September 30, 2010

Corpuscles of Culture



Susan Blackmore 1999: The Meme Machine


pt 1 & pt 3 & pt 4 & scribd.com

S. 68 f.)
Im Jahre 1975, kurz bevor Dawkins die Memtheorie vorschlug, schrieb der amerikanische Anthropologe F.T. Cloak über kulturelle Instruktionen. [...] Cloak vermutet, dass Kultur in kleinen, unverbundenen Schnipseln erworben wird, die er "Kulturkörperchen" oder "kulturelle Instruktionen" nennt.
Weiterhin unterscheidet er sehr sorgfältig zwischen den Instruktionen im Kopf der Menschen und dem Verhalten, der Technologie oder der sozialen Organisation, die diese Instruktionen hervorrufen. Ersteres bezeichnet er als "i-Kultur", letzteres als "m-Kultur". Wenn er auch kein Replikatorkonzept verwendet, so arbeitet er den Status der kulturellen Instruktionen doch sehr klar heraus. Er betont, dass die Funktion der i- wie der m-Kultur letztlich im Erhalt und in der Weiterverbreitung der i-Kultur besteht. Daher, so seine Schlussfolgerung, sollte es uns nicht überraschen, einige Merkmale in der m-Kultur zu finden, die Funktionen ausüben, welche für den Organismus, der sie ausübt, irrelevant oder sogar schädlich sind. Er vergleicht kulturelle Instruktionen mit Parasiten, die das Verhaltens ihres Wirtes in Teilbereichen kontrollieren – ein wenig wie ein Grippevirus, das Sie zum Niesen bringt um sich weiter zu verbreiten. Er zieht den Schluss:

"Kurz gesagt, 'unsere' kulturellen Instruktionen arbeiten nicht für uns Organismen, wir arbeiten für sie. Bestenfalls leben wir in Symbiose mit ihnen, wie mit unseren Genen.
Schlimmstenfalls sind wir ihre Sklaven." (Cloak 1975)

Ganz offensichtlich hat Cloak erkannt, welche Folgen die Existenz eines zweiten egoistischen Replikators hat – selbst wenn andere später argumentierten, kulturelle Instruktionen seien überhaupt keine Replikatoren. (Alexander 1979)
In seinem Buch "Das Egoistische Gen" erwähnt Dawkins Cloak und fügt hinzu, er wolle in die von Cloak und anderen eingeschlagene Richtung weitergehen. Doch Dawkins wirft die Verhaltensweisen und die Instruktionen, die sie hervorrufen, zusammen und nennt alles Meme, während Cloak beides trennt – eine Trennung, die in gewisser Weise der Trennung zwischen dem Genotyp und dem Phänotyp in der Biologie analog ist.
Später trifft Dawkins (1982) dieselbe Unterscheidung wie Cloak und definiert ein Mem als "Informationseinheit, die in einem Gehirn wohnt".

p. 49 f.)
In 1975, just before Dawkins proposed the idea of memes, the American anthropologist F. T. Cloak wrote about cultural instructions. [...] Cloak suggested that culture is acquired in tiny, unrelated snippets that he called "corpuscles of culture" or "cultural instructions".
Furthermore, he distinguished very carefully between the instructions in people's heads and the behaviour, technology or social organisation that those instructions produce.
The former he called the "i-culture" and the latter the "m-culture".
He was absolutely clear about the status of cultural instructions, even though he did not use the replicator concept. He said that the ultimate function of both i-culture and m-culture is the maintenance and propagation of the i-culture. Therefore, he concluded, we should not be surprised to find some m-culture features that perform functions that are irrelevant, or even destructive, to the organisms who make or do them.
He compared cultural instructions to parasites that control some of their host's behaviour – a bit like a flu virus that makes you sneeze to get itself propagated.
He concluded:

"In short, 'our' cultural instructions don't work for us organisms, we work for them.
At best, we are in symbiosis with them, as we are with our genes. At worst, we are their slaves." (Cloak 1975, p. 172)

Quite clearly. Cloak had seen the implications of having a second selfish replicator – even though others subsequently argued that cultural instructions are not replicators at all. (Alexander 1979)
In The Selfish Gene, Dawkins mentions Cloak, saying that he wants to go further in directions being explored by Cloak and others. However, Dawkins lumps together both the behaviours and the instructions that produce them, and calls them all memes, while Cloak separates the two – a distinction that is somewhat analogous to the distinction between the genotype and the phenotype in biology. Later, Dawkins (1982) makes the same distinction as Cloak and defines a meme as "a unit of information residing in a brain".


S. 72) Konzept der "kulturellen Fitness" – Überlebenstüchtigkeit eines kulturellen Merkmals
p. 52) concept of "cultural fitness" – the fitness for survival of a cultural trait itself


S. 100 f.) Vor vielen Jahren fragte Jacob Bronowski beispielsweise, warum wir soziale Veränderung nicht besser verstehen, und beklagte, dass wir nicht in der Lage sind, die relevante Einheit festzulegen. (Hull 1982)
Ich habe mitbekommen, wie Leute die ganze Vorstellung der Memetik beiseite geschoben haben, weil "man nicht einmal sagen kann, was die Grundeinheit eines Mems ist." Nun, das stimmt, ich kann es nicht. Und ich denke auch nicht, dass es nötig ist. Ein Replikator muss nicht ordentlich verpackt in fertig etikettierten Funktionseinheiten auftreten. Da Gene unser vertrautestes Beispiel sind, sollten wir sie bei diesem Thema zum Vergleich heranziehen.

p. 71) For example, many years ago Jacob Bronowski wondered why we do not have a better understanding of social change and blamed our not being able to pin down the relevant units. (Hull 1982) I have heard people dismiss the whole idea of memetics on the grounds that "you can't even say what the unit of a meme is". Well that is true, I cannot. And I do not think it is necessary. A replicator does not have to come neatly parcelled up in ready-labelled units. Since genes are our most familiar example we should look at the same issue for them.


S. 107)
Effiziente Meme sind diejenigen, die zu einem langanhaltenden Gedächtniseintrag von hoher Wiedergabegenauigkeit führen. Meme breiten sich vielleicht deshalb erfolgreich aus, weil sie einprägsam sind, und nicht etwa, weil sie wichtig oder nützlich sind. [...]
Eine wichtige Aufgabe der Memetik wird sein, die Psychologie des Gedächtnisses mit einem Verständnis der memetischen Selektion zu verbinden. [...]
Was macht also einen Replikator mit hoher Wiedergabequalität aus? Dawkins (1976) fasst es in drei Worten zusammen: Wiedergabetreue, Fruchtbarkeit und Langlebigkeit. D.h., ein Replikator muss präzise kopiert werden, es müssen viele Kopien gemacht werden, und die Kopien müssen lange Zeit überdauern – wenn auch eine dieser Qualitäten zu Lasten der anderen gehen kann.

p. 75 f.)
Effective memes will be those that cause high fidelity, long-lasting memory. Memes may be successful at spreading largely because they are memorable rather than because they are important or useful. [...]
An important task of memetics will be to integrate the psychology of memory with an understanding of memetic selection. [...]
What, then, makes for a good quality replicator? Dawkins (1976) sums it up in three words – fidelity, fecundity, and longevity. This means that a replicator has to be copied accurately, many copies must be made, and the copies must last a long time – although there may be trade-offs between the three.


S. 140 f.) Die Art und Weise, wie Meme den Prozess der sexuellen Selektion für sich ausnutzen können, ist einzigartig. Was immer gerade "in" ist, kann sich so schnell ändern, wie sich die Meme verändern, und das ist viel schneller, als die Gene längere Schwanzschleppen oder ein Talent zum Bauen fantastisch geschmückter Lauben produzieren können. [...] Die Selektionsdrücke, die auf die Gene wirken, verändern sich nun im Schlepptau von Veränderungen der Meme. Der Prozess der sexuellen Zuchtwahl ist genau derselbe wie in Beispielen für die biologische Evolution, aber mit dem zusätzlichen Dreh, dass sich die Faktoren, auf die hin selektiert wird, mit der Geschwindigkeit der memetischen Evolution ausbreiten können.

p. 97 f.) The way memes can exploit the process of sexual selection is unique. Whatever is deemed "in" can change as fast as the memes change – and that is much faster than genes can produce longer tails or an innate ability to build a fancy nest. [...] The selection pressures on the genes now change in the wake of changes in the memes. The process of sexual selection is exactly the same as it is in examples of biological evolution, but with the added twist that the things being selected for can spread at the speed of memetic evolution.


S. 147 f.)
Schweigen ist wie ein wunderbar gejätetes Blumenbeet, das auf Ihre Lieblingspflanzen wartet, und es bleibt nicht sehr lange so. Eine schweigende Person stellt eine ideale Kopiermaschine dar, die nur darauf wartet, in Gang gesetzt zu werden. Ihr Gehirn ist voll von Ideen, Erinnerungen und Gedanken, die geteilt, und Handlungen, die ausgeführt werden können. Die soziale Welt ist voll von neuen Memen, zur Verbreitung geschaffen und darum wetteifernd, von Ihnen aufgegriffen und weitergegeben zu werden. Aber Sie können unmöglich alle Meme aussprechen. Daher tobt ein heftiger Wettstreit darum, welches Mem sich Ihrer Stimme bedienen darf – nicht weniger heftig als der Wettstreit in Ihrem Garten um einen Platz zum Wachsen. Den Mund zu halten ist ebenso harte Arbeit wie Jäten.
Welche Meme werden den Wettstreit um Ihre Stimme gewinnen?
Vielleicht hilft es, wenn wir wieder unsere bekannte Frage stellen. Stellen Sie sich eine Welt voller Memwirte vor, in der es weitaus mehr Meme gibt, als unterkommen können. Nun fragen Sie sich: welche Meme werden mit größerer Wahrscheinlichkeit einen sicheren Unterschlupf finden und weitergegeben werden?

Gewisse Meme lassen sich besonders leicht aussprechen oder zwingen ihre Wirte beinahe dazu wie weiterzugeben. Dazu gehören saftige Skandale, Schreckensnachrichten, tröstliche Gedanken und nützliche Instruktionen aller Art. Bei einigen davon hat dieser "Verbreite mich"-Effekt gute biologische und psychologische Gründe. Vielleicht sprechen sie das Bedürfnis nach Sex, nach sozialem Zusammenhalt, nach freudiger Erregung oder Sicherheit an. Vielleicht geben Leute sie weiter um sich anzupassen, sich beliebter zu machen oder sich an der Überraschung oder dem Gelächter des Gegenübers zu freuen. Vielleicht ist die Information für den anderen auch wirklich nützlich. Wir können all diese Gründe zweifellos untersuchen (und genau das tun Psychologen auch), aber für die memetische Argumentation, die ich verfolgen will, spielen sie keine Rolle. Der Punkt, auf den es ankommt, ist, dass Sie das, was Sie über die Gesundheit der Rosen Ihrer Nachbarin gehört haben, mit geringerer Wahrscheinlichkeit weitererzählen werden als den Klatsch darüber, was Ihre Nachbarin hinter diesen Rosen treibt. Solche "Sag' mich"-Meme werden sich daher besser verbreiten als andere Meme, und viele Leute werden von ihnen angesteckt werden. [...] Nur wenige Meme erreichen solche Durchschlagskraft, doch das Prinzip ist allgemein gültig.

p. 102 f.)
Silence is like a beautifully weeded flowerbed, just waiting for your favourite plants, and it does not stay that way for long. A silent person is an idle copying machine waiting to be exploited. Your brain is full of ideas, memories, thoughts to be shared, and actions to be carried out. The social world is full of new memes being created, spread about, and competing to be taken up by you and passed on again. But you cannot possibly speak them all. Competition to take charge of your voice is strong – just as competition to grow in the garden is strong. Keeping silence is as hard work as weeding.
So which memes will win in this competition to take over your voice?
It may help to ask again our familiar question – imagine a world full of brains, and far more memes than can possibly find homes. Which memes are more likely to find a safe home and get passed on again?

Certain memes are particularly easy to say, or almost force their hosts to pass them on. These include bits of juicy scandal, terrifying news, comforting ideas of various sorts, or useful instructions. Some of these have their "spread me" effect for good biological and psychological reasons. Perhaps they tap into needs for sex, social cohesion, excitement, or avoiding danger. Perhaps people pass them on in order to conform, to be better liked, to enjoy the other person's surprise or laughter. Perhaps the information will be genuinely useful to the other person. We can certainly study all these reasons (and indeed psychologists do just that) but for the memetic argument I am proposing here it does not matter what they are. The point is you are less likely to want to pass on some boring thing you heard about the health of your neighbour's rose bushes than a rumour about what your neighbour was doing behind them. Such "say me" memes will therefore spread better than other memes and many people will get infected with them. [...] Few memes can claim anything like this power, but the principle is quite general.


S. 160 f.)
Seltsamerweise sind die beiden Hauptgegner eines traditionellen darwinistischen Zugangs zum Sprachursprung der wohl bekannteste Evolutionstheoretiker, Stephen Jay Gould, und der weltweit bekannteste Linguist, Noam Chomsky. [...] Nach Chomsky verfügen wir über angeborene Sprachstrukturen, aber wir sind nicht durch natürliche Auslese an diesen Punkt gelangt. [...] Nach seiner Ansicht gab es keinen Selektionsdruck, der auf die Sprache selbst wirkte.
S. 165 f.)
Der Harvarder Neurowissenschaftler Terrence Deacon nennt Menschen "die symbolische Art". Seiner Meinung nach lieferte "symbolische Referenz" den einzigen denkbaren Selektionsdruck für die Evolution des Hominidengehirns – unter symbolischer Referenz versteht er den Gebrauch von willkürlich gewählten Symbolen, die als Stellvertreter für etwas anderes dienen. Die symbolische Kommunikation erleichterte die Mutter-Kind-Kommunikation, die Weitergabe von Tricks bei der Nahrungssuche, die Manipulation von Konkurrenten, gemeinsame Kriegsführung und Verteidigung, die Weitergabe von Fertigkeiten zur Werkzeugherstellung und das Teilen gemeinsamer Erfahrungen. "Es stehen zu viele interessante Optionen zur Auswahl," meint er, aber sie konnten erst ins Spiel kommen, nachdem die "symbolische Schwelle" überschritten worden war. Sobald echte symbolische Kommunikation erst einmal möglich geworden war, argumentiert er, hätten einfachere Sprachen (die heute ausgestorben sind) einen Selektionsdruck für größere und bessere Gehirne geschaffen, die diese Sprachen verstehen und erweitern konnten, was schließlich zu unserem modernen Sprachtypus führt. Aber wir mussten erst einmal die "symbolische Schwelle" überschreiten.

Wie und warum geschah das? Wegen der Ehe, meint er.
Nach Deacons Ansicht konnten frühe Hominiden nur dadurch Vorteile aus einer auf Jagd und Sammeln beruhenden Substistenzstrategie ziehen, wenn sie in der Lage waren, ihre reproduktiven Beziehungen mit Hilfe von Symbolen zu regeln.

Eine symbolische Kultur war die Antwort auf ein reproduktives Problem, das nur Symbole lösen konnten: der Imperativ, einen sozialen Kontrakt zu repräsentieren.

Nach dieser Theorie entstand die symbolische Kommunikation, weil sie nötig war um eheliche Beziehungen zu regeln, und sie wurde dann wegen der zahllosen Vorteile, die sie für andere Formen der Kommunikation bot, allmählich verbessert.

p. 111 f.)
Oddly enough, the two major opponents of a traditional Darwinian approach to language origins are one of the world's most famous evolutionary theorists, Stephen Jay Gould, and the world's best-known linguist, Noam Chomsky. [...] According to Chomsky, we do have innate language structures, but they have not got there by natural selection. [...] On this view there were no selection pressures for language itself.
p. 115 f.)
The Harvard neuroscientist Terrence Deacon proclaims humans "the symbolic species". He argues that symbolic reference provided the only conceivable selection pressure for the evolution of hominid brains – and by symbolic reference he means the use of arbitrary symbols to stand for something else. Among the advantages of symbolic communication are mother-infant communication, passing on foraging tricks, manipulating competitors, collective warfare and defence, passing on toolmaking skills, and sharing past experiences. "There are too many compelling options to choose from," he says. But, he argues, these could only have come into play once the "symbolic threshold" was already crossed.
Once true symbolic communication was possible simpler languages (now extinct) would have created a selection pressure for bigger and better brains able to understand them and extend them, leading ultimately to our modem kind of language. But we had to cross the "symbolic threshold" in the first place.

So how and why did this happen?
For marriage, he says.
According to Deacon, early hominids could only take advantage of a hunting-provisioning subsistence strategy if they could regulate their reproductive relationships by symbolic means.

Symbolic culture was a response to a reproductive problem that only symbols could solve: the imperative of representing a social contract (The Symbolic Species).

On this theory, then, symbolic communication began because it was needed to regulate marriage, and then was gradually improved because of the myriad advantages it provided for other forms of communication.


S. 167)
Ich habe mehrere populäre Theorien diskutiert, die sich mit der Funktion von Sprache beschäftigen. Alle Autoren haben erkannt, dass hier ernsthafte Probleme vorliegen, und zu erklären versucht, warum Sprache für die frühen Hominiden einen Selektionsvorteil bedeutete. Ich bin nicht davon überzeugt, dass einer von ihnen das Rätsel des Ursprungs der menschlichen Sprache wirklich gelöst hat. Sie müssen erklären, warum es nur eine einzige Art gibt, die mit Hilfe einer komplexen grammatikalischen Sprache kommuniziert, warum diese eine Art ein Gehirn hat, das so viel größer ist als das ihrer nächsten Verwandten und warum diese eine Art herumläuft und nicht nur über Sex, Essen und Kämpfen redet, sondern auch über Mathematik, die Vorteile von Macintosh gegenüber Windows und Evolutionsbiologie diskutiert. Komplizierte Sachverhalte an andere weitergeben zu können, bietet offenbar Vorteile. Wenn sich die Umwelt verändert, kann sich eine Art, die in der Lage ist zu sprechen und neue Kopiertechniken weiterzugeben, schneller anpassen, als eine Art, die sich nur durch genetische Veränderungen anzupassen vermag. Kann das Grund genug sein für all die kostspieligen Veränderungen, die die Evolution herbeigeführt hat, um uns das Sprechen zu ermöglichen? Ich weiß es nicht.
Ich kann nach diesem notwendigerweise kurzen Überblick über die existierenden Theorien nur den Schluss ziehen, dass es in dieser Frage keine wirkliche Übereinstimmung gibt.

p. 116 f.)
I have considered several popular theories of the function of language. All their authors realise there are serious problems, and have tried to explain why language would have given early hominids a selective advantage.
I am not convinced that any of them really solves the mystery of human language origins.
They need to explain why there is just one species capable of communicating with complex grammatical language, why this one species has a brain so very much bigger than its nearest relatives, and why this one species goes around talking not only about sex, food, and fights, but also about mathematics, the advantages of Macintosh over Windows, and evolutionary biology. There are obviously some advantages to being able to communicate complicated things. When the environment changes, a species that can speak, and pass on new ways of copying, can adapt faster than one that can adapt only by genetic change. Could this be reason enough for all the expensive changes that evolution has brought about in order to give us speech? I do not know. I can only conclude, after this necessarily brief review of the existing theories, that there is no real consensus over the issue.


S.168 f.)
Die Memetik liefert einen neuen Zugang zur Evolution von Sprache, weil wir darwinistisches Denken auf zwei Replikatoren anwenden, statt nur auf einen einzigen. Nach dieser Theorie ist Sprache sowohl ein Produkt genetischer als auch memetischer Selektion.
Kurz gesagt lautet die Theorie folgendermaßen: Die menschliche Sprachfähigkeit stellte primär für die Meme einen Selektionsvorteil dar, nicht für die Gene. Die Meme veränderten dann die Umwelt, in der die Gene selektiert wurden, und zwangen sie so, immer bessere memverbreitende Apparate zu bauen. Mit anderen Worten besteht die Funktion von Sprache darin, Meme zu verbreiten.
Das ist eine kühne Behauptung, und ich werde meine Argumentation daher Schritt für Schritt entwickeln und dabei auf das aufbauen, was wir über Koevolution wissen.
Ich habe bereits erklärt, wie eine Koevolution zwischen Memen und Genen ein großes Gehirn hervorgebracht haben könnte. Um den Sachverhalt nochmals zusammenzufassen: Wenn sich Imitation erst einmal entwickelt hat, kommt ein zweiter Replikator ins Spiel, der sich viel rascher als der erste ausbreitet. Da die Fähigkeiten, die anfangs kopiert werden, biologisch nützlich sind, zahlt es sich für den Einzelnen aus, die besten Imitatoren zu kopieren und/oder sich auch mit ihnen zu paaren. Diese Verknüpfung hat zur Folge, dass erfolgreiche Meme zu diktieren beginnen, welche Gene am erfolgreichsten sind: diejenigen Gene, die für die Ausbreitung dieser Meme verantwortlich sind. Die Gene können nicht vorausgesehen haben, welche Auswirkung die Schaffung eines zweiten Replikators haben würde, und können die Uhr, wie die Dinge liegen, nicht mehr zurückdrehen. Sie werden nun von den Memen vorwärts getrieben. Daraus resultiert die dramatische Zunahme der Gehirngröße. Diese Theorie sagt nicht nur ein zunehmend größeres Gehirn voraus, sondern ein Gehirn, das speziell darauf ausgelegt ist, die erfolgreichsten Memtypen weiterzuverbreiten.
Ich werde darlegen, dass dies genau auf uns zutrifft, und das dies die Evolution der Sprache erklärt. Wenn erfolgreiche Meme die Evolution des Gehirn vorantreiben, dann müssen wir fragen, welche Meme dies sind.

p. 117 f.)
Memetics provides a new approach to the evolution of language in which we apply Darwinian thinking to two replicators, not one. On this theory, memetic selection, as well as genetic selection, does the work of creating language.
In summary, the theory is this: The human language faculty primarily provided a selective advantage to memes, not genes. The memes then changed the environment in which the genes were selected, and so forced them to build better and better meme-spreading apparatus. In other words, the function of language is to spread memes.
This is a strong claim and I shall therefore take the argument slowly, building on our understanding of coevolution.
I have already explained how meme-gene coevolution could have produced the big brain. To summarise: once imitation has evolved, a second replicator comes into being which spreads much faster than the first. Because the skills that are initially copied are biologically useful, it pays individuals both to copy and to mate with the best imitators. This conjunction means that successful memes begin to dictate which genes are most successful: the genes responsible for improving the spread of those memes. The genes could not have predicted the effect of creating a second replicator and cannot, as it were, take it back. They are now driven by the memes. This is the origin of the dramatic increase in brain size. This theory predicts not only an increasingly large brain but a brain that is specifically designed to be good at spreading the most successful kinds of memes.
I shall argue that this is exactly what we have, and that this explains the evolution of language.
If successful memes drive the evolution of the brain, then we need to ask which memes these are.

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