännern. Mit anderen Worten: Wenn sie keine Verhütungsmittel gebrauchten, war die Wahrscheinlichkeit größer, von ihrem Liebhaber schwanger zu werden, obwohl sie seltener mit ihm schliefen.

p. 146 f.) Finally, there is a last wicked twist to the argument. Women certainly want to get as much male investment as possible, but they may not be able to find both good genes and a good provider in the same man. Indeed, a man with good genes – tall, strong, and intelligent, for example – may find it so easy to get sex that he need not bother with putting effort into child care. This is apparently true in zebra finches and swallows where the more attractive males have been shown to work less hard in bringing up the young, leaving the females to work harder. On the "best of both worlds" theory a woman's best bet may be to capture a nice, though unattractive man, who wilt rear her children, and then go and get better genes from elsewhere. As Matt Ridley (1993, p. 216) puts it "marry a nice guy but have an affair with your boss".
We can probably all think of examples, but can such behaviour be biologically effective in modern humans? Evidence that it can comes from controversial research by British biologists Robin Baker (1996) and Mark Bellis (1994). In a survey of nearly four thousand British women they found that women who were having extramarital affairs tended to have sex with their lovers more often when they were ovulating – and this was not true for sex with their husbands. In addition, they had more sperm-retaining orgasms (i.e. orgasms between one minute before and forty-five minutes after the man's) with their lovers than with their husbands.
In other words, if they were not using contraception they might still be more likely to get pregnant by the lover even though they had sex with him less often.



S. 215) Demnach sollten die begehrenswerten Partner diejenigen sein, deren Tätigkeit es erlaubt, die meisten Meme zu verbreiten: z.B. Schriftsteller, Künstler, Journalisten, Rundfunkreporter, Filmstars und Musiker. [...]
Der Biologe Geoffrey Miller vermutet, dass künstlerische Fähigkeiten und Kreativität sexuell selektiert wurden um Frauen anzuziehen (Miller 1998, Mestel 1995), aber er erklärt nicht, warum die sexuelle Selektion diese Merkmale ausgewählt haben sollte. Die Memetik liefert einen Grund: Demnach stellen Kreativität und künstlerisches Arbeiten Möglichkeiten dar, Meme zu kopieren, zu benutzen und zu verbreiten, und zeigen daher einen guten Imitator an. Ich vermute, dass Frauen, wenn sich dies testen ließe, unter ansonsten gleichen Umständen einen guten Memverbreiter einem lediglich reichen Mann vorziehen würden.

p. 148 f.) This suggests that desirable mates should be those whose lives allow them to spread the most memes, such as writers, artists, journalists, broadcasters, film stars, and musicians. [...]
The biologist Geoffrey Miller argues that artistic ability and creativity have been sexually selected as a display to attract women (Miller 1998, Mestel 1995), but he does not explain why sexual selection should have picked on these features. Memetics provides a reason – that creativity and artistic output are ways of copying, using and spreading memes, and hence are signs of being a good imitator. I would predict that if these things could be teased out, women would, other things being equal, prefer a good meme-spreader to just a rich man.


S. 222) Brodie (1996) vermutet, dass es im genetischen Interesse eines jeden Mannes ist, andere Männer davon zu überzeugen, keinen Ehebruch zu begehen, während er sich selbst nicht an diese Maxime hält. Daher verbreiten sich Meme gegen Ehebruch und für Heuchelei gemeinsam.
Schließlich gibt es viele Religionen, die Sex benutzen um sich auszubreiten. Eine Religion, die große Familien propagiert, wird, wenn wir eine vertikale memetische Übermittlung annehmen, mehr Babys produzieren, die dann mit dieser Religion groß werden, als eine, die kleine Familien fördert. Religiöse Meme werden unter diesen Umständen zu einen wichtigen Manipulator des genetischen Erfolgs. Das Tabu der katholischen Kirche gegen Geburtenkontrolle war außerordentlich erfolgreich darin, die Welt mit Millionen von Katholiken zu bevölkern, die ihre Kinder in dem Glauben aufziehen, dass Kondome und Antibabypillen von Übel sind und Gott sich von ihnen so viele Kinder wie nur möglich wünscht.

p. 153) Brodie (1996) suggests that it is in every man's genetic interest to persuade other men not to commit adultery while doing so themselves. Thus both the anti-adultery memes and hypocrisy spread together.
Finally, there are many religions that make use of sex to spread themselves. A religion that promotes large families will, assuming vertical memetic transmission, produce more babies to grow up in that religion than one that promotes small families. Religious memes therefore become an important manipulator of genetic success. Catholicism's taboo against birth control has been extremely effective in rilling the world with millions of Catholics who bring up their children to believe that condoms and the pill are evil, and that God wants them to have as many children as possible.

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