September 30, 2010

Das Verlangen nach Konsistenz


My best friend of nearly 40 years and former co-author, now ensconced at Harvard, has trouble taking me seriously when I discuss "9/11". Within the past months he admitted not knowing that a 47 story steel building (WTC 7) not hit by anything, and with only a few small fires, had collapsed as a perfect implosion would, nor did he know that the "9/11 Commission" had refused even to mention WTC 7 in its report, nor did he think much of these facts nor of his ignorance of them. This is a very smart man, open-minded in many respects, but giving up the world-view he inhabits is simply too hard, especially when there is nothing coherent with which to replace it.


Los Angeles, October 17, 1987, Terence McKenna:

Organic objects are essentially utterances in three dimensional space and express of some kind of universally distributed linguistic intent. This is what it means when it says: "In the beginning was the word." Nature is that word. This infinitely self-adumbrating, fractal, syntactical hallucination that has an infinite number of facets for potential regarding and self-regarding. [...]
If that nature is a self-describing genetic language and yet out of it arises something which is not formally predicted by its constraints and rules. There's a symmetry break there, and a so-called emergent property comes into view. This emergent property is our unique ability to provisionally code sound to meaning, so that we then can freely command and reconstruct the world. We imagine that we do this for our own purposes of communication. [...]
The fact, that it is contrived, provisional, is very interesting. It doesn't arise out of the gene structure. Rather it is agreed upon by individuals who are living at the time that the linguistic structure, whatever it is, emerges into consciousness. Since individuals are replaced, the language is much more in flux than the genome. [...]
There is no mechanism in nature with the same kind of binding force that conserves meaning. Meaning is some kind of freely-commanded, open-ended, self-evolving system. The rules are that there are no rules. Meaning consequently addresses itself to a much larger potential modality of expression than the genes. The genes basically repeat themselves, over and over. Almost like Homeric poetry, where the idea is that it be memorized and repeated. And that's what sexuality is about, is memorizing and repeating gene structures, handing on parts of the story.
But the epigenetic domain is different, the creation of linguistic systems, where meaning can be freely commanded, allows very rapid evolution of cultural norms.



Susan Blackmore 1999: The Meme Machine

pt 2 & pt 3 & pt 4 & scribd.com

S. 49) Meiner Ansicht nach stellt die Idee von Memen ein Beispiel für den optimalen Einsatz des Analogieprinzips in der Wissenschaft dar. D.h., man erkennt, dass ein in einem Bereich wesentlicher Mechanismus mit kleinen Abweichungen auch in einem ganz anderen Bereich funktioniert.
Was als Analogie beginnt, endet als mächtiges neues erklärendes Prinzip. In diesem Fall wird die einflussreichste Theorie in der gesamten Wissenschaft – die Erklärung der biologischen Vielfalt durch den einfachen Prozess der natürlichen Selektion – zur Erklärung der geistigen und kulturellen Vielfalt durch den einfachen Prozess der memetischen Selektion. Die überspannende Theorie der Evolution liefert ein Gerüst für beide.

p. 36) My own view is that the idea of memes is an example of the best use of analogy in science. That is, a powerful mechanism in one domain is seen to operate in a slightly different way in an entirely new domain.
What begins as an analogy ends up as a powerful new explanatory principle. In this case, the most powerful idea in all of science – the explanation of biological diversity by the simple process of natural selection – becomes the explanation of mental and cultural diversity by the simple process of memetic selection. The overarching theory of evolution provides a framework for both.


S. 69 f., Kap. 3 – Die Evolution der Kultur: Soziobiologie und die Kultur an der Leine)
Während Dawkins "Das egoistische Gen" schrieb, wurde die neue Wissenschaft Soziobiologie aus der Taufe gehoben, die die genetischen und evolutionären Grundlagen des Verhaltens untersucht. Damals erregte das Ansinnen, Soziobiologie auf das menschliche Verhalten anzuwenden, allgemein heftigen Protest, u.a. von Soziologen und Anthropologen. Sie argumentierten, das menschliche Verhalten sei dem Zwang der Gene kaum unterworfen und könne nicht durch etwas verstanden werden, das sie als "genetischen Determinismus" (das schlimmste aller Schreckgespenster) ansahen. Die Gene, so behaupteten sie, verliehen uns lediglich "Kulturfähigkeit". Es protestierten auch einfache Leute, die die Vorstellung ablehnten, ihre liebgewonnenen Überzeugungen, Entscheidungen und Handlungen würden von ihrer genetischen Ausstattung eingeschränkt – wo bliebe das der "freie Wille"?
Diese Reaktion erinnert mich an die Anfeindungen, denen Kopernikus, Newton und Darwin selbst ausgesetzt waren. Die Soziobiologie schien die Menschheit noch weiter von ihren selbst geschaffenen Podest zu stoßen – ihr Gefühl zu unterminieren, es gebe einen freien Willen und Selbstbestimmung. Wie wir noch sehen werden, geht die Memetik einen weiteren großen Schritt in diese Richtung und wird daher wahrscheinlich denselben Anfeindungen ausgesetzt sein. Dennoch – um es mit Cloaks Worten zu sagen:

Wenn wir tatsächlich die Sklaven einiger "unserer" kulturellen Wesenszüge sind, ist es dann nicht an der Zeit, dass wir es wissen? Is a Cultural Ethology Possible? (1975) F.T. Cloak Jr.

p. 50 f.)
While Dawkins was writing "The Selfish Gene", the new science of socio-biology was being established – studying the genetic and evolutionary basis of behaviour. There was, at the time, a great outcry against applying sociobiology to human behaviour. Some of this came from sociologists, anthropologists and others who argued that human behaviour was almost entirely free from the constraints of the genes and could not be understood by what they saw as (horror of horrors) "genetic determinism". The genes, they claimed, only give us a "capacity for culture". Some came from ordinary people who rejected the idea that their cherished beliefs, decisions and actions were constrained by their genetic make-up – what about "free will"?
This reaction reminds me of the antagonism to Newton, to Copernicus and to Darwin himself. Sociobiology seemed to push human beings further off their self-created pedestal – to undermine their sense of free will and autonomy. As we shall see, memetics takes a further big step in this direction and so will probably reap the same antagonism. Still – as Cloak put it:

If we are the slaves of some of "our" cultural traits, isn't it time we knew it? (Cloak 1975, p. 178)


S. 191)
Freeman (1996) verbrachte sechs Jahre auf Samoa, und anders als Mead, die sich dort nur vier Monate aufgehalten hatte, lebte er mit den Samoanern und hatte Zeit, ihre Sprache zu lernen. Was er herausfand, hätte Meads Beschreibung des samoischen Lebens kaum stärker widersprechen können. Er stieß auf aggressives Verhalten und häufige kriegerische Auseinandersetzungen, schwere Formen der Bestrafung von Fehlverhalten, hohe Kriminalitätsraten unter Jugendlichen, und – was für Meads These am wichtigsten war – er fand heraus, dass die Samoaner großen Wert auf Jungfräulichkeit legten. Es gab sogar Jungfräulichkeitstests und zeremonielle Entjungferungen von Mädchen bei ihrer Hochzeit.
Wie konnte Mead die Dinge so falsch verstanden haben? Freeman gelang es, einige ihrer ursprünglichen Informantinnen aufzutreiben und konnte dieses Rätsel lösen. Eine Frau – inzwischen 86 Jahre alt – erklärte ihm, Mead habe nicht verstanden, dass sie "nur gescherzt" hätten, als sie ihr erzählten, sie würden nachts mit jungen Männern in den Busch gehen. Eine weitere bestätigte, dass sie sich die Geschichten zum Spaß ausgedacht hätten – man kann sich gut vorstellen, dass es Spaß macht, eine unwissende junge Frau, die alles begierig niederschreibt, auf den Arm zu nehmen und ihr wilde und verrückte Geschichten über das heimische Sexualleben zu erzählen.
Wie so oft kostete es viel mehr Zeit und harte Arbeit, einen Mythos zu entzaubern, als ihn zunächst einmal in die Welt zu setzen. Und es bedurfte auch einer Menge Mut.
Freemans Entdeckungen wurde von jenen, die Mead fast zu einem Guru hochstilisiert hatten, ins Reich der Fantasie verwiesen, und er wurde verunglimpft, weil er es gewagt hatte, anzudeuten, sie habe sich einen Bären aufbinden lassen.


Liebe ohne Aggression. Margaret Meads Legende von der Friedfertigkeit der Naturvölker.
Vorwort: Prof. Dr. Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Kindler Verlag München, 1983
Prof. Dr. Rolf Herzog, Uni Freiburg in Spektrum der Wissenschaft 1984: "Der Ethno-Boom unserer Zeit ist nicht nur an der hohen Zahl der Studenten, sondern auch an der der Veröffentlichungen abzulesen. Das hier zu besprechende Werk hat schon mit der amerikanischen Originalausgabe weltweit Aufsehen erregt. Dabei ist es durchaus kein schnell hingeworfenes, von der Aktualität zehrendes Sachbuch, wie es Verleger gelegentlich in hoher Auflage auf den Markt werfen, solange eine Fragestellung lebendig ist."

Derek Freeman (geboren 1916, in Cambridge promoviert und danach Professor für Anthropologie an der Australian National University) war erstmals 1940 nach Samoa gekommen und hat dort insgesamt sechs Jahre zugebracht. Er hat lange und gründlich recherchiert, seine Kritik an Margaret Mead (1901 bis 1978) auch mit Fachleuten besprochen und ihnen den ersten Entwurf zu kritischer Stellungnahme zugesandt. Nun liegt von seiner durch und durch seriösen wissenschaftlichen Abhandlung, welche eine Gegenposition zu einer prominenten amerikanischen Ethnologin aufbaut, die deutsche Übersetzung vor.
Der Himmel weiß, wer für den deutschen Titel verantwortlich sein mag, der fatal an Gewohnheiten der Filmbranche erinnert, für Synchronisationen ausländischer Streifen reißerische Titel zu ersinnen, die viel mehr versprechen, als wirklich geboten wird. Der Autor nannte das Original "Margaret Mead and Samoa – The Making and Unmaking of an Anthropological Myth". Nichts von Liebe, nichts von Aggression, auch keine Andeutung von dieser unberechtigten Verallgemeinerung im deutschen Untertitel! Margaret Mead hat ihre Schlussfolgerungen auf Samoa nicht auf die Naturvölker schlechthin projiziert. Auch Derek Freeman verirrt sich nicht in globalen Spekulationen. "Naturvölker" blieb ohnehin stets ein nur ungenau abgrenzbarer Begriff, von dem viele Ethnologen längst Abschied genommen haben. Freeman bleibt bei den Samoanern, die wenige Jahrzehnte lang bis 1914 über dem Westen ihrer Inselgruppe sogar die deutsche Flagge wehen sahen. [...]

Ihre akademische Erziehung war in dem Spannungsfeld zwischen Kulturdeterminismus und Eugenik entstanden. Die erstgenannte Hypothese besagt, dass das kulturelle und soziale Umfeld den Heranwachsenden präge, die Erbanlagen daneben von geringer Bedeutung blieben. Die andere behauptet das Gegenteil. Durch ihren angesehenen Professor, den aus Deutschland stammenden Franz Boas, und Ruth Benedict war sie an der New Yorker Columbia-Universität im Lager der Kulturdeterministen aufgezogen worden. Es wirkt allerdings wenig glaubhaft, dass Boas sie nach Samoa "geschickt" haben soll, um von dort nur solche Befunde zurückzubringen, die seine Theorie stützten. In Meads autobiographischer Schrift "Brombeerblüten im Winter" findet man (Seite 111 der deutschen rororo-Ausgabe) einen Brief, den Boas ihr nach Samoa nachsandte und der eine derartige Einengung oder gar Zwänge anzweifeln lässt.
Freemans Buch widerlegt viele Informationen oder schränkt deren Wert ein, die Margaret Mead auf der kleinen Insel Ta'u sammelte, die zum amerikanischen Teil Samoas gehört, einem Eiland, auf dem zu ihrer Zeit die christliche Mission schon seit 80 Jahren wirkte und alle Einwohner getauft hatte, auf dem seit 18 Jahren Knaben und Mädchen eine Grundschule besuchen konnten. Ein Marinestützpunkt sorgte weiter für ständigen Fremdkontakt. Von unberührten Naturvölkern konnte man hier wohl kaum noch sprechen.
Margaret Mead zeichnete ein fast paradiesisch gefärbtes Bild vom Leben junger Samoanerinnen, bei dem sie sich fast ausschließlich auf die Auskünfte einer relativ kleinen Gruppe junger Mädchen stützte. Ihre Interpretation sah die Erziehung ohne jeden elterlichen Zwang, das Gemeinschaftsleben ohne die persönliche Freiheit einengende Vorschriften und die öffentliche Moral sehr freizügig. In all dem vermutete sie den Grund für das Fehlen von Neurosen, Vergewaltigungen und allgemeiner Kriminalität.

Freemans genaue Analyse vorhandener Aufzeichnungen, zum Beispiel von Zeitungsnotizen und Gerichtsakten, unterstützt von Interviews mit älteren Männern, führt zu dem Ergebnis, das Meadsche bezaubernde Bild sei weitgehend Schönfärberei. Diese Auseinandersetzung spielt sich zwischen einer Amerikanerin und einem Neuseeländer ab. Samoaner selbst kommen erst im nachhinein zu Wort.
Aus der deutschen Zeit gibt es im jetzt unabhängigen Samoa noch Familien mit deutschem Namen, die alle reichlich samoanisches Blut aufgenommen haben und nur noch in Ausnahmen deutsch sprechen. Einer dieser Männer, der sich trotz seines deutschen Namens zu Recht als Samoaner fühlt, Albert Wendt, Schriftsteller und Dichter seines Landes, hat eine lesenswerte Stellungnahme (Frankfurter Hefte, September '83) mit folgendem Satz abgeschlossen:

Für mich ist jedoch die Polemik von zweitrangiger Bedeutung.
Was den Hauptwert von Freemans Buch ausmacht, ist seine sehr gründlich erarbeitete und vielschichtige Sicht Samoas, eines Samoa, das er nahezu über die gesamte Spanne seines akademischen Lebens mit großer Sorgfalt rekonstruiert hat.

Klarsichtig erkennt er, dass sowohl das kritikwürdige Bild samoanischen Lebens von Margaret Mead als auch das realistischere von Derek Freeman Rekonstruktionen sind. Nicht-Polynesier hatten bereits jahrzehntelang in das Leben der Samoaner eingegriffen und gewiss auch auf ihre Wertbegriffe und Weltvorstellungen eingewirkt.
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine amerikanische Ethnologin am Anfang ihrer bemerkenswerten Laufbahn ihren Informantinnen gegenüber zu gutgläubig war, wie übrigens manche andere Forscher auch, stellt meines Erachtens allerdings noch nicht – wie der Klappentext der deutschen Ausgabe postuliert – "einen ganzen Wissenschaftszweig in Frage".

p. 115)
Freeman (1996) spent six years in Samoa and, unlike Mead who was there only four months, he lived with Samoans and had time to learn their language. What he found could hardly have been more at variance with Mead's descriptions of Samoan life. He found aggressive behaviour and frequent warfare, severe forms of punishment for misdemeanours, high rates of delinquency among adolescents and, most important for Mead's thesis, that the Samoans placed great value on virginity. They even had a virginity test and ceremonial defloration of girls at their wedding. How could Mead have got it so wrong? Freeman was able to track down some of her original informants and found out. One woman, by then aged 86, explained that Mead didn't realise they were 'just joking' when they said they went out at nights with boys. Another confirmed that they had dreamed up the stories for fun – and just imagine the fun of inventing wild and crazy stories about your sex life for an ignorant young visitor who is anxiously writing it all down. As is so often the case, it took a lot more time and hard work to unmake the myth than to make it in the first place.
It also took a lot of courage. Freeman's discoveries were scorned by people who had almost made Mead into a guru, and he was vilified for daring to suggest she was completely wrong.


Margaret Mead – The Making of an American Icon (2008) Nancy Lutkehaus


S. 268) Das Verlangen nach Konsistenz und das Vermeiden von Dissonanzen liefern den Kontext, in dem sich Meme in verschiedenen Leuten zusammentun. Sobald jemand einmal auf einen bestimmten Satz Meme festgelegt ist, steigt oder fällt die Wahrscheinlichkeit, dass andere Meme in diesem Repertoire an Argumenten, Glaubenssätzen und Verhaltensweisen ein sicheres Zuhause finden. Sie denken vielleicht, es sei nur gesunder Menschenverstand, wenn nette Leute nette Dinge und fiese Leute fiese Dinge tun, aber die Memetik sieht diesen "Gesunden-Menschenverstand-Faktor" in einem etwas anderen Licht. Meme können aufgrund der genetischen Veranlagungen der Leute, denen sie über den Weg laufen, erfolgreich oder erfolglos sein, aber auch aufgrund der Meme, die in diesen Leuten bereits präsent sind.

p. 184) The need for consistency and the avoidance of dissonance provide the context in which memes club together in different people. Once someone is committed to a particular set of memes, other memes are more or less likely to find a safe home in that person's repertoire of arguments, beliefs, and behaviours. We find this kind of generalisation of memes in all sorts of contexts. You might think it is just common sense that nice people do nice things and nasty people do nasty things but memetics puts this common-sense fact in a slightly different light. Memes can succeed or fail because of the genetic propensities of the people they come across, but also because of the memes that are already present in those people.


S. 283 f.)
Der memetische Ansatz zum Thema "Entführungen durch Außerirdische" besteht darin zu fragen, warum sich diese Vorstellungen so erfolgreich ausbreiten, wenn sie nicht wahr sind. Es leuchtet ein, warum sich wahre und nützliche Ideen erfolgreich ausbreiten – sie tun es, weil Leute sie kennen lernen und nutzen wollen. Wenn es darum geht, den Erfolg von guten wissenschaftlichen Theorien oder korrekten Neuigkeiten zu erklären, bietet die Memetik daher nicht viel Vorteil gegenüber anderen Sichtweisen. Sie stellt jedoch eine große Hilfe dar, wenn wir die Ausbreitung von unwahren, bizarren und sogar schädlichen Ideen zu erklären versuchen.
Eine davon ist die Entführung durch Außerirdische.
Ein Schlüssel zu derartigen Erlebnissen liegt im Phänomen der Schlafparalyse oder Schlaflähmung. Im Traumschlaf sind die meisten unserer Muskeln gelähmt, so dass wir unsere Träume nicht ausleben können. Wenn wir aufwachen, ist diese Lähmung gewöhnlich abgeklungen, und wir wissen nichts davon. Die Mechanismen, die Wachen und Schlafen getrennt halten, können jedoch manchmal fehlgehen, insbesondere bei Schichtarbeitern oder Menschen mit häufigen Schlafunterbrechungen. Manchmal wachen sie auf, können herumschauen, klar denken und sich dennoch nicht bewegen. [...] Wenn Sie diese Symptome bemerken, versuche Sie am besten, einen kühlen Kopf zu behalten, sich zu entspannen und abzuwarten – die Lähmung verschwindet nach ein bis zwei Minuten. Wenn Sie dagegen ankämpfen, machen Sie die Dinge nur schlimmer.
Wenn man nicht weiß, wie einem geschieht, kann diese Erfahrung erschreckend sein, und es ist völlig normal, jemanden oder etwas dafür verantwortlich zu machen oder eine Erklärung zu suchen. In früheren Zeiten und in verschiedenen Kulturen gab es verschiedene "Erklärungen". Im Mittelalter kannte man Succubus und Incubus, böse Geister, die ausgesandt wurden, um die Sünder zu sexuellen Aktivitäten zu verleiten. Bis ins frühe 20. Jh. beschuldigten die Menschen in Südengland Hexen, sie mit "Albdrücken" (hag-riding) zu quälen, und selbst heute noch gibt es Leute in Neufundland, die überzeugt sind, von der "Old Hag" besucht worden zu sein, die sich nachts auf die Brust des Geplagten setzt und ihn am Atmen hindert. Kanashibari in Japan, Kokma in St. Lucia und Popobawa in Sansibar sind nur einige andere häufige Schlaflähmungsmythen.
Diese Mythen sind allesamt erfolgreiche Meme.

p. 194)
The memetic approach to alien abductions is to ask why these ideas should propagate so successfully, when they are not true. There is no mystery about why true and useful ideas should propagate successfully – they do so because people want and can use them. So memetics does not provide much advantage over other ways of looking at the world when it comes to understanding the success of good scientific theories or accurate news. However, memetics does help when it comes to explaining the spread of untrue, bizarre, and even harmful ideas. One such is alien abduction.
One key to alien abduction experiences is the phenomenon of sleep paralysis. During dreaming sleep most of our muscles are paralysed so that we do not act out our dreams. By the time we wake up this paralysis has usually worn off and we know nothing about it (unless experimenters intervene). However, the mechanism that keeps waking and dreaming apart can sometimes fail, especially in people who work shifts or have very disrupted sleep. Sometimes people wake up, can look around and think clearly, and yet are quite unable to move. Common sensations accompanying the paralysis include buzzing and humming noises, vibrations of the body or bed, a powerful sense that there is somebody or something in the room with you, and strange lights floating about.
Since sexual arousal in dreams is common this can also persist into the paralysis. Sometimes, people feel as though they are being touched or pulled or even lifted from their bodies. If you recognise the symptoms, and can keep your cool, the best response is to relax and wait – the paralysis wears off within a minute or two. If you try to struggle you only make matters worse.
If you have no idea what is going on, the experience can be terrifying, and a natural reaction is to blame someone or something, or to seek an explanation. In previous periods of history and different cultures, various 'explanations' have been available. The incubus and succubus of medieval times were evil spirits sent to tempt the wicked into sexual activity. Until the early twentieth century, people in the south of England blamed witches for what they called 'hag-riding', and even today there are people in Newfoundland who have been visited by the 'Old Hag' who comes at night to sit on their chests and stop them breathing. Kanashibari in Japan, Kokma in St Lucia, and the Popobawa in Zanzibar are just some of the other current sleep paralysis myths.
These myths are all successful memes.

"Having studied sleep paralysis and hypnagogic experiences, I can tell you all what I know and what I have experienced. The first experience I had of sleep paralysis was when I was about ten years old.
One morning as I awoke, I could hear my family going about their morning rituals, but I couldn't open my eyes nor could I move. It was more uncomfortable than terrifying.
A year later I awoke to find my bed shaking violently. In fact, the whole room was shaking. I hid under the bedclothes, scared out of my wits. I now try to rationalise this as having been one of the rare earthquakes we get in Western Scotland rather than poltergeist activity.
About ten years ago whilst on holiday in St Lucia I experienced the most horrifying episode of my life. Lying down to sleep with my girlfriend beside me, my whole body was consumed by paralysis. I couldn't move a muscle – I think my eyes were shut. I began to feel as if I was being sucked into my bed – I can only explain it as if my soul was being sucked into a void. I sensed a presence hovering beside my bed ... I'm sure it was a wolf's head. I made a huge effort to cry out "help me, help me".
When I awoke in the morning I asked my girlfriend if anything strange had happened the previous night. She said, I had been talking in my sleep, mumbling "help me".
It was after this that I began investigating sleep paralysis and hypnagogic experiences.
To my utter amazement I discovered the legend of 'Kokma' in St Lucia. Rumoured to be the spirit of a dead baby which tries to suffocate people in their sleep. This lead to the concept of the 'Old Hag' in Newfoundland which has terrorised people in their sleep for hundreds of years. Also the idea of wicked elementals, Incubbi and Succubi who prey on those on the verge of sleep.
There is no doubting the fact that hypnagogic experiences occur more often when one is on the verge of sleep. Certainly there are those who are prone to it and those who will never experience it – those are the lucky ones.
It certainly made me think very hard about life after death."


S. 286) Menschen haben – wie viele ihrer Primatenverwandten – im Lauf ihrer Evolution einen Hang entwickelt, sich Männern mit hohem Status zu fügen und sie zu fürchten. Gott gedeiht auf dem Nährboden dieser natürlichen Neigung, aber ebenso die moderneren mächtigen Wesen, die sich mit den Insignien unserer wissenschaftlichen Welt schmücken und gleichzeitig die tiefverwurzelte Angst vor der Technik ausnutzen.

p. 196) Humans, like many of their primate relatives, have evolved to defer to high-status males and to be afraid of them. God thrives on this natural tendency but so too do the more modern powerful beings, who use the trappings of our scientific world and prey on genuine fears of technology.


S. 287 f., Kap. 14 – Meme des New Age: Der Tod und der Wahrheitstrick)
Wie Untersuchungen zeigen, berichten Menschen, die auf der Schwelle des Todes gestanden haben und wiederbelebt wurden, unabhängig von Alter und persönlichem Hintergrund oft in verblüffend ähnlicher Weise von Nahtoderlebnissen (Blackmore 1993). Nicht alle Wiederbelebten machen diese Erfahrung, doch diejenigen, denen sie widerfährt, erzählen häufig, sie hätten sich durch einen dunklen Tunnel auf ein helles Licht zubewegt, den Körper verlassen und ihren Körper von oben gesehen. Dann seien sie zu einem wunderbaren Ort gereist, wo sie von Lichtwesen erwartet wurden. Gelegentlich sehen die Betroffenen Szenen aus ihrem Leben, die alle gleichzeitig abgespielt werden, und schließlich müssen sie die schwierige Entscheidung treffen, ins Alltagsleben zurückzukehren. Gewöhnlich wird diese Erfahrung von einem Gefühl des Glücks und des Friedens begleitet, wenn sie auch gelegentlich schrecklich sein kann.
Vor allem wirkt sie völlig real – "realer als real". Ich habe diese Erfahrung selbst gemacht (wenn ich auch nicht dem Tod nahe war), und es war wunderbar, absolut realistisch und hatte tiefgreifende Auswirkungen auf mein Leben. Berichte, die bis zu 2.000 Jahre weit zurückreichen und aus vielen verschiedenen Kulturen stammen, sprechen dafür, dass diese Erfahrung bei Menschen auf der ganzen Welt vorkommt und sie tief beeinflussen kann.

Die wesentlichen Teile dieser komplexen Erfahrung lassen sich verstehen, wenn man weiß, was im Gehirn unter Stress passiert. Die überraschend positiven Gefühle sind beispielsweise wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass das Gehirn unter Stress Endorphine (morphinartige Substanzen) ausschüttet. Angst und Stress führen außerdem überall im Gehirn zu breit gestreutem, zufälligem Feuern von Neuronen, was, je nachdem wo es auftritt, verschiedene Effekte hat. Beispielsweise kann eine experimentelle Reizung des Schläfenlappens Schwebe- und Fliegeerfahrungen, blitzartige Rückblenden und Gefühle religiösen Inhalts hervorrufen.
Am interessantesten ist vielleicht der Ursprung des Tunnels. Überall im Sehsystem sind die Zellen so organisiert, dass viele das Zentrum des Sehfeldes versorgen und weit weniger zur Peripherie hin orientiert sind. Wenn also alle Zellen nach dem Zufallsprinzip feuern, ist der Effekt wie ein helles Licht in der Mitte, das zu den Rändern hin verblasst, oder es entstehen Bänder und Linien, die Spiralen und Ringe bilden. Das könnte der Ursprung des Tunnelgefühls sein und auch die Tunnel erklären, die häufig in Schamanenzeichnungen auftauchen und für manche Drogenerfahrungen typisch sind.

Einige Menschen, die Nahtodeserfahrungen gemacht haben, sind glücklich, rationale Erklärungen dafür zu finden, aber viele weisen derartige Erklärungen zurück. Sie wissen, dass sie Jesus gesehen haben. Er war so real, wie etwas nur sein kann. Sie wissen, dass sie eine Seele haben, die den Körper verlassen hat, dass sie durch einen Tunnel gegangen und in den Himmel gekommen sind. Und sie wissen, dass ihre Erfahrung ein Beweis für das Leben nach dem Tod ist.
Vom memetischen Standpunkt aus ist interessant, dass Christen in der Regel Jesus sehen, während Hindus Hindu-Gottheiten treffen (Osis und Haraldsson 1977). Einige Menschen begegnen "Wesen", die keiner bestimmten Religion zuzuordnen sind, aber es gibt keinen berichteten Fall, in dem eine religiöse Person eine Gottheit aus einer anderen Religion getroffen hat.
Einige Christen treffen sogar dem heiligen Petrus an der Himmelspforte, während Hindus eher von Chitragupta empfangen werden, der ihre Namen in sein großes Buch geschrieben hat. Amerikaner gehen meist mit den himmlischen Wesen mit, denen sie begegnen, während Inder eher Widerstand leisten, wenn sie Yama, dem König der Toten, oder seinen Boten begegnen, die gekommen sind, um sie zu holen. Amerikaner treffen häufig auf ihre Mutter, Inder begegnen hingegen selten weiblichen Figuren.
Die erfahrene "Realität" der Visionen bringt viele Menschen, die etwas Derartiges erlebt haben dazu, jedwede naturwissenschaftliche Erklärung zurückzuweisen. Und in der wissenschaftlichen Literatur stehen diejenigen, die überzeugt sind, dass Nahtodeserfahrungen (near-death experiences, NDEs) Beweise für ein Leben nach dem Tod sind, denjenigen gegenüber (zu denen auch ich mich zähle), die das nicht glauben (Bailey und Yates 1996). Tatsächlich kann die Erfahrung kein Beweis für das Leben nach dem Tod sein, weil all diejenigen, die diese Erfahrung beschrieben haben, am Leben waren. Auf der anderen Seite kann keine naturwissenschaftliche Erklärung, wie vollständig und befriedigend sie auch immer sein mag, beweisen, dass es kein Leben nach dem Tod gibt. Daher ist die Diskussion letztlich fruchtlos. Aber vom memetischen Standpunkt aus ist das gar nicht das Thema. Statt dessen sollten wir eine andere Frage stellen: Warum sind NDE-Meme so erfolgreich?

p. 197 f.) Death and the truth trick
Research shows that people of all ages and backgrounds have somewhat similar experiences when they come close to death and are revived (Blackmore 1993). Although most experience nothing, those who do report experiences tend to describe going down a dark tunnel towards a bright light, leaving the body and viewing their body from above, travelling to a beautiful place where beings of light await them, occasionally experiencing scenes from their life replayed all at once, and finally having to make a difficult decision to return to ordinary life. Normally, the experience is happy and peaceful, although occasionally it can be hellish.
Above all, it feels absolutely real – 'realer than real'. I have had this experience myself (although I was not close to death) and it was vivid, beautiful, absolutely realistic, and had a dramatic effect on my life. Reports from as long as two thousand years ago and from many different cultures suggest that the basic experience is common to humans everywhere and can affect them profoundly.

The core features of this complex experience can be understood in terms of what is going on in a brain under stress. For example, the surprisingly positive emotions are probably due to the brain releasing endorphins (morphine-like chemicals) under stress. Fear and stress also result in widespread random firing of neurons throughout the brain which, depending on where it occurs, has different effects. For example, stimulation of the temporal lobes (which can be done experimentally) can induce floating and flying sensations, memory flashbacks, and feelings of religious significance. Perhaps most interesting is the origin of the tunnel.
Cells throughout the visual system are organised so that many are devoted to the centre of the visual field and far fewer to the periphery. So when all the cells fire randomly, the effect is like a bright light in the middle fading out towards the edges, or bands and lines in spirals and rings. This may be the origin of the near-death tunnel as well as the tunnels that are common in Shamanistic drawings and certain drug experiences.

Some near-death experiencers are happy to find rational explanations, but many reject them. They know they saw Jesus. He was as real as real can be. They know that they have a spirit that left their body, travelled down the tunnel and went to heaven. And they know their experience is proof of life after death.
What is interesting from the memetic point of view is that Christians typically see Jesus while Hindus meet Hindu deities (Osis and Haraldsson 1977). Some people encounter 'beings' of no particular religion, but there is no recorded case in which a religious person has met a deity from a different religion.
Some Christians even meet St. Peter at his pearly gates, while Hindus are more likely to be judged by Chitragupta who has their names written in his great book. Americans are likely to go along with the heavenly beings they meet while Indians are more likely to resist when they meet Yamraj, the King of the Dead, or his messengers, the Yamdoots, who have come to take them away. Americans are likely to meet their mothers but Indians rarely encounter female figures.
The experienced 'realness' of the visions leads many people who have them to reject any naturalistic explanation at all, and in the scientific literature the debate is dichotomised between those who are convinced that near-death experiences (NDEs) are evidence of life after death and those, like myself, who are not (Bailey and Yates 1996). In fact, the experience cannot be evidence of life after death because all the people who described the experiences were still alive. Nor can any naturalistic explanation, however full and satisfying, prove there is no life after death. So the argument is ultimately sterile. But from the memetic point of view this is not the issue. Instead, we should ask a different question: why are NDE memes so successful?

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